Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0269 - Der Höllenspiegel

0269 - Der Höllenspiegel

Titel: 0269 - Der Höllenspiegel
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Erscheinungen empfindlich und empfänglich. Aber sie schüttelte den Kopf. »Ich meine es nur, weil er so fest davon überzeugt ist.«
    Zamorra setzte sich auf die Sesselkante und strich durch ihr Haar. »Ich habe das Amulett benutzt«, sagte er leise. »Ausnahmsweise war es mal wieder gehorsam. Und ich habe den Spiegel über das Amulett abgetastet. Wenn das aktiv ist und auch nichts feststellt…«
    Nicole zuckte mit den Schultern. »Gut«, sagte sie. »Aber dann verstehe ich diesen fast schon heiligen Eifer McCoys nicht.«
    »Er ist ein bißchen verrückt, wie alle Superreichen«, sagte Zamorra. »Ist dir aufgefallen, daß seine Verlobte sich überhaupt nicht zu der Sache geäußert hat? McCoy meint, er könnte mit seinem Geld über alles und jeden Verfügen, auch wenn’s nur so zum Spaß ist, und er hat sich selbst immer weiter in diese Situation hineingetrieben, daß er nicht mehr zurückkonnte. Und nun wird er zufrieden sein. Er hat seinen Willen gehabt. Er hat den großen Zamorra dazu gebracht, ihm einen Dienst zu erweisen. Jetzt kann er in Okkultistenkreisen damit prahlen.« Er lachte spöttisch.
    »Das meinst du doch hoffentlich nicht im Ernst«, murmelte Nicole und erhob sich. »Wo sind denn unsere Päckchen?«
    Sie fand sie und wickelte aus. Zamorras weißen Jeansanzug strafte sie mit Verachtung und grub die bestickte Bluse und das gewagt geschnitte Kleid aus. »Sieht fantastisch aus«, freute sie sich. Zamorra freute sich weniger, wurde doch sein Konto um erhebliche Beträge erleichtert. Nicole wußte, was schön war - und teuer. Und zielbewußt fand sie immer das Exquisiteste aus der vorhandenen Fülle heraus.
    Sie schleppte die Sachen hinüber in ihr Zimmerchen. »Was ziehe ich denn heute abend an?« hörte Zamorra sie überlegen. »Verflixt, zu der Bluse hätte ich noch einen Rock oder eine Hose mitnehmen sollen… Zamorra, cherie, wir müssen morgen früh unbedingt noch einmal einkaufen. Gut, daß wir den Wagen behalten haben.«
    Zamorra seufzte.
    Er warf sich in den Jeansanzug, fühlte sich glatt fünfzehn Jahre jünger und trat zu Nicole, die sich gerade vor dem Spiegel drehte. Das helle Kleid umfloß ihre Figur und gab bei jeder Bewegung sehr viel sonnengebräunte Haut frei.
    Das tröstete Zamorra über den Preis hinweg.
    Er grinste. »Hoffentlich kauert hinter deinem Spiegel nicht auch ein böser Dämon«, scherzte er.
    »Dann fallen dem gleich die Augen aus den Höhlen«, prophezeite Nicole und schlüpfte mit einer schnellen Bewegung aus dem Kleid. »Das ist der Notausstieg für ganz schnelle Augenblicke«, lachte sie und präsentierte sich wie Eva vor der Erfindung des Feigenblattes. »He«, protestierte Zamorra. »Das darf nur ich sehen und nicht der Dämon im Spiegel!« Er wirbelte Nicole herum, daß er zwischen ihr und dem Spiegel stand, und küßte sie.
    Nicole entwand sich seinen Händen und flitzte zum Notköfferchen. »Warte«, sagte sie. »Da war doch noch der Fell-Tanga…«
    Augenblicke später pfiff Zamorra durch die Zähne. »Wie kommt es, daß ich das gute Stück erst jetzt an dir sehe?« fragte er.
    »Ausnahmsweise selbst verfertigt«, erklärte Nicole. »Wie sehe ich aus?«
    »Fast wie Nicole pur«, bemerkte er. »Hinreißend. Ich fürchte, aus dem Abendausflug wird nichts mehr…«
    Er sollte recht behalten, wenn auch aus anderen Gründen.
    ***
    Aury Candra zog die durchscheinende, weit geschnittene Bluse mit den kurzen Ärmeln an und trat vor den Spiegel. Kritisch musterte sie sich. Der Hauch von Stoff war gerade durchsichtig genug, um erkennen zu lassen, daß sich darunter nur Aury befand und nichts Störendes dazwischen. Sie drehte sich, stellte fest, daß sie zufriedenstellend aussah, und überlegte, welche Hose wohl dazu passen würde. Die schwarzglänzende oder die Jeans mit Beinschlitzen?
    Plötzlich war das seltsame Gefühl da. Sie stutzte. Spielte sie jetzt auch schon so verrückt wie Peter? Sie lachte und beugte sich vor.
    Sie sah sich im Spiegel.
    Aber sie war nicht allein.
    Eine haarige Teufelsgestalt grinste ihr entgegen, mit rot glühenden Augen!
    Wollte Peter ihr den Streich spielen, war zurückgekommen und stand mit einer von diesen zuweilen recht echt aussehenden Horror-Masken hinter ihr? Sie wandte sich um.
    Da war niemand. Im Zimmer war sie allein.
    Nicht aber im Spiegel. Der Teufel grinste und streckte seine Arme vor. Sie und sein Kopf und Oberkörper drangen aus der glatten Spiegelfläche hervor und packten zu!
    Aury Candra kam nicht einmal zum Schreien. Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher