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0272 - Um null Uhr schnappt die Falle zu

0272 - Um null Uhr schnappt die Falle zu

Titel: 0272 - Um null Uhr schnappt die Falle zu
Autoren: Um null Uhr schnappt die Falle zu
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ist Shandy Anderson. Welche Todesart?«
    »Eingeschlagene Schädeldecke.«
    »Irgendwelche Hinweise?«
    »Nein, Taschen ausgeräumt, kein Geld, keine Papiere. Todeszeit nach Meinung des Arztes etwa um Mitternacht. Ich vermute, dass er nicht hier umgebracht wurde, sondern dass die Täter nur seine Leiche hier abluden. Reifenspuren oder so etwas konnten wir nicht feststellen. Die Müllwagen sind ja schon mehr als zwei Stunden hier herumgekarrt, bevor er entdeckt wurde.«
    »Ich danke Ihnen für die prompte Nachricht, Inspektor! Schicken Sie uns bitte Kopien Ihrer Berichte zu.«
    Phil und ich gingen wieder zu dem Jaguar.
    »Statten wir Chic-Chic-Rod einen Besuch ab?«, erkundigte sich Phil mehr im Ton einer Feststellung als einer Frage.
    »Genau das!«, antwortete ich grimmig.
    ***
    Rod Murphy bewohnte ein Appartement in der 219th Street im Herzen seines Bezirks Williamsbridge im Stadtteil Bronx.
    Von außen war das Haus nur eine Mietskaserne wie jede andere, aber Murphy hat das oberste Geschoss für sich allein beschlagnahmt, hatte Wände herausreißen und Fenster erweitern lassen, und nun besaß er eine Bude, die einem Filmstar alle Ehre gemacht hätte. Der Kontrast war fast lächerlich. Man stiefelte durch ein enges, schmutziges Treppenhaus, in dem es alles andere als erfreulich roch, dessen Wohnungstüren braun und unansehnlich waren, dessen Geländer wackelte, Sprossen fehlten, Stufen knarrten, und man landete vor einer elfenbeinfarbenen Tür mit einem riesigen Namensschild in Goldbuchstaben: Rod Murphy.
    Ich drückte den Zeigefinger auf den Klingelknopf, und ich ließ ihn dort, bis die Tür geöffnet wurde.
    Der narbige Rico aus Andersons Drugstore öffnete. Er wurde sehr blass bei unserem Anblick.
    »Rod da?«, knurrte ich ihn an.
    »Ja, aber…«, stotterte er.
    Ich stieß ihn mit der flachen Hand vor die Brust und räumte ihn aus dem Weg.
    Schon in der Diele lagen echte Perserteppiche.
    »Wo?«, fauchte ich den Gorilla an.
    Er zeigte auf eine der Türen.
    »Aber er schläft noch…«, beteuerte er.
    Ich riss die Tür auf.
    Der Raum dahinter war so groß wie ein Tanzsaal. In der Mitte stand ein riesiges Bett mit Steppdecken aus blauer Seide und Kissen aus feinstem Damast. Aus dieser Filmstar-Pracht richtete sich Chic-Chic-Rod bei unserem Eintritt entsetzt auf. Sein Gesicht passte zu Damast und blauer Seide wie ein Smoking zur Figur eines Schauermanns aus dem Hafen. Als er uns erkannte, funkelten seine Augen vor Wut.
    »Das ist doch die Höhe!«, brüllte er laut, wenn auch etwas schlaftrunken. »Ich werde euch den Gouverneur auf den Hals hetzen! Seit wann können sich in unserem Land die Bullen alles erlauben? Raus!«
    Ich trat nahe an sein Bett heran. Irgendetwas muss wohl in meinem Gesicht zu lesen gewesen sein, das Murphy veranlasste, sein Maul zuzuklappen.
    »Raus!«, sagte auch ich, aber ich knurrte es nur. Zehn Sekunden lang fand zwischen dem Gangster und mir ein Blickduell statt. Dann schlug Murphy die blaue Seide zurück und krabbelte aus dem Damast. Der Kerl trug einen Schlafanzug in Himmelblau, geschnitten, als wäre er ein Smoking. Es war ein lächerlicher Anblick.
    Er fuhr in Pantoffeln aus Krokodilleder, zerrte einen Morgenrock von einem Stuhl, ein Ding aus chinesischer Seide und stieg hinein.
    »Sagt endlich, was ihr wollt?«, bellte er uns an.
    »Mit dir über Shandy Andersons Tod sprechen«, antwortete ich.
    Chic-Chic-Rod schrak zusammen.
    »Ist das wahr?«
    »Wenn du dich beeilst, kannst du ihn noch auf dem Schuttplatz an der 112th sehen.«
    Murphy biss auf seiner Unterlippe herum.
    »Ich brauche ’nen Whisky«, sagte er, erstaunlich leise im Vergleich zu seinem sonstigen Gebrüll. Im nächsten Augenblick aber schrie er schon wieder: »Zum Henker, müssen wir unbedingt im Schlafzimmer miteinander reden? Bin ich schon so verdächtig, dass ihr mich nicht einmal mehr an meinen Whiskyschrank lasst.«
    Ich gab ihm wortlos den Weg frei. Er marschierte vor uns her in sein Wohnzimmer, einen wahren Prachtsalon aus Teppichen, Ledersesseln und schweren dunklen Möbeln.
    Murphy versorgte sich an der Hausbar mit einem respektablen Whiskyschluck, nahm eine schwarze Brasilzigarre aus einer silbernen Kiste, biss die Spitze ab, spuckte sie in die Gegend.
    »Wollt ihr auch?«, fragte er.
    Phil und ich schüttelten den Kopf.
    Murphy ließ sich in einen Sessel fallen, stieß mächtige Dampfwolken aus, schüttelte in Abständen den Kopf und grunzte immer wieder: »So, so, der alte Anderson ist tot! Zum Henker!
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