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0260 - Ein Totenopfer für Clarissa

0260 - Ein Totenopfer für Clarissa

Titel: 0260 - Ein Totenopfer für Clarissa
Autoren: Jason Dark
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Staubmantel, hatte ihn aber nicht zugeknöpft.
    Für einen Moment blieb der Mann vor dem langen Hang stehen.
    Er mußte ihn hinuntergehen, um sein Ziel zu erreichen. Das allerdings war leichter gesagt, als getan, denn der Hang war mit Geröll bedeckt. Relativ kleine Steine, die bei einem unbedachten Tritt leicht eine Lawine auslösen konnten.
    Das Ziel des Mannes lag in einer Senke.
    Wo sich der tiefste Punkt befand, stachen die alten Mauern des Klosters aus der graubraunen Erde hervor. Die knallige Sonne hatte diese Gegend gezeichnet. Sie brannte fast das gesamte Jahr über, und auch der Wind, der manchmal vom Schwarzen Meer herkam, brachte Kühlung. Dieser Flecken gehörte zu den heißesten der Türkei, und der Mann, der auf den Namen Costa Taridis hörte, wußte dies genau.
    Er hätte allerdings jede Strapaze auf sich genommen, um sein Ziel zu erreichen, denn wenn er das schaffte, was er sich vorgestellt hatte, gehörte er zu den mächtigsten Männern des Landes. Costa Taridis war einem Geheimnis auf die Spur gekommen, das in uralter Zeit seinen Anfang genommen hatte und nun von ihm gelüftet werden sollte.
    Er hatte lange geforscht, all seinen Einfluß und seine Macht eingesetzt, aber die Forschungen hatten sich gelohnt, er würde das große Geheimnis einer längst ausgestorbenen Kultur ans Tageslicht bringen und dabei eine ungeheure Machtfülle erringen, die seine anderen finanzstarken, griechischen Landsleute weit in den Schatten stellten. Es hatte ihn viel Geld gekostet, um von den Türken in Ruhe gelassen zu werden, doch der Bakschisch machte sich immer bezahlt. Gerade im Orient wurde er nach wie vor sehr gern gesehen.
    Grau war der Himmel. An einigen Flecken zeigte die ansonsten zusammenhängende Wolkenbank Risse, so daß ein helles Blau hindurchschimmern konnte.
    Die Temperaturen hielten sich in Grenzen. Eine für den Monat März normale Wärme.
    Costa Taridis war sehr vorsichtig, als er den Hang hinunterschritt. Er ging manchmal wie ein Betrunkener und mußte die Arme ausgestreckt halten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    Jeder Stein war praktisch eine kleine Stolperfalle, und er konnte beim besten Willen nicht vermeiden, daß er durch seine Tritte Mini-Lawinen löste, die in die Senke hinunterrollten und gegen die hellen Mauern des alten Klosters sprangen, wo sie schließlich gestoppt wurden.
    Wenn es steiler bergab ging, mußte er sich zurückhalten, um nicht zuviel Tempo zu bekommen. Er drückte dann seinen Oberkörper nach hinten, wobei er versuchte, sich mit den Hacken einzustemmen.
    So näherte er sich Schritt für Schritt seinem Ziel, das er so intensiv und lange angestrebt hatte.
    Costa Taridis war ein Mann in mittleren Jahren. Er verdiente sein Geld mit Oliven. Ihm gehörten große Plantagen. Gerüchte wollten wissen, daß er der reichste Olivenhändler im Lande war.
    Er war hochgewachsen, sein Haar zeigte einen grauen Schimmer, und es lag voll auf seinem eckigen Kopf. In seinem Gesicht fiel die kräftige Nase auf, die mit dem dazu passenden Kinn gut harmonierte. Dichte Augenbrauen wuchsen am unteren Ende der Stirn, und seine kräftigen Hände bewiesen, daß er auch zupacken konnte, falls es nötig war.
    Je tiefer er ging, um so gefährlicher, weil steiler, wurde es. Er konnte nur noch schräg laufen und verlor trotz aller Vorsicht schließlich die Balance, so daß er hinfiel.
    Ein wütender Fluch drang über seine Lippen. Beim Abstützen hatte er mit dem Ballen der rechten Hand auf einen kantigen Stein gefaßt, so daß eine leicht blutende Wunde geblieben war.
    Er leckte das Blut ab und spie es aus. Dabei warf er einen Blick zurück.
    Sein Fahrer stand am Rand der Senke. Die kräftige Gestalt hob sich deutlich ab, und der Mann winkte seinem Chef zu.
    Taridis ging weiter. Er hatte nicht mehr weit zu laufen, brauchte nur wenige Schritte, um den Grund der Senke und damit auch sein Ziel zu erreichen.
    Vor dem Kloster blieb er stehen.
    In seinen Blick stahl sich so etwas wie Ehrfurcht, als er die alten Mauern anschaute. Das meiste war zerstört worden, den Kriegen und Angriffen der Osmanen hatte das Kloster nicht widerstehen können. Der islamische Glaube war wie ein Tornado über das alte Kloster hinweggebraust.
    Doch nicht alles war zerstört worden.
    Das wußte Costa Taridis aus den alten Aufzeichnungen, die er gefunden hatte. Das wichtigste Geheimnis war nach wie vor nicht gelüftet, aber das wollte er.
    Er schritt an der Mauer entlang und wunderte sich über die Stille.
    Kein Laut wehte
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