Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0269 - Der Höllenspiegel

0269 - Der Höllenspiegel

Titel: 0269 - Der Höllenspiegel
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Teufel zerrte sie in den Spiegel hinein, bevor sie einen Laut von sich geben konnte.
    Es war der Moment, in dem Peter McCoy das Zimmer betrat. Er war noch einmal zurückgekommen, weil er etwas vergessen hatte, hörte das Geräusch in Aurys Zimmer und sprang hinüber. Fassungslos sah er ein nacktes Bein im Spiegel verschwinden.
    »Aury?« schrie er. »Aury, wo bist du? Was ist passiert?«
    Aury antwortete nicht. Sie konnte es nicht. Sie war entführt worden. McCoy wieselte durch die Suite. Nirgends etwas von Aury zu sehen. Auf ihrem Bett lagen Strandkleid und Bikini und ein paar andere hastig ausgepackte Sachen. Sie selbst war verschwunden.
    Da begriff er, daß er keiner Halluzination erlegen war. Aury war durch den Spiegel entführt worden.
    »Ich hab’s geahnt«, flüsterte er erschüttert. »Ich hatte doch recht! Großer Himmel, Aury… Aury…«
    Er starrte den Spiegel mit den beiden Lippenstiftpunkten an, die ihn höhnisch angrinsten. Er wagte es nicht, sich dem Spiegel zu nähern. Er hatte Angst, erbärmliche Angst! Angst um Aury und auch Angst, selbst entführt zu werden!
    »Zamorra«, flüsterte er heiser. »Jetzt mußt du helfen, ob du willst oder nicht, du arroganter Mistkerl…«
    Er wirbelte herum, stürmte aus der Suite und hämmerte gegen Zamorras äußere Tür.
    Von drinnen kam ungnädiges Knurren. Eine Zwischentür wurde geöffnet. »Ich komme ja schon. Was soll der Krach«, tönte es, und dann wurde die Flurtür mit einem Ruck geöffnet.
    »Sie?« schnappte Zamorra.
    »Kommen Sie, schnell!« schrie McCoy. Seine Fäuste krallten sich in Zamorras Jacke. »Aury ist entführt worden… durch den Spiegel…«
    »Ich habe Sie schon einmal ersucht, mich nicht anzufassen«, sagte Zamorra scharf. »Es reicht, Mister.«
    Seine Hände zuckten hoch, sprengten McCoys Griff und stießen den Mann auf den Gang zurück. »Sie müssen wirklich verrückt sein«, sagte Zamorra.
    McCoy atmete keuchend. »Ich bin nicht verrückt«, zischte er. »Sie haben etwas übersehen. Im Spiegel ist wirklich etwas! Ich habe gesehen, wie Aury in den Spiegel gezerrt wurde und verschwand.«
    Zamorra sah ihn an. Ein Gefühl warnte ihn, vorschnell zu urteilen. Etwas klang in McCoys Stimme mit, das früher nicht dagewesen war. So sprach kein Verrückter, der sich etwas einbildete…
    Wortlos trat er an McCoy vorbei in dessen Suite und wandte sich Aury Candras Zimmer zu. In der Tür blieb er stehen.
    McCoy war hinter ihm. »Drei, vier Minuten ist es höchstens her«, sagte er heiser. »Es muß doch noch etwas zu fühlen sein.«
    »Sie scheinen sich da auszukennen«, sagte Zamorra kalt, während er die Silberkette über den Kopf zog, an der das Amulett hing. »Woher?«
    »Ich befasse mich mit Okkultismus«, sagte McCoy. »Genauer gesagt, ich habe es früher getan und dann schnell wieder gelassen. Aus gutem Grund.«
    Zamorra nickte. »Daran taten Sie gut«, sagte er. Er überlegte, dann aktivierte er das Amulett erneut. Wenn eine magische Handlung in diesem Zimmer vorgenommen worden war, dann konnte sie ihm nicht verborgen bleiben. Im Gegensatz zu einer Präsenz, wie sie vielleicht vorher im Spiegel gelauert haben mochte… wenn McCoys Story stimmte.
    »Haben Sie Kreide?« fragte Zamorra.
    Verständnislos schüttelte McCoy den Kopf. Dann aber begriff er. »Reicht auch Zigarettenasche?«
    Zamorra nickte nur. Er blieb dem Spiegel vorsichtshalber fern, während sich das Amulett langsam erwärmte. Es war aktiv, gehorchte seinem Befehl. Er fühlte es. Aber dennoch konnte er es nicht so einsetzen wie früher, bevor Leonardo deMontagne es vorübergehend in die Hände bekam. Seit jenen Tagen war alles ein wenig anders geworden. Zamorra mußte mehr auf eigenes Wissen und eigene Tricks zurückgreifen. Das Amulett war kein übermächtiges Allheilmittel mehr.
    Er ließ sich die Asche und einen Bogen Papier geben und malte ein magisches Symbol darauf. Er hob das Blatt vorsichtig an, feuchtete die Rückseite mit Speichel an und heftete sie an die handtellergroße Silberscheibe des Amuletts.
    Gespannt sah McCoy zu.
    »Ich könnte auch einen Besenstiel nehmen«, sagte Zamorra. »Aber den haben Sie hier ja wohl nicht greifbar.«
    Er trat vorsichtig neben den Spiegel. Dann konzentrierte er sich, schwenkte das Amulett mit dem bemalten Papier plötzlich an der Silberkette und ließ es gegen die Spiegelfläche knallen.
    Das Papier blieb am Spiegel haften!
    Verblüfft sprang Zamorra wieder zurück, das gelöste Amulett wieder in der Hand. Er hatte nicht damit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher