Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0267 - Der Hexenwürger von Blackmoor

0267 - Der Hexenwürger von Blackmoor

Titel: 0267 - Der Hexenwürger von Blackmoor
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
einen langen Mantel, der bräunlich schimmerte und einen Schulterüberwurf hatte, wie er mal in der früheren Zeit modern gewesen war. Der Mann hatte ein hartes Gesicht, sein Haar einen blondgrauen Ton, und von den gespreizten Fingern seiner linken Hand tropfte Schlamm zu Boden.
    In der rechten aber hielt er eine Peitsche.
    Im ersten Augenblick durchzuckte es mich wie ein Stromstoß. Das durfte doch nicht wahr sein! Die Peitsche, die er hielt, glich Sukos Dämonenpeitsche fast aufs Haar.
    War das die Dämonenpeitsche?
    Sie hatte einen dunklen Griff und drei Riemen, die eine schlangenartige Verlängerung bildeten. Die Riemen selbst glänzten hell, als wären sie mit einer Silberschicht übergossen worden.
    Und das Mädchen rannte genau auf den Unheimlichen zu.
    Die Flüchtende sah ihn nicht, sie hatte den Kopf gesenkt und schaute zu Boden. Als sie ihn schließlich hob und den Mann anschaute, verzerrte sich ihr Gesicht. Sie stoppte, riß die Arme hoch, und ich glaubte, den Schrei hören zu können, der aus ihrem weit geöffneten Mund drang.
    Dennoch war es ein stummer Schrei. Ein Entsetzen, das sich freie Bahn verschaffte.
    Sie taumelte noch einige Schritte auf den Mann zu, bevor es ihr gelang, den Lauf abzustoppen.
    »Und jetzt geben Sie genau acht!« flüsterte Dr. Barrows. »Passen Sie genau auf, Mr. Sinclair. Gleich erleben Sie einen furchtbaren Vorgang, kann ich Ihnen sagen.«
    Ich gab keine Antwort, sondern konzentrierte meinen Blick starr auf die Leinwand, wo das Geschehen in einer gespenstischen Lautlosigkeit ablief.
    Der Mann schlug zu.
    Er hatte seinen Arm schon zuvor ein wenig erhoben und bewegte eigentlich nur kurz sein Handgelenk.
    Das reichte.
    Plötzlich wirbelten die drei Riemen durch die Luft und fanden mit einer beklemmenden Zielstrebigkeit das Ziel.
    Sie wickelten sich um den Körper des Mädchens.
    Es hing fest. Ein Ruck ging durch die Gestalt, und ich sah, wie es fast zu Boden gefallen wäre. Aber die drei Riemen hielten das Mädchen fest, so daß es in einer Schräglage blieb.
    Dann geschah das Schreckliche. Ein unheimlicher, lautloser Mord lief vor meinen Augen ab, denn die Peitsche entfaltete eine mörderische Kraft. Sie zerstörte das Mädchen.
    An den drei Stellen, wo es getroffen worden war, begannen sich die Riemen in den Körper hineinzufressen, und gleichzeitig zuckten die ersten Flammen auf.
    Es waren regelrechte Flammenringe, die sich in die Haut der jungen Frau einbrannten und ein Feuer entfachten, das sich blitzschnell ausbreitete.
    Auf einmal war die Frau nur noch ein Flammenbündel. Wie silberne Schlangen zuckten die drei Riemen der Peitsche zurück, und der stumme Mörder rollte sie mit einer routiniert wirkenden Bewegung wieder auf. Danach schaute er zu, wie sein Opfer verbrannte.
    Ich erlebte schlimme Szenen. Vielleicht deshalb so schlimm, weil kein Laut zu vernehmen war. Wenn ich einen Schrei gehört hätte, einen Ruf, die Bitte um Hilfe, das alles geschah nicht.
    Der Film blieb stumm.
    Ich hatte die Hände geballt und fühlte auf meinen Handflächen die Feuchtigkeit. Natürlich war ich viel gewohnt, aber dieses Mädchen so sterben zu sehen und selbst nicht eingreifen zu können, das zerrte schon an den Nerven.
    Sie verbrannte.
    Eine rötlich schimmernde Asche blieb zurück, die sich wie ein feiner Schleier über die Knochen legte, die dem Feuer widerstanden hatten.
    Im nächsten Augenblick sah ich auch davon nichts mehr, und der Mann mit der Peitsche war ebenfalls verschwunden. Eine normale Landschaft lag vor uns.
    Fast überdeutlich vernahm ich das Surren des Projektors, das dann aber von der Stimme des Ornithologen übertönt wurde.
    »Nun, Mr. Sinclair, habe ich zuviel versprochen?«
    Ich starrte auf die Leinwand, wo das letzte Bild plötzlich zusammensackte.
    »Nein«, sagte ich, »das haben Sie nicht.«
    Dr. Barrows schaltete das Licht ein.
    ***
    Ich blieb noch für eine Weile starr auf dem Stuhl sitzen. Nicht nur meine Handflächen waren schweißfeucht geworden, auch auf meiner Stirn klebte die Schicht. Ich wischte sie mit dem Handrücken weg und reinigte die Haut an einem Taschentuch.
    Barrows kam zu mir. Er ging langsam, ein wenig schwerfällig. Als ich meinen Kopf drehte, sah ich, daß er den Blick zu Boden gesenkt hatte.
    Rechts neben mir ließ er sich nieder und hob die Schultern. »Glauben Sie mir, Mr. Sinclair, ich habe für dieses Phänomen keine Erklärung. Das ist alles so seltsam…«
    Ich runzelte die Stirn. »Es sah mir nach einer Doppelbelichtung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher