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0270 - Mordnacht der Wölfe

0270 - Mordnacht der Wölfe

Titel: 0270 - Mordnacht der Wölfe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fielen. Genau seine Kragenweite. Mit der Señorita mußte doch etwas anzufangen sein. Hoffentlich hatte sie nicht irgend einen dämlichen macho bei sich, der gerade irgendwo in einem Haus nach dem Weg fragte.
    Das Mädchen in den knallengen weißen Jeans und der luftigen Bluse öffnete die Fondtür.
    Julios Grinsen gefror zur Grimasse. Eine kalte Hand griff nach seinem Herzen und preßte es zusammen.
    Ein Prachexemplar von Wolf sprang aus dem Diplomat auf die Straße!
    ***
    »Vendrell? Wo liegt denn das?« fragte Professor Zamorra. »Nie von gehört…«
    Nicole Duval wußte Rat. Sie breitete eine Landkarte über den Frühstückstisch aus, ungeachtet diverser Tassen und Marmeladentöpfchen, die Raffael Bois noch nicht abgeräumt hatte. »Hier«, sagte sie und tippte auf einen Punkt knapp unterhalb von Barcelona an der spanischen Küste.
    »Ist ja gar nicht só weit weg«, sagte Zamorra überrascht. Der Parapsychologe, der das genaue Gegenteil eines vertrockneten Akademikers war, beugte sich vor. »Das schaffen wir doch mit links.« Er zog das Telegramm unter der Karte hervor und überflog es noch einmal.
    Treffen uns schnellstens in San Diego de los Angeles stop Dorf Abfahrt knapp hinter Vendrell stop wichtig stop Werwolf stop Teri
    »Dürfte kaum eine besondere Ähnlichkeit mit Los Angeles in Kalifornien haben«, schmunzelte Zamorra. »Wahrscheinlich ist der Name des Dorfes länger als die Einwohnermeldeliste. Heiliger Diego von den En geln… muß ja sehr christlich zugehen, da…«
    »In Los Angeles geht’s auch nicht gerade christlich zu«, erinnerte Nicole, Zamorras Geliebte, Privatsekretärin, Kampfgefährtin und zuweilen »Zusatzgedächtnis«.
    »Zumal sich ein Werwolf da herumtreibt«, fügte sie hinzu. »Wann starten wir?«
    »Sobald du die Tickets besorgt hast.« Zamorra gähnte ausgiebig, räumte die Karte mit einem leichten Schlag der Hand vom Tisch auf den Teppich und schenkte Kaffee nach. »Ich hasse frühes Aufstehen.«
    Nicole schüttelte den Kopf. »Nix Tickets«, sagte sie. »Wir werden fahren. Bis wir eine Maschine bekommen, am Flugplatz sind, in Spanien wieder ’rausklettern, durch die Zollkontrolle pilgern und uns dann nach einem klapprigen Mietwagen Marke Rost in Spain umsehen, sind wir mit dem eigenen Wagen schon da.«
    »Da ist was dran«, sagte Zamorra. Vor allem die Sache mit dem Mietwagen konnte kompliziert werden. Spanien war nicht Frankreich, da sah man alles viel lockerer. Und ob sich ein geeignetes und vor allem robustes Fahrzeug fand, war nicht sicher.
    »Außerdem«, stellte Nicole fest und frischte den Kaffee mit fünfzig Prozent Milch auf, bis er erbleichte wie ein Eisbär unter der Polarsonne, »außerdem bin ich seit einer Ewigkeit nicht mehr mit meinem Schätzchen gefahren. Es wird wieder Zeit.«
    Zamorras Gesichtsfarbe bekam Ähnlichkeit mit Nicoles Eisbärenkaffee. Er ahnte Entsetzliches. »Du Willst doch nicht mit dem Spritfresser… ?«
    »Hab dich nicht so wegen der lächerlichen fünfundzwanzig auf hundert«, wehrte sich Nicole. »Immerhin fährst du doch auch gern komfortabel.«
    »Im Mercedes«, nickte Zamorra.
    »Im Cadillac haben wir mehr Platz«, säuselte Nicole. »Außerdem ist der Kofferraum größer. Da kann ich endlich mal wieder einkaufen, wie es die Sitte ist.«
    Eine Stunde später rollte das weiße Cadillac-Cabrio, der Oldtimer aus den endfünfziger Jahren mit breitem Haifischmaul und riesigen Heckflossen, die Straße vom Château Montagne hinunter zur Loire-Straße und nahm Kurs auf in Richtung Süden. Zamorras Proteste hatten nichts genützt. Wenn Nicole sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, führte sie es auch durch.
    Und wenn es darum ging, mit dem fast sechs Meter langen Schlachtschiff durch schmale spanische Serpentinenfeldwege zu zirkeln…
    ***
    Der große, graue Wolf sprang auf die Straße und drehte den Kopf in Richtung des Toyota. Constanca am Lenkrad schrie auf und trat das Gaspedal durch. Der Wagen machte einen Satz nach vorn und soff ab. Verzweifelt versuchte das Mädchen ihn wieder in Gang zu bringen, aber der Anlasser orgelte nur.
    Julio daRaca riß die Tür wieder auf, die beim Startruck zugeflogen war, und riß das Gewehr heraus. Der Wolf rührte sich die ganze Zeit nicht vom Fleck.
    »Das ist das Biest!« keuchte daRaca. »Ich hab’s doch geahnt, daß es Fremde sein mußten…«
    Er wirbelte die Waffe herum, brachte sie in Anschlag und entsicherte. Jetzt kam Bewegung in das Mädchen. »Nicht schießen! Sind Sie verrückt
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