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0270 - Die Panik der Gespensterbande

0270 - Die Panik der Gespensterbande

Titel: 0270 - Die Panik der Gespensterbande
Autoren: Die Panik der Gespensterbande
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ein G-man? Ein Mann vom FBI?«, fragte er verdattert.
    Ich nickte wortlos.
    »Zeigen Sie Ihren Ausweis«, forderte Cleamer.
    Wollte er mich hereinlegen? Wollte er, dass ich meine Hände in den Taschen hatte, um den Ausweis zu suchen, während er abdrücken würde? Ich sah ihm in die wachsamen Augen.
    Dann riskierte ich es. Man kann sich täuschen, aber ich hatte nicht den Eindruck, als wollte er mich reinlegen. Ich zeigte ihm den Dienstausweis. Er steckte sofort seine Pistole weg.
    »Und ich hatte gedacht, Sie wären ein Gangster«, brummte er. »Okay, entschuldigen Sie. Was wollen Sie von mir?«
    »Wo wollen Sie hin?«, fragte ich.
    »Nach Detroit. Ich habe dort einen guten Job in der Autoindustrie bekommen. Übermorgen muss ich anfangen. Hier ist der Brief.«
    Er zeigte mir den Einstellungsbescheid vom Personalbüro einer sehr großen und bekannten Autofirma. Aber seit wann erwarb sich ein Gangster seinen Lebensunterhalt durch ehrliche Arbeit? Sollte er zu den wenigen gehören, die sich tatsächlich einem bürgerlichen Leben zuwenden, wenn sie die ersten bitteren Zuchthauserfahrungen hinter sich haben.
    »Aber Sie heißen doch Cleamer, nicht wahr?«, fragte ich. »Versuchen Sie nicht, uns etwas weiszumachen. Wir haben Ihre Fingerabdrücke.«
    »Ja, zum Teufel, ich heiße Cleamer!«, knurrte er. »Ich sehe schon ein, dass ich hier nicht wegkomme. Okay, ich fahre einen Zug später. Bringen Sie mein Gepäck zum Bahnhof und geben Sie es auf. Den Gepäckschein bringen Sie mir da drüben ins Café. Einverstanden?«
    »Ganz wie Sie wollen«, erwiderte der angesprochene Taxifahrer und nahm auch die beiden letzten Koffer von Cleamer in Empfang.
    Phil war nicht schlecht erstaunt, als ich mit Cleamer in das Café kam. Auch er bestellte sich Kaffee, danach sah er ums auf fordernd an.
    »Also los«, sagte er. »Fangen Sie an! Was wollen Sie von mir?«
    »Ich hätte es auch im Beisein des Taxifahrers sagen können«, brummte ich. »Aber ich wollte Ihnen diese peinliche Szene ersparen. Sie sind verhaftet, Cleamer. Geben Sie sich keine Mühe. Sie werden sogar wegen Mordes vor Gericht gestellt werden.«
    Seine Reaktion war völlig andere, als man sie hätte erwarten können. Er sah uns nur groß an, dann fragte er plötzlich: »Ach bitte, sagen Sie mir doch mal meinen vollständigen Namen!«
    »John C. Cleamer«, erwiderte Phil. »Was soll das?«
    Cleamer griff in die Brieftasche und packte aus: einen Führerschein, Militärentlassungspapiere, Impfscheine und einen amerikanischen Auslandspass. Alles lautete auf den Namen Robert Stan Cleamer.
    »Wen soll ich ermordet haben?«, fragte er, als wir die Papiere durchsahen.
    »Den Nachtwächter der Spedition Starks & Browers in Queens«, sagte ich. »Wenigstens hat jemand dabei geholfen, der auf den Namen John C. Cleamer hört.«
    Cleamer nickte, lehnte sich zurück, steckte sich eine Zigarette an und blies langsam den Rauch aus.
    »Jetzt habe ich endgültig genug«, sagte er leise. »Sie reden von meinem Bruder. Mein Gott, was habe ich alles versucht, um den Kerl zur Vernunft zu bringen. Völlig sinnlos, lauter nutzlos vergeudete Zeit. Ich habe meinen Namen geändert, nur damit ich nicht dauernd mit diesem Burschen verwechselt werde. Aber jetzt ist endgültig Schluss. Ich lasse mir von dem Burschen nicht mein ganzes Leben ruinieren. Ich habe ihn gewarnt. Nicht einmal, nicht zehnmal, aber gut und gern hundertmal. Er ist zwei Jahre älter als ich, aber wir sehen uns sehr ähnlich. Jedes Mal, wenn sein Bild im Zusammenhang mit einem neuen Prozess in den Zeitungen stand, hielten mich die Leute für den Burschen, der gerade wieder eine Gefängnis- oder eine Zuchthausstrafe aufgedonnert bekam. Und jetzt soll er auch noch gemordet haben. Himmel, ich hab’s geahnt, dass es eines Tages so kommen würde. Ich hab’s geahnt, seit damals der Unfall mit Lee passierte…«
    »Was für ein Unfall?«, erkundigte ich mich.
    »Lee war mein Mädchen«, erklärte Cleamer leise. »Wir wollten heiraten. Aber John war hinter ihr her. Einmal habe ich ihn zusammengeschlagen, weil er aufdringlich geworden war. Ein paar Wochen später brachte er Lee in einem Auto nach Hause, als ich mit Blinddarmreizung im Bett lag. Als man das Auto fand, war Lee verbrannt. John hatte nur ein paar Schrammen. Ich habe bis heute nicht daran geglaubt, dass es ein Unfall war…«
    Wir schwiegen. Nach einer ganzen Weile fragte Phil: »Wissen Sie nicht, wo wir Ihren Bruder finden könnten? Cleamer, er mag tausendmal Ihr Bruder sein -
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