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0271 - Im Labyrinth des Todes

0271 - Im Labyrinth des Todes

Titel: 0271 - Im Labyrinth des Todes
Autoren: Im Labyrinth des Todes
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brüllte Wilding.
    Das Weinen des Jungen ging in ein trockenes Schluchzen über, das den kleinen Körper hin und her schüttelte. Der Stuhl, auf den der Junge gefesselt war, knarrte.
    Wilding legte die Pistole vor sich auf den Tisch.
    Schwer stützte er seine Arme auf.
    Seine listigen Augen fixierten nacheinander die Gestalten, die vor ihm in Reih und Glied gefesselt auf den Stühlen saßen.
    Neben dem kleinen Jungen saß eine ältere Frau. Ihre ausgemergelten Züge verrieten nur zu deutlich die Angst, die in ihrem hageren Körper bohrte.
    Der junge Mann daneben hatte krampfhaft die Zähne zusammengebissen. Ein Auge starrte voller Wut auf den Gangster, der hinter dem Tisch hockte. Das andere Augen war geschlossen. Die blutige Braue darüber ließ den Grund unschwer erkennen.
    Ein alter Mann starrte auf die mächtigen Pratzen des Gangsters. Trotz der roten Haare auf dem Handrücken entdeckten seine entsetzten Augen das Blut an den Knöcheln des Riesen.
    Das Mädchen, das neben dem alten Mann saß, hielt den Kopf auf die Brust gesenkt. Die schwarzen Haare fielen wie ein dichter Vorhang nach vorne und ließen nichts von ihrem Gesicht erkennen. Fast hätte man meinen können, das Mädchen schlafe. Aber ihre Knie zitterten unter dem dünnen Kleidchen wie Lämmerschwänze, wenn der Wolf heult.
    Zwischen dem Mädchen und dem Spülstein in der Ecke stand der letzte Stuhl. Der junge Mann auf ihm mochte zwei oder drei Jahre älter sein als jener, dessen Auge von Wildings Faust getroffen worden war. Wütend zerrte er an seinen Fesseln, aber das entlockte Wilding nur ein geringschätziges Lachen.
    »Müh dich doch nicht so ab, Kleiner«, spottete er, »die Fesseln, die ich anlege, die halten auch. Hör lieber gut zu, was ich dir und den anderen zu sagen habe.«
    »Einen Dreck hast du mir zu sagen«, fuhr der junge Mann auf. »Ich müsste nur die Hände freihaben, dann würde ich dir schon zeigen, was du zu sagen hast.«
    Der alte Mann mischte sich ein. Ruhig sagte er: »Lass das, Alfredo, reiz ihn nicht noch! Du hast deine Hände nicht frei, und wir können nichts gegen ihn ausrichten.«
    Wilding wuchtete sich von der Sitzbank hoch und zwängte sich hinter dem Tisch vor. Er baute sich vor dem alten Mann auf und brummte anerkennend: »Langsam wirst du vernünftig, Graukopf. Sag deinen Burschen, dass sie ruhig sein und sich an meine Befehle halten sollen. Wenn ihr mit heiler Haut davonkommen wollt, dann müsst ihr schon das Spiel mitmachen. Kapiert?«, fügte er mit Nachdruck hinzu und wog die Pistole in seiner Hand.
    Der alte Mann nickte und grub seine Zähne in die blutleere Unterlippe. Wilding trat noch einen Schritt näher und fragte: »Wie heißt du?«
    »Cassella, Alfredo Cassella«, kam es tonlos.
    »Jetzt pass mal gut auf!«, fuhr Wilding fort. Er richtete den Lauf seiner Pistole auf den Magen des alten Mannes. »Wenn du nicht willst, dass ich dich und deine Familie umlege, dann musst du mir helfen. Denk nicht dran, du könntest mich reinlegen. Ich werde bis zum Abend hier bleiben. Bis es dunkel ist. Ich werde euch natürlich so lange auf den Stühlchen sitzen lassen. Was meinst du, könnte das auffallen, wenn ihr heute nirgendwo auf kreuzt? Überleg es dir gut! Wenn man nach euch sucht oder fragt, und ich falle auf, dann gibt’s hier ein Familienbegräbnis. Verstanden?«
    Cassella hatte verstanden. Er überließ sich nicht seiner Wut, so wie es seine Söhne taten.
    »Ich glaube nicht, dass das auffällt. Die Jungs bearbeiten mit mir die Farm. Nur Angela arbeitet in der Stadt. In einem Büro. Aber sie hat schon öfters mal einen Tag gefehlt. Das wird nicht auffallen. Und der Kleine«, damit deutete er mit dem Kopf zu dem Jungen, der immer noch schluchzte. »Braucht nicht in die Schule. Die haben für ein paar Tage Ferien.«
    Wilding grinste zufrieden. »Gut. Hast du einen Wagen?«
    Cassella schüttelte den Kopf. »Mein Bruder in New Britain hat einen.«
    »Kannst du den Wagen besorgen, ohne dass dein Bruder viel fragt, wofür du ihn brauchst?«
    »Sicher. Mein Bruder ist tagsüber weg. Nur meine Schwägerin ist da. Das geht ganz einfach.«
    »Du besorgst also den Wagen, oder besser einer von deinen Söhnen. Wir werden deinen Ältesten schicken. Den da«, wies er grinsend auf den Sohn, dessen Auge immer mehr anschwoll.
    Bevor der junge Mann eine heftige Entgegnung anbringen konnte, fragte der alte Cassella rasch: »Wenn Sie den Wagen haben, was dann? Werden Sie dann auch bestimmt verschwinden und uns in Ruhe
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