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027 - Gefangener des Unsichtbaren

027 - Gefangener des Unsichtbaren

Titel: 027 - Gefangener des Unsichtbaren
Autoren: Larry Brent
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Moment, als sie seine Hand
berührte, öffnete er leicht die Augen. Das Röcheln verstummte.
    »Eileen… ?« fragte er leise. »Bist du… es ?« Sie war so überrascht
von seiner Reaktion, daß sie zusammenzuckte.
    »Phil ?« entfuhr es ihr dann, und ihr Herz begann wie rasend zu schlagen.
    »Du… sprichst! Oh, Phil, es geht…
dir besser… dein Atem… als ich hereinkam, ist es mir schon aufgefallen… dein
Atem ist viel ruhiger und gleichmäßiger geworden… Wie fühlst du dich ?«
    Tränen stiegen ihr in die Augen.
Sie wußte nicht, ob sie weinen oder lachen sollte.
    »Es ist alles okay, Darling, ich
glaube, ich hab’s geschafft… ich fühle mich leichter, kräftiger…«
    »Wie lange liegst du schon wach?
Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt ?«
    »Ich glaube nicht… ich bin
plötzlich zu mir gekommen… grundlos… schön, daß du da bist. Wie spät haben
wir’s denn ?«
    Schon wollte sie drei Uhr
nachts sagen, als sie es sich im letzten Augenblick anders überlegte.
    »Noch früh am Abend«, flüsterte
sie. »Es ist gerade dunkel geworden…«
    »Dann mußt du bald nach Hause
gehen…«
    »Nur noch ein paar Minuten, Phil…«
    Er wußte nicht, daß sie seit zwei
Tagen ständig hier im Krankenhaus weilte und seit dem Anruf der Schwester vor
zwei Tagen mit seinem Ableben rechnete.
    Und nun ging es ihm besser. Es war
ein Wunder geschehen!
    Er drehte ihr leicht das Gesicht
zu und versuchte zu lächeln.
    »Wenn die Schwester oder der Arzt
hereinkommen«, konnte sie nicht an sich halten, »na, die werden Augen machen .«
    Er lächelte zaghaft. »Es ist
schön, dich zu sehen…«, sagte er leise. »Es ist angenehm, dich in der Nähe zu
wissen… ich habe soviel Schreckliches erlebt .«
    »Schreckliches erlebt? Wovon
sprichst du, Phil ?«
    »Träume… Fieber-Phantasien… sie
verblassen langsam .«
    Als er das sagte, legte sie seine
Hand auf seine Stirn. Sie fühlte sich noch immer sehr heiß an.
    »Du mußt dich noch schonen, nicht
soviel sprechen«, ermahnte sie ihn.
    »Das kostet dich Kraft .«
    Er nickte kaum merklich.
»Trotzdem… ich muß darüber sprechen, es bedrückt mich…«
    »Was bedrückt dich ?«
    »Die Träume… die Dinge, die ich
gesehen und erlebt habe…«
    Eileen Hanton konnte sich eines
gewissen Unbehagens nicht erwehren. Die Stimme des Todkranken wurde deutlich
fester, kräftiger, als erhole er sich zusehends. »Du hast nichts erlebt, Phil.
Das kommt dir nur so vor… Phantasien können manchmal sehr real wirken…«
    »Real, Eileen, das ist es ja… ich
stand mitten drin… in dem fremden Haus… sah den Mann genau vor mir… erst wollte
ich weggehen und mich nicht um ihn kümmern. Aber dann drehte ich mich um… und
blieb…«
    Er sprach plötzlich wie in Trance.
Seine Augen waren weit geöffnet, als starre er in unwirkliche Ferne.
    »Warum sagst du das so merkwürdig,
Phil ?«
    »Ich weiß nicht, Eileen… es
beschäftigt mich, verstehst du ?… Ich kenne den Mann
nicht… und doch… ist er mir nicht fremd… er ist eine Gefahr für mich… das habe
ich sofort gespürt … deshalb mußte ich ihn töten…«
    Ihre Augen verengten sich. »Du
hast geträumt, du würdest… jemand töten ?«
    »Ich habe es erlebt… mit jeder Faser
meines Körpers… ich habe ihn erwürgt, die Leiche mit Benzin übergossen und dann
verbrannt .«
    »Makaber…«
    »Ja, das ist es… die Bilder stehen
ganz deutlich vor mir… Sie verblassen nicht Eileen .«
    »Fieber-Phantasien… du solltest
nicht weiter darüber nachdenken…«
    »Das Ganze geschah nicht
unmotiviert«, fuhr er fort. »Es ergab einen Sinn, wenn auch einen
schrecklichen. Der Mann besaß etwas, was ich unbedingt haben wollte… ein
Gemälde…«
    »Was für ein Gemälde, Phil?«
    »Eine unheimlich wirkende Sonne
war darauf abgebildet .«
    »Wie kann eine Sonne unheimlich
wirken, Phil? Eine Sonne, das ist ein gutes Omen. Sie bedeutet Licht, Leben,
Wärme…«
    »Diese Sonne symbolisierte die
Nacht, den Tod und die Kälte, Eileen…« Die Art und Weise, wie er das sagte,
ließ sie zusammenfahren.
    »Aber es war ein schönes Bild, ein
schaurig-schönes Bild…. wenn du verstehst, was ich meine… Es war mir nicht
unbekannt. Es erinnerte mich an einen Traum, den ich als Junge mal hatte… nach
einer Nacht im Crowden-House, wo ich mich mit einer Tante aufhielt .«
    »Was ist das Crowden-House, Phil?
Ich kenne es nicht .«
    »Wahrscheinlich habe ich nie
darüber gesprochen… kein Mensch erzählt schließlich alle Einzelheiten aus
seinem
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