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0271 - Im Labyrinth des Todes

0271 - Im Labyrinth des Todes

Titel: 0271 - Im Labyrinth des Todes
Autoren: Im Labyrinth des Todes
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Ratschläge zu.
    Der Wirt schob seine imponierende Gestalt durch die Tischreihen und stürzte auf die Streitenden zu. Seine Löwenstimme übertönte den Lärm. So fiel unser Erscheinen nicht auf. Unbeobachtet kamen wir zur Theke. Erst ließen wir uns von der Kellnerin eine Flasche Bier geben, dann sah ich mich genauer um.
    Die Musik-Box stand auf der linken Seite der Theke, gleich neben der Tür, die zu den Toiletten führte. Ein Mann stand vor dem Gerät und fütterte es mit Münzen. Dann hielt er sich mit beiden Händen an dem Apparat fest, als habe er Angst, die Schallwellen würden ihn umwerfen. Obwohl William Bull mir den Rücken zudrehte, erkannte ich ihn.
    Der Lärm, der jetzt aus der Box aufheulte, war in der Tat umwerfend. Ungeniert konnte ich zu Phil sagen: »Bleib hier! Ich werde mich erst mal allein mit Bull unterhalten.«
    Ich ließ mich von dem Barhocker gleiten und schlenderte an der Theke entlang. Bull stand noch in der gleichen Haltung an der Box, als ich zu ihm trat. Er bemerkte mich in der Nickel Verkleidung der Lärmmaschine, die wie ein Spiegel wirkte. Er blieb stehen, als habe er den Platz gepachtet. Laut sagte ich: »He, möchte auch mal ’nen Dime riskieren.«
    Bull trat sofort zur Seite. Ich zog eine Münze aus der Tasche und warf sie in den Schlitz. Als ich mich über die Wählscheibe beugte, stand ich ganz nahe neben ihm. Unsere Blicke begegneten sich in dem Nickelspiegel.
    »Was wollen Sie mir denn von Ihrem Freund erzählen?«, fragte ich gerade so laut, dass Bull mich verstehen konnte.
    »Wir müssen uns woanders unterhalten«, flüsterte er heiser. Seine Augen flackerten nervös. »Hier ist dicke Luft!«
    »Okay«, gab ich leise zurück. »Wir trinken unser Bier aus und gehen. Sie kommen dann ein paar Minuten später nach. Wir warten draußen auf Sie.« Unmerklich nickte er.
    ***
    »Bull will sich woanders mit uns unterhalten. Er scheint sich nicht ganz sicher zu fühlen«, sagte ich zu Phil, als wir die Kneipe verlassen hatten.
    »Meinst du, er würde beobachtet?«
    Ich zuckte die Achsel. »Ich habe nichts bemerkt. Aber Bull wird schon seine Gründe haben. Wäre allerdings möglich, dass er beobachtet wird.«
    Wir gingen langsam ein kleines Stück die Straße hinunter. Vor dem kleinen Buchladen blieben wir stehen. Der Händler hatte vor seinem Laden eine Stellage aufgebaut. Darin stand eine Menge antiquarische Bücher. In aller Gemütsruhe sahen wir uns einige Bände an und konnten dabei den Eingang zum Alabama unauffällig beobachten.
    Nachdem ich die obersten beiden Reihen durchgesehen hatte, zündete ich mir eine Zigarette an. Nervös rauchte ich sie zu Ende. William Bull war bis jetzt noch nicht erschienen. Dafür erschien der Ladenbesitzer und warf uns misstrauische Blicke zu. Ich warf den Rest der Zigarette in den Rinnstein und schaute auf meine Uhr.
    Mehr als eine Viertelstunde war schon seit unserem Weggehen vergangen. Bull nahm sich verflucht viel Zeit. Aus dem dritten Fach fischte ich einen Kriminalroman, der noch sehr gut erhalten war.
    »Den möchte ich nehmen«, sagte ich zu dem Buchhändler und ging mit ihm in den Laden. Ich bezahlte und ließ mir das Buch einpacken. Ich verwickelte den Buchhändler noch in ein kurzes Gespräch. Alles in allem brauchte ich fast zehn Minuten, bis ich wieder neben Phil stand.
    »Na?«, fragte ich, »hast du was gesehen?«
    Doch Phil schüttelte nur den Kopf.
    Es war mir unverständlich, warum Bull uns so lange warten ließ.
    »Ich gehe noch mal in das Alabama zurück, Phil.«
    »Meinst du denn nicht, dass das auffällt?«
    »Werde nach meinem Feuerzeug fragen, das ich angeblich verloren habe.«
    Bis zum Alabama waren es nur ein paar Schritte. Ich dachte an die dichten Rauchschwaden in der Bude und holte noch ein paarmal tief Luft, bevor ich durch die Tür trat. Mit der rechten Hand teilte ich den schweren Vorhang.
    Der Anblick, der sich mir bot, ließ meinen Schritt einen Moment stocken. Ich sah William Bull. Er lag auf dem Steinboden der Halle. Seine Arme waren weit vom Körper gespreizt. Der Kopf war so zur Seite gedreht, dass die weit auf gerissenen gebrochenen Augen auf die leere Garderobe gerichtet waren. Sein Mund stand halb offen, als wolle er einen Schrei ausstoßen.
    Aber William Bull konnte nicht mehr schreien. William Bull konnte auch nicht mehr sprechen. William Bull war tot! In seinem Rücken steckte ein Messer.
    ***
    »Halt’s Maul, Junge, oder ich lang dir’n paar hinter die Löffel, dass dir Hören und Sehen vergeht«,
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