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0266 - Der Grachten-Teufel

0266 - Der Grachten-Teufel

Titel: 0266 - Der Grachten-Teufel
Autoren: Jason Dark
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Sekunde zu Sekunde andere Formen an. Sie alle stießen Carla ab.
    Da Piet Shrivers sein Gesicht bewegte, blieb an den Stellen, wo es zuvor noch gewesen war, eine lange Schleimspur zurück, die grünlich gelb schimmerte.
    Lange Tropfen flossen dabei am Glas herab, die ausgebreiteten Hände faßten in sie hinein und verwischten sie zu einer milchigen Masse.
    Er ging weiter. Dabei blieb sein Gesicht gegen die Scheibe gepreßt. Es bewegte sich wie eine Gummimaske. Menschliches hatte es kaum noch an sich.
    Aber war Piet noch ein Mensch?
    Carla konnte es nicht glauben. Nein, das mußte ein Unhold sein. Ein hinkender Zombie, der jetzt die Tür erreichte und durch deren Scheibe in das Zimmer blickte.
    Natürlich sah er Carla. Sein Blick klebte auf ihr. Die Augen kamen dem Mädchen wie helle Kugeln vor, die man ein Stück aus den Höhlen gepreßt hatte. Obwohl kein Gefühl mehr in ihnen schimmerte, glaubte sie dennoch, ein böses Versprechen darin zu lesen.
    Ein Omen!
    Er hob seinen rechten Arm.
    Jetzt, dachte Carla. Jetzt schlägt er die Scheibe ein. Das geschah nicht.
    Der Zombie klatschte nur seine flache Hand gegen das Glas. Die große Scheibe zitterte zwar, aber sie hielt.
    Shrivers fiel gegen das Glas, stieß sich ab und ging zurück. Wie ein unheimliches Phantom tauchte er in die Dunkelheit des Gartens, wo ihn zahlreiche Büsche schützten und es so schwarze Inseln gab, daß er nicht mehr gesehen werden konnte.
    Carla blieb noch lange in ihrer steifen Haltung stehen. Sie atmete schwer, ihr Mund stand dabei offen, in den Knien fühlte sie das Zittern, und auf der Haut im Gesicht lag der kalte Schweiß.
    Der Zombie war gegangen.
    Er kam nicht mehr zurück, aber Carla hatte das Gefühl, als würde er sich irgendwo in der Nähe versteckt halten, von wo aus er das Haus beobachten konnte.
    Jetzt hätte sie sich gern Rollos gewünscht. Die waren nicht angebracht worden.
    Das Mädchen wollte nicht mehr allein in dem Haus zurückbleiben. Die Angst würde sie nervlich fertigmachen. Aber wer sollte ihr helfen? Wer konnte ihr gegen dieses lebende Ungeheuer überhaupt zur Seite stehen? Gab es da jemand?
    Ihr fiel nur Dieter Hoven ein.
    Wenn sie ihn anrief und bat, herzukommen, er würde sicherlich…
    Den Gedanken brachte sie gar nicht zu Ende. Sie lief in die Diele, wo das Telefon stand, und wühlte in ihrer Handtasche. Sie suchte den Zettel mit der Telefonnummer, den ihr Dieter Hoven beim Abschied noch zugesteckt hatte.
    Endlich hatte sie ihn.
    Die Tastatur des Apparats verschwamm vor ihren Augen, als sie mit bebenden Fingern die einzelnen Knöpfe nach unten drückte. Eine schier unendliche Zeit dauerte es, bis abgehoben wurde, dann hörte sie eine brummige, fremde Männerstimme.
    Sie entschuldigte sich und bat den Mann, Dieter Hoven zu wecken. Erst wollte er nicht, doch die Hektik und Dringlichkeit, die Carla in ihre Worte legte, überzeugten ihn schließlich.
    Dieter Hoven meldete sich schnell. Er schien noch nicht geschlafen zu haben. Auch seine Stimme klang sehr wach, und sie wurde noch wacher, als er hörte, daß Carla am Apparat war.
    Die Worte sprudelten nur so aus ihrem Mund.
    Für Dieter war alles klar. Er würde so schnell wie möglich kommen.
    Carla van der Laan jetzt allein zu lassen, brachte er nicht fertig…
    ***
    Es war kaum vorstellbar, daß so ein gepflegter und netter kleiner Ortsteil den Namen Monster trug.
    Aber das war so, und ich hatte mich inzwischen auch daran gewöhnt. Ich ließ den Leihwagen durch die sauberen Straßen rollen, freute mich über die Sonne und sah bei den Menschen fast nur fröhliche Gesichter, denn der Frühling hatte den Winter endlich abgelöst.
    Dieter Hoven hatte uns abgeholt. Er sah kaum verändert aus. Noch immer trug er seine Brille mit den abgedunkelten Gläsern und rauchte Menthol-Zigaretten. Nur seine Gesichtsfarbe war grauer als sonst.
    Verständlich, denn er hatte einiges hinter sich.
    »Auch keinen Besuch in der alten Heimat?« fragte Suko.
    »Um Himmels willen — nein. Davon habe ich die Nase gestrichen voll, das können Sie mir glauben.«
    Wir glaubten es ihm.
    Er mußte auch von dem Fall erzählen. Wir hatten genau zugehört und waren rundum informiert, als ich den Ford Sierra vor dem Haus der Familie van der Laan stoppte.
    Carla wartete bereits in der offenen Tür. Wir lächelten freundlich, als wir über den schmalen Weg schritten und von Dieter Hoven vorgestellt wurden.
    Das Mädchen machte einen übernervösen Eindruck. Es war auch verständlich, nach allem, was
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