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0269 - Der Höllenspiegel

0269 - Der Höllenspiegel

Titel: 0269 - Der Höllenspiegel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hob ab. »Ihre Verbindung, Monsieur Zamorra«, quäkte es. »Sie können sprechen…«
    Es kam das Schaltgeräusch, mit dem sich die Vermittlung aus der Leitung zurückzog. Es rauschte. In weiter Ferne sprach Raffael Bois und hörte zu, wie Zamorra ihm gezielte Anweisungen gab. Nicole indessen beschloß, sich ein wenig anzukleiden. Denn daß sie bei der folgenden Aktion, den Dämon zu kitzeln, mit von der Partie sein würde, war klar.
    Sie betrat wieder ihren Schlafraum und sah sich um. Die Auswahl war trotz des Einkaufs nicht sonderlich groß. Kurzentschlossen griff sie nach dem hellen, kurzen Kleid mit den gewagten Freiheiten und schlüpfte hinein. Noch ein wenig hier und da zurechtzupfen, damit man nicht zuviel sah… ausgiebig begutachtete sie sich in dem großen Spiegel, war mit sich zufrieden und entschloß sich, die Cowboystiefel auch hierzu zu verwenden. Die waren immerhin modisch zeitlos und universell einsetzbar.
    Sie wollte sich abwenden, um wieder zu Zamorra hinüberzugehen. Da sah sie im Spiegel etwas, das nicht hinein gehörte.
    Es flog förmlich heran. Eine gehörnte, haarige Teufelsgestalt! Sie saß im Spiegel und griff jetzt an!
    Kam aus dem Spiegel heraus, streckte die Arme aus! Nicole schrie auf. »Zamorra… die Falle…«
    Sie schlug nach dem Dämon. Aber da hatte er schon ihre Arme gepackt und riß sie auf sich zu. Stinkender Atem blies ihr aus seinen Nüstern entgegen. Schon tauchte sie in den Spiegel ein. Instinktiv hatte sie die Augen geschlossen, weil ihr Unterbewußtsein sie davor warnte, daß beim Zusammenprall der Spiegel zerbersten würde, aber er zerbarst nicht, sondern ließ sie widerstandslos hindurchgleiten. Im nächsten Moment schlug sie auf der anderen Seite hart auf sandigem Boden auf.
    Sie griff ihrerseits zu, bekam die Unterarme des Dämons zu fassen und wirbelte ihn herum, während sie sich drehte. Er flog über sie hinweg, stürzte in den Sand und entglitt ihrem Griff. Einem Menschen hätte sie unbeabsichtigt bei diesem Drehsturz die Arme gebrochen; der Dämon schien aus Gummi zu sein.
    Er federte wieder hoch.
    Nicole auch. Sie starrte ihn an und versuchte neben ihm die Stelle zu erkennen, an der sie aus dem Spiegel gekommen war. Aber da war nichts, nur eine fast endlose Ebene, die eine Mischung aus Strand, Wüste und Steppe zu sein schien, unter schwarzem Himmel sonnenbeschienen leuchtend.
    Von der Tür zwischen den Dimensionen war nichts zu sehen, auch nichts zu fühlen!
    Der Dämon kicherte spöttisch. Er streckte seine Klauenhände aus.
    Flirrend zuckte magische Kraft daraus hervor, hüllte Nicole ein und schlug sie in unsichtbare Fesseln. Dann schwebte sie durch die Luft, raste auf einen mächtigen Baum zu und wurde von dessen beweglichen Ästen eingefangen.
    Sie schlangen sich um sie und hielten sie fest. Sie sah, wie der Gehörnte sich umdrehte und ihr den Rücken zuwandte. Er kauerte vor einem Punkt in der Luft und starrte konzentriert hinein.
    Das mußte das Spiegeltor sein.
    Nicole versuchte, sich die Stelle zu merken. Aber es gab keine Anhaltspunkte. Sie war zu weit entfernt. Kam sie nahe heran, würde sie nicht mit Sicherheit wissen können, wo genau die Übergangsstelle war. Wenn die Öffnung nicht größer als einen halben Meter im Durchmesser war, war sie spielend leicht zu verfehlen. Und mit jedem erneuten Danebengreifen verringerten sich die Fluchtchancen. Weltentore dieser Art hatten ihre eigenen Gesetze.
    Nicole preßte die Lippen zusammen. Sie hoffte, daß Zamorra vorsichtig genug war, sich erst gründlich vorzubereiten, ehe er ihr folgte. Und mit jeder verstreichenden Sekunde wuchs ihre Hoffnung.
    ***
    Zamorra ließ den Telefonhörer fallen und raste in Nicoles Zimmer. Er sah gerade noch zwei Schatten im Spiegel rasend schnell kleiner werden und verschwinden; offenbar kämpften sie gegeneinander. Dann schwand das Bild, und Zamorra sah im Spiegel nur noch sich selbst.
    Nicole war fort. Entführt worden.
    Das gab ihm die Gewißheit. Es war tatsächlich eine Falle, die auf ihn und Nicole zugeschnitten war. Jetzt also war dieser Spiegel das Weltentor, die Spiegel-Falle…
    Er wich zurück. Er wollte sich nicht überraschen lassen. Sowohl Aury als auch Nicole waren verschwunden, als sie allein vor dem jeweiligen Spiegel standen. Als sie bei McCoy zu mehreren vor dem Spiegel standen, der da auch schon Falle sein mußte, war nichts geschehen.
    Schlau gemacht, dachte Zamorra in widerwilliger Anerkennung. Der Fallensteller war vorsichtig. Dadurch, daß immer nur
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