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0262 - Non-Stop in die Ewigkeit

0262 - Non-Stop in die Ewigkeit

Titel: 0262 - Non-Stop in die Ewigkeit
Autoren: Non-Stop in die Ewigkeit
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anderes Geräusch einem das Vergehen der Zeit anzeigt als das Schlagen des eigenen Herzens. Ich wartete und wartete, aber nichts geschah. Manchmal verlor ich die Kontrolle über meine Gedanken. Ich sah vor mir, wie Ruster oben im Haus harmlos mit Sandra Spent plauderte. Ich sah das Mädchen lächeln, ahnungslos, dass er der Mann war, der es umbringen lassen wollte.
    Irgendwann schließlich raffte ich mich auf. Es war dieser teuflische Vorhang, der mich gefangen hielt, aber es musste möglich sein, ihn zu passieren, wenn man die Drähte genügend zur Seite biegen konnte.
    Ich zog mein Hemd aus, zerriss es, umwickelte meine Hände mit den Streifen. Ich versuchte, auf diese Weise eine genügende Isolierung herzustellen.
    Glauben Sie mir, man gebraucht viel Mut, um etwas zum zweiten Mal anzufassen, dass einem schon einmal einen elektrischen Schlag versetzt hat. Auch ich zögerte lange, bevor ich es wagte.
    Sekundenbruchteile später lag ich wieder auf der Erde, zurückgeworfen von der unheimlichen, unsichtbaren Kraft der Elektrizität. Die dürftige Isolierung meiner Hände hatte nicht ausgereicht. Ich war sicherer gefangen, als wenn man mich in Ketten gelegt hätte.
    Ich wartete. Zwischendurch schlief ich ein, wachte auf, wartete wieder. Längst rebellierte mein Magen vor Hunger, klebte mir die Zunge vor Durst am Gaumen, aber niemand kam.
    Irgendwann, vielleicht nach zehn, vielleicht nach zwanzig Stunden flammte das Licht im zweiten Teil des Raumes auf. Die Tür öffnete sich. Ruster erschien, jetzt mit einem normalen Anzug bekleidet. Sam trug ihm den Stuhl nach und verschwand dann lautlos.
    »Draußen ist schönes Wetter Cotton«, sagte der Arzt und setzte sich. »Wie geht’s dir, Freund!«
    Ich setzte ein Grinsen auf. »Miserabel, aber noch lange nicht schlecht genug, um dir Sandra Spent ans Messer zu liefern. Wird sie noch überwacht?«
    Er nickte. »Von Kerlen, die breit sind wie Kleiderschränke, aber das wird sich bald ändern.«
    »Wenn du auf meine Mithilfe rechnest, irrst du dich, Ruster.«
    »Polizist, du denkst zu primitiv.«
    In dieser Weise ging das Gespräch eine ganze Weile hin und her. Ich begriff nicht, was er damit bezweckte. Dann plötzlich stand er auf und ging hinaus. Das Licht blieb brennen. Auch den Stuhl ließ er zurück und die Tür offen.
    Wieder verging eine lange Zeit, sicherlich mehrere Stunden. Dann erschien Ruster von Neuem, ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen. Der gesichtslose Sam folgte ihm, ein Gerät in den Händen, das ich nicht auf den ersten Blick erkannte.
    »Vielen Dank für deine Mitarbeit, Polizist«, sagte der Arzt höhnisch. »Du hast mir alles geliefert, was ich brauche.«
    Er gab Sam ein Zeichen. Er drückte auf einen Knopf. Ich erkannte, dass das Gerät in seinen Händen ein Tonbandgerät war. Aus dem Lautsprecher drangen die Worte: »Phil, ich bin’s, Jerry! Die Bewachung von Sandra Spent muss sofort aufgehoben werden. Es ist wichtig. Ich kann jetzt nicht mehr sagen. Wir sind soweit! Schick die Jungs nach Hause, Phil! Bis später!«
    Es war eindeutig meine Stimme, die diese Worte sagte.
    Ruster lachte laut, gellend und triumphierend.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich einen Sinn für technische Spielereien habe! Du hättest es auch von selbst merken müssen, in der Selbridge Street schon und erst recht hier. Jedes Wort das du gesprochen hast, seitdem du dich in meinem Keller befindest, wurde auf Band aufgenommen. Alles, was ich zu tun brauchte, war, die Bänder auseinanderzuschneiden und die Worte in der richtigen Reihenfolge aneinanderzukleben. Das hört sich zwar einfach an, ist aber eine höllische Arbeit, wenn man es richtig machen will. Na, es gibt eine Menge Tricks für dieses Verfahren: langsames Laufen der Bänder, Überspielen auf ein anderes Band, Regulierung der Tonstärke und der Sprechlage für jedes Wort. Ich habe alle Möglichkeiten benutzt, und ich bin sicher, das Ergebnis hört sich überzeugend an. Ich sehe es deinem Gesicht an. Ich brauche dich nicht mehr, G-man Jerry Cotton. Morgen am frühen Abend rufe ich deinen Freund Phil an. Sobald er sich meldet, werde ich das Tonband ablaufen lassen. Er wird deine Stimme hören, und er wird deine Befehle befolgen. Ich gebe noch einmal vierundzwanzig Stunden zu. In der nächsten Nacht holt Sam sich Sandra Spent. - Gib zu, G-man, dass ich gewonnen habe.«
    »Stell dir selbst die Frage, wann du auf dem elektrischen Stuhl sitzt«, sagte ich.
    »Ich könnte dich jetzt schon in den Tod schicken, aber es
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