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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel
Autoren: Edgar Wallace
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konnte.
    »Hier ist jemand, den Sie kennen«, sagte er, indem er sie in ein Zimmer führte.
    Dort standen zwei Personen: Dora Elton und ihr Mann.
    Audrey bohrte die Nägel in ihre Handflächen und bewahrte ihre Fassung auf erstaunliche Weise.
    »Kennen Sie dieses Mädchen?« fragte Dick.
    »Nein, ich habe sie noch nie gesehen«, erwiderte Dora mit unschuldiger Miene. Auch ihr Mann gab dieselbe Versicherung ab.
    »Ich denke, es ist Ihre Schwester«, sagte Dick.
    Dora lachte. »Ich habe nur eine Schwester, und die ist in Australien.«
    »Wissen Sie nicht, daß Ihre Mutter und Ihre Schwester in Fontwell lebten?«
    »Meine Mutter hat niemals in Fontwell gewohnt«, sagte Dora ruhig. »Da lebten Leute, die ich unterstützte. Wenn dies eine Tochter jener Frau ist, so ist sie mir vollkommen fremd.«
    Während sie sprach, hielt sie die Augen wie hilfesuchend auf Audrey gerichtet, und diese wurde sich plötzlich darüber klar, daß Doras Geschichte gar nicht unwahrscheinlich war. Sie hatte unter ihrem Bühnennamen geheiratet, und es war durchaus möglich, daß man sie in Fontwell nicht als Frau Bedfords Tochter erkennen würde, denn sie war niemals wieder dort gewesen, und ihre Mutter gehörte zu der Art von verschlossenen Naturen, die keine Vertrauten haben.
    »Was Frau Elton sagt, ist wahr«, erklärte Audrey ruhig. »Ich kenne sie nicht, und sie kennt mich auch nicht.«
    Dick Shannon öffnete die Tür, und Audrey wurde draußen wieder von der Aufseherin in Empfang genommen. Als sie fort war, trat er auf die Eltons zu.
    »Ich weiß nicht, wie lange sie dies durchführen wird«, sagte er. »Aber wenn sie dabei bleibt, kommt sie ins Gefängnis. Und nun will ich Ihnen etwas sagen. Wenn dieses Kind ins Gefängnis geschickt wird - wenn Sie es zugeben, daß sie sich für Sie aufopfert, werde ich mir weder bei Tag noch bei Nacht Ruhe gönnen, bis ich Sie beide hinter Gitter gebracht habe.«
    »Sie scheinen zu vergessen, mit wem Sie sprechen!« entgegnete Dora mit blitzenden Augen.
    »Ich weiß, daß ich mit zwei völlig skrupellosen, völlig verdorbenen, völlig herz- und seelenlosen Leuten spreche«, sagte Dick. »Hinaus mit Ihnen!«
    Lacy Marshalt saß in seinem Frühstückszimmer. Eine Zeitung war vor ihm aufgebaut, und er verglich eine Fotografie mit der Momentaufnahme eines Pressefotografen: ein aus dem Auto steigendes Mädchen zwischen einem Polizisten und einer Gefängnisaufseherin, im Hintergrund neugierige Zuschauer.
    Tonger kam hereingeschlüpft. »Haben sie geklingelt, Lacy?«
    »Ja, vor zehn Minuten. Und nun ein für allemal: Ich verbitte mir diese Anrede!«
    Der kleine Mann rieb sich vergnügt die Hände. »Hab' 'nen Brief von meinem Mädel«, sagte er. »Sie ist in Amerika und ist gut bei Kasse - wohnt in den ersten Hotels. Ein geriebenes Ding.«
    Lacy faltete die Zeitung zusammen und warf sie auf den Fußboden. »Frau Elton wird gleich hiersein. Sie kommt durch die Hintertür. Erwarte sie da und führe sie durch den Wintergarten in die Bibliothek. Wenn ich klingle, bringst du sie wieder auf demselben Weg zurück.«
    Als Dora nach kaum fünf Minuten in der Bibliothek erschien, stand Lacy vor dem Kaminfeuer.
    »Ich habe meine liebe Not gehabt, um herzukommen«, sagte sie. »Konnte es nicht nachmittags sein? Ich mußte Martin allerlei vorlügen. Bekomm' ich einen Kuß?«
    Er bückte sich und streifte ihre Wangen mit den Lippen.
    »Was für ein Kuß« spottete sie. »Nun, und ...?«
    »Dieser Juwelenraub«, sagte er. »Die Polizei scheint zu glauben, daß jenes angeklagte Mädchen deine Schwester ist?«
    Sie schwieg.
    »Ich weiß natürlich, daß du eine Diebin bist. Deinen Mann kenne ich von Südafrika her, und er gehört zu deiner Bande. Aber dieses Mädchen - hängt sie auch damit zusammen?«
    »Das wirst du selbst am besten wissen«, erwiderte sie unmutig. »Übrigens, hinten stand ein Mann und beobachtete dieses Haus, als ich herkam.«
    »Dieses Haus? Was für ein Mann?«
    »Er sah aus wie ein Gentleman, mager und vornehm -und er hinkte -«
    »Was?« Lacy packte sie am Arm. Er war leichenblaß. »Du lügst!«
    Sie riß sich erschrocken los. »Lacy! Was ist mit dir?«
    »Ach was - nichts als Nerven! Das Mädchen ist also deine Schwester?«
    »Meine Stiefschwester«, murmelte sie.
    »Das soll heißen, daß ihr verschiedene Väter hattet?«
    Sie nickte.
    Er schwieg eine Weile. Dann lachte er finster. »Sie geht also ins Gefängnis - um dich zu retten? Nun mir ist's recht. Ich kann warten.«
    Vier Wochen später, an
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