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0269 - Der Höllenspiegel

0269 - Der Höllenspiegel

Titel: 0269 - Der Höllenspiegel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte dennoch alles unbedingt Nötige mit. Sie schlüpfte in weiße Cowboystiefel und einen knappen Bikini, der Zamorra tief Atem holen ließ. Irgendwie hatte Nicole es fertiggebracht, die Tanga-Riemchen genau in der Farbe ihrer sonnengebräunten Haut zu bekommen, und dieses gewagte Etwas war ringsum mit bunten Perlenbändem besetzt.
    »Ich werde das Schwert mitnehmen«, verkündete Zamorra, »und jeden Knaben erschlagen, der dich zu lüstern anstarrt.«
    Sie lächelte. »Ich hab’ noch eine andere Ausführung da«, sagte sie. »Das Höschen statt mit Perlen mit einem Streifen Fell besetzt… aber ich glaube, das ist für die Hotelhalle doch etwas zu frech.«
    »Gut, daß du’s einsiehst«, brummte er. »Sag mal, kann man mit diesem… Fell-Tanga überhaupt ins Wasser?«
    »Man zieht ihn tunlichst vorher aus«, verkündete Nicole heiter. »Komm, sonst trinken uns die anderen die kalten Fruchtsäfte weg.«
    Der Lift trug sie nach unten.
    Die Freiluft-Bar war mäßig besetzt. An sie schloß das große Schwimmbecken des Hotels an. Gerade so, als gäbe es nicht ein paar Dutzend Meter weiter den weißen Atlantik-Strand. Nun, es gab Leute, die das Süßwasser dem Meer vorzogen. Und selbstverständlich war der Pool neben der Hotelbar der geeignete Platz für eine Reihe Bikini-Schönheiten, sich den amtierenden Playboys zu präsentieren und entsprechende Kontakte anzuknüpfen. Zamorra grinste und bestellte ein großes Bier. Nicole, die eigentlich der Fruchtsäfte wegen gekommen war, schloß sich ihm an. Zamorra schob die Krempe des Stetsons hoch, den er als Sonnenschutz übergestülpt hatte. »Hoffentlich verwechselt man uns jetzt nicht mit den Ewings«, murmelte er.
    »Ich sehe hübscher aus als Sue-Ellen, und J.R. trägt keinen Bart«, stellte Nicole fest. »Da sei mal unbesorgt…«
    Das Bier kam, und sogar angenehm gekühlt.
    Ein junger Mann mit Strohhut, T-Shirt und Shorts schob sich heran, nickte Nicole zu und wandte sich an den Parapsychologen. »Sie sind Zamorra, stimmt’s?«
    »Stimmt«, sagte Zamorra. »Woher kennen wir uns?«
    »Man hört so allerlei von Ihnen«, sagte der junge Mann, der Mitte der Zwanzig sein mochte. »Und dann sah ich zufällig Ihre Eintragung im Buch. Vielleicht können Sie uns helfen.«
    »Au wei«, murmelte Zamorra. »Nur, wenn es sich nicht vermeiden läßt. Ich gebe derzeit keine Vorlesungen.«
    »Ich bin Peter McCoy«, sagte der Fremde. »Und im Zimmer meiner Verlobten… hm, da stimmt irgend etwas nicht. Ich habe da seit kurzem ein höchst merkwürdiges Gefühl.«
    »Vielleicht«, mischte sich Nicole ein, »sollten Sie Ihre Verlobte künftig in Ihrem eigenen Zimmer liebhaben. Dann legt sich das mit dem Gefühl von allein.«
    McCoy räusperte sich. »Das ist es nicht«, sagte er. »Es ist immer in der Nähe des Spiegels. Ich versteh’s nicht. Es ist gerade so, als würde uns jemand durch diesen Spiegel beobachten.«
    Zamorra seufzte. »Erbarmen«, murmelte er. »Sie sollten den Hoteldetektiv damit beauftragen. Oder besser… versuchen Sie den Spiegel abzuhängen. Wenn es Ihnen gelingt, sind Sie ein wenig verrückt. Gelingt es Ihnen nicht, wickeln Sie sich ein Handtuch um die rechte geballte Faust, zertrümmern mit einem kräftigen Schlag den Spiegel und zugleich die Schneidezähne desjenigen, der dahinter steht und Ihnen beim Spiel aller Spiele zuschauen will. Sie kennen doch diese schönen Spion-Spiegel, nicht wahr.«
    Nicole schob ihr Bierglas auf den Thekenrand. »Paß auf das Gesöff auf, cherie«, bat sie, »daß der Keeper es nicht klaut und dem Haushund schenkt. Während ihr euch über Spiegel und Faustschläge unterhaltet, drehe ich ein paar Runden im Pool.« Sie streifte die hochhackigen Stiefel ab, tänzelte davon und verschwand mit einem weiten Sprung im aufspritzenden Wasser.
    »Sie sind ja immer noch da, Mister McCoy«, stellte Zamorra fest. »Soll ich Ihnen ein Bier oder einen Tomatensaft ausgeben?«
    »Ich habe selbst Geld«, versicherte McCoy ungerührt. »Trotzdem brauche ich Ihre Hilfe. Vielleicht können Sie den Spiegel magisch auspendeln oder so. Stellen Sie sich vor: ich habe ihn vorübergehend abgehängt… trotzdem blieb das Gefühl.«
    »Wie aufregend«, sagte Zamorra wenig überzeugt und nahm einen kräftigen Schluck. »Und jetzt glauben Sie, ich könnte ein wenig Hokuspokus machen… vielleicht fragen Sie einen Houngan.«
    »Ich will keinen verdammten Voodoo-Zauberer da hineinziehen«, erwiderte McCoy scharf.
    »Oh, die Voodoo-Leute können eine ganze Menge
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