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0268 - Traumschiff des Schreckens

0268 - Traumschiff des Schreckens

Titel: 0268 - Traumschiff des Schreckens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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arbeitete es völlig anders, als es eigentlich sollte. Anfangs hatte es sich sogar gegen Zamorra selbst gewandt, bis es ihm gelang, die Silberscheibe mit Hilfe des Ju-Ju-Stabes zu »beruhigen«.
    »Vielleicht kannst du jetzt auf diese Schutzsphäre und ihre Erzeuger einwirken und unsere rasende Talfahrt stoppen«, schlug Nicole vor. »Versuche es einfach mal.«
    Zamorra ließ seine Fingerkuppen vorsichtig über die erhabenen Schriftzeichen der Silberscheibe gleiten. Er überlegte, bevor er versuchte, eines davon zu verschieben. Jede dieser Verschiebungen setzte eine andere magische Handlung frei, wenn das Amulett wie in diesem Moment aktiv war.
    Aber diesmal geschah nichts. Das Zeichen war blockiert, blieb unbeweglich. Zamorra versuchte es mit einem konzentrierten Gedankenbefehl, aber auch diesmal erfolglos.
    »Es läßt sich nicht steuern«, sagte er. »Wir müssen weiter abwarten.« Er sah das Schwert Gwaiyur an, das zwischen den beiden Sesseln auf dem Boden lag, und zuckte dann mit den Schultern. Er warf wieder einen Blick auf den Bildschirm.
    Nichts hatte sich geändert.
    »Wir sind schon unter dem biologischen Gürtel«, sagte Nicole. »Und wir sinken jetzt noch schneller als vorher.«
    ***
    Kapitän Porter war nahe daran, sich auf den Gnom zu stürzen. Aber er ahnte, daß er gegen die Kräfte dieses unglaublichen Wesens keine Chance haben würde.
    »Was soll das?« fragte er scharf. »Du bist ein Gespenst, nicht mehr. Also hebe dich hinweg.«
    Der Klabautermann kicherte wieder. »Wir machen eine Reise«, wiederholte er. »Eine Reise ohne Wiederkehr … für euch.«
    Porter preßte die Lippen zusammen. Er drehte den Kopf und sah seine ULYSSES, die hinter ihnen immer kleiner wurde. Die RENO verschwand soeben zur Gänze. Die ULYSSES war zu groß, als daß der strudelnde Sog ihr gefährlich werden konnte, aber dennoch war die Barkentine stark beschädigt. Jetzt, aus der Entfernung, sah Porter das Ausmaß der Schäden erst in vollem Umfang. Wenn Scott klug war, ließ er Segel setzen und lief das Festland oder eine der Inseln an, solange es noch ging. Wenn erst einmal zu viel Wasser im Schiff war, wurde es zu schwer und fast manövrierunfähig. Aber andererseits … da war die Tauchkapsel mit Zamorra! Es bestand ja noch jede Menge Chancen, daß sie mit dem eigenen Motor wieder erschien. Zamorra mußte doch längst gemerkt haben, daß er nicht mehr an der Trosse hing, warum also tauchte er nicht wieder auf? Oder war er wirklich so selbstmörderisch veranlagt, daß er ohne Rückendeckung weitermachte?
    »Haben Sie eine Pistole?« flüsterte der Russe hinter Porter verhalten. »Ich schieße ihn über Bord …«
    Porter schüttelte den Kopf. Seine Waffe lag in seiner Kajüte. Er schalt sich einen Narren, daß er sie nicht mitgenommen hatte. Dabei hätte er eigentlich mit einem Angriff dieser Art rechnen müssen, nachdem der Anschlag mit der RENO fehlgegangen war.
    »Du willst uns also umbringen«, sagte er. »Warum? Was haben wir dir getan?«
    »Nichts«, krächzte der Dämonische heiser. »Aber meinen Gefährten. Und … ihr wißt zuviel. Viel zuviel von uns. Das darf nicht sein. Wer den Klabautermann sieht, dessen Schiff sinkt, und er stirbt. Von diesem alten Brauch wollen wir doch nicht abweichen, nicht wahr?«
    Beißender Zynismus sprach aus seinen Worten. Porter ballte die Fäuste. »Wer oder was bist du wirklich?« preßte er hervor. »Der Klabautermann ist nur Seemannsgarn, ein Hirngespinst …«
    »Frag deine Matrosen, Kapitän«, sagte der Gnom.
    »Und warum«, stieß Mary-Jane hervor, »bringst du uns erst soweit weg, wenn du uns töten willst?«
    Porter sah sie überrascht an. Er hatte nicht gedacht, daß eines der Mädchen noch den Mut zu einer Bemerkung aufbrachte. Aber Mary-Jane schien überhaupt anders zu sein als Sue. Er brauchte sich nur daran zu erinnern, wie sie sich um den Verletzten gekümmert hatte …
    »Vielleicht sollt ihr aus der Ferne erleben, wie euer Schiff sinkt«, kicherte der Klabautermann. »Und vielleicht – will ich euch in dem Glauben lassen, daß ihr noch eine Chance habt.«
    Er erhob sich, drehte sich blitzschnell und brach den Außenbordmotor mit einer raschen, ruckartigen Bewegung ab. Schrauben rissen knallend auseinander. Klatschend versank die Maschine im Wasser und sank schnell. Das Boot war jetzt ohne Antrieb und auch ohne Ruder.
    Der Klabautermann kicherte wieder schrill. Dann sprang er über Bord, klatschte ins Wasser und – war spurlos verschwunden …
    Losnikow
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