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0268 - Mit Vollgas in den Abgrund

0268 - Mit Vollgas in den Abgrund

Titel: 0268 - Mit Vollgas in den Abgrund
Autoren: Mit Vollgas in den Abgrund
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die Fährte trotzdem nicht auf?«
    »Nein«, antwortete ich. »Der Mord ist nicht verjährt, und solange wir nicht alle Möglichkeiten erschöpft haben, machen wir weiter.«
    »Sie haben freie Hand, Cotton. Ich habe drei meiner Leute zu Ihrer Verfügung in New Haven stationiert. Hier ist die Telefonnummer, unter der sie die Jungs erreichen, aber ich glaube nicht, dass Sie sie für einen Geheimeinsatz brauchen können. James Bash kennt die Gesichter aller G-men, die in Connecticut arbeiten. Ich möchte nur, dass Sie über gute Leute verfügen können, wenn es hart werden sollte.«
    »Vielen Dank, Mr. Kneight, aber für die ersten vierzehn Tage werde ich wohl niemanden benötigen. Ich muss alles lesen, was Allan und andere Beamte über James Bash festgestellt haben.«
    »Wir jagen Bash seit so langer Zeit, dass es auf vierzehn Tage nicht ankommt«, antwortete Charles Kneight.
    ***
    Ich brauchte zehn Tage für das Durcharbeiten der Aktenordner. Aus den zahllosen Berichten, Dokumenten, Fotografien, Vernehmungsprotokollen und Untersuchungsbefunden entstand das Bild einer Gangsterorganisation, die sich in ihrer Perfektion mit den schlimmsten Gangs der Prohibitionsjahre messen konnte.
    Die Fäden der Organisation zogen sich wie ein Spinnennetz über die ganze Stadt, und in der Mitte des Netzes saß ein Mann, in dessen Hand alle Fäden zusammenliefen: James Bash.
    Noch hatte ich den Mann nicht gesehen, und doch enthielten die Berichte Einzelheiten genug. So konnte ich mir ein Bild von ihm machen, das besser war als jedes Foto.
    Kein Zweifel, dass James Bash intelligent, brutal und verschlagen war, dass ihn eine ungeheuere Energie befähigte, alles und jedes schmutzige Geschäft zu betreiben. Er hatte klein angefangen, hatte für einen korrupten Gewerkschaftsboss die aufsässigen Mitglieder der Gewerkschaft zur Räson gebracht. Hatte dann auf irgendeine Weise den Boss durch einen anderen ersetzt, den er selbst in der Hand hatte, sodass er zum wirklichen Chef der Hafengewerkschaft geworden war.
    Vom Hafen aus hatte er auf die Stadt übergegriffen, Racketts aufgezogen, an der Prostitution verdient, die kleinen selbstständigen Gangster unterjocht. Der Hafen aber blieb das Zentrum seiner Tätigkeit.
    James Bash hielt alle Macht in den Händen. Wie alle Tyrannen war auch er unter den Leuten, die er beherrschte, verhasst. Aber es gab keine Anzeichen dafür, dass einer dieser meist kleineren und ehemals selbstständig gewesenen Ganoven es wagen würde, gegen den Oberboss aufzumucken. Mit einer Ausnahme allerdings. Dieser Mann hieß Shug Legger. Sein Name tauchte in den letzten Berichten von Allan Steve auf. Allan hatte ihn etwa vierzehn Tage vor seinem Verschwinden gesprochen. Sein Bericht über das Gespräch enthielt eine Bemerkung, dass Legger den Boss hasste, und dass er, Allan, hoffe, von ihm Anhaltspunkte zu erfahren, die ihn weiterbringen könnten. Die Adresse des Mannes war in dem Bericht angegeben. Ich beschloss, ihn als ersten aufzusuchen.
    ***
    Am nächsten Morgen stand ich in aller Frühe vor dem Haus Nr. 214 der Hampston Street, aber war diese Bude überhaupt als Haus zu bezeichnen? Der Verputz war abgefallen, sodass das rohe Mauerwerk zu sehen war. Das Holzwerk schien seit einem Jahrzehnt nicht gestrichen worden zu sein. Auf dem Dach fehlten teilweise die Ziegel, und die kahlen Stellen waren notdürftig mit verrostetem Blech abgedeckt worden.
    Die Baracke stand in einem kleinen völlig verwilderten Garten, in dem das Unkraut längst alle anderen Pflanzen überwuchert hatte, umgeben von einem zum größten Teil niedergebrochenen, mit Stacheldraht geflickten Zaun. Das Eingangstor fehlte.
    Die Hampston Street gehörte zum Elendsviertel von New Haven. Die meisten Häuser der Straße sahen ähnlich aus.
    Da eine Klingel nicht zu entdecken war, hämmerte ich mit der Faust an die Eingangstür. Es dauerte eine Weile, bis mir von einer Frau geöffnet wurde. Sie trug einen schmutzigen Morgenrock und hatte ihr Haar mit Röllchen aus Zeitungspapier aufgedreht. Sie mochte vierzig Jahre alt sein. Ihr Gesicht war gewöhnlich, aufgedunsen und grob. Ihre Augen zeigten die verquollenen Ränder der Gewohnheitstrinkerin.
    »Ich möchte Shug Legger sprechen!«
    »Ich wette, dass Sie ’n Bulle sind«, sagte sie mit einer Stimme, rau wie eine Eisenraspel. »Ich habe Shug gleich davor gewarnt, sich mit den Bullen einzulassen. Burschen eurer Sorte wird man nie wieder los. Alle nasenlang stehen sie vor der Tür, fragen einem Löcher in den
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