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0270 - Mordnacht der Wölfe

0270 - Mordnacht der Wölfe

Titel: 0270 - Mordnacht der Wölfe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zahlte einen hohen Preis für ihre Seher-Gabe. Sie war blind.
    Dennoch sah sie Teri Rheken - mit ihrem inneren Auge. Die Druidin spürte das ständige magische Tasten der anderen. Und da war noch etwas mehr. Etwas, das ihr die Alte fast unheimlich erscheinen ließ. Zumindest aber geheimnisvoll. Aber sie konnte sich im ersten Moment nicht erklären, was es war.
    »Ich wußte, daß du kommen würdest«, sagte die Alte mit überraschend fester, heller Stimme, während sie in ihrem Schaukelstuhl hin und her wippte. »Du verfügst über erstaunliche Fähigkeiten. Du bist gefährlich.«
    »Etwas für Sie, Señora?« fragte Teri schnell und zwang sich zu einem leisen Lachen.
    Das Gesicht der Alten blieb ausdruckslos. »Hüte dich, Druidin«, sagte sie. »Du hast viele Feinde, auch hier im Dorf. Kannst du sie erkennen?«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Teri etwas verwirrt. »Ich kam, weil ich mich mit Ihnen über den Werwolf unterhalten wollte. Und darüber, warum Sie immer so genau wissen, wo er auftauchen wird.«
    Die Alte schwieg.
    »Es gibt eine Verbindung zwischen Ihnen und dem Werwolf«, sagte Teri.
    »Vielleicht«, gestand die Alte zu Teris Überraschung. »Aber in anderer Form, als du es ahnst, Druidin. Die Zeit wird es dir zeigen. Wichtig ist, daß du deine Feinde erkennst.«
    »Mein Feind ist der Werwolf«, sagte Teri. »Ich jage ihn.«
    Sie betrachtete die Blinde eingehend. Sie trug ihren Namen zu recht. Sie mußte weit über hundert Jahre alt sein und war dennoch unglaublich rüstig. Beides paßte nicht so recht zusammen. Teri war verwirrt. Sie schaffte es einfach nicht, sich ein klares Bild zu verschaffen. Die Alte war undurchschaubar. So etwas hatte Teri noch bei keinem anderen normalen Menschen erlebt. Sie konnte wohl die Para-Gaben der Alten erkennen, aber dann war Schluß. Sie drang nicht weiter ein.
    Blieb nur eine Möglichkeit: Vielleicht war die Alte kein normaler Mensch…
    »Wirklich?« fragte die Seherin mit spöttischem Unterton, während ihr Gesicht immer noch ausdruckslos war. »Jagt er nicht in Wirklichkeit dich, Druidin?«
    »Spiel nicht das Orakel«, wehrte Teri jetzt verärgert ab. Im nächsten Moment biß sie sich auf die Zunge. Sie wollte nicht so schroff sein. Aber die Ausstrahlung der Alten verwirrte sie und ließ sie anders reagieren als gewohnt.
    »Ich bin gekommen, um Fragen zu stellen, nicht um mich verunsichern zu lassen«, sagte sie wesentlich ruhiger. »Willst du mir antworten?«
    »Ich habe dir gesagt, was zu sagen ist«, erwiderte die Alte.
    Teri schüttelte den Kopf. In Wirklichkeit hatte die Alte doch gar nichts gesagt. Sie war den Fragen ausgewichen. Die Druidin beschloß, es anders zu versuchen. Sie konzentrierte sich auf ihre eigene Para-Kraft. Ihre Augen begannen schwach zu leuchten wie Phosphor. Mit ihrer Druiden-Kraft wollte Teri die Barriere im Geist der Alten durchbrechen und ihre Gedanken lesen.
    Aber auch jetzt kam sie nicht durch! Die Barriere war stärker, aber sie wirkte auch als Abwehrwaffe, wie Teri es nie zuvor erlebt hatte! Plötzlich explodierte etwas in ihr selbst. Sie schrie auf, wurde förmlich hochgerissen von ihrem Stuhl. Beide Hände preßte sie gegen die Schläfen und spürte den grellen Schmerz, der hinter ihrer Stirn hin und her tobte wie zuckende Blitze. Sie hörte jemanden schreien und wußte nicht, daß sie selbst es war, die schrie.
    Dann ließ der Schmerz nach. Teri taumelte rückwärts bis zur Tür, die aus der Stube direkt ins Freie führte.
    Draußen hämmerte ein schwerer Körper gegen das Holz. Fenrir fühlte, daß mit seiner Gefährtin etwas geschah, und begehrte mit unbändiger Wildheit Einlaß.
    Teri glaubte einen flirrenden Blitz zu sehen, der zur Tür huschte. Draußen beruhigte sich Fenrir schlagartig.
    »Wer… wer bist du?« keuchte die Druidin vom Silbermond und starrte die Alte erschrocken an. Noch nie zuvor war sie derart abgeschmettert worden. Die Alte besaß ungeheure Macht. Sie konnte mehr, als sie zuzugeben bereit war.
    War sie nicht eine Zauberin?
    Eine Hexe?
    »Ich dulde es nicht, daß jemand in meinen Gedanken schnüffeln will«, sagte die Alte mit unnatürlicher Ruhe. »Laß dir das eine Lehre sein. Niemand erfährt von mir mehr, als ich mitzuteilen gewillt bin.«
    Teri hielt es in dem Raum nicht mehr aus. Von einem Moment zum anderen fühlte sie sich bedroht. Sie öffnete die Tür, taumelte nach draußen und stürzte fast über den winselnden Wolf. Die Stimme der Alten erreichte sie und ließ sie noch einmal erstarren.
    »Ich
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