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0260 - Ein Totenopfer für Clarissa

0260 - Ein Totenopfer für Clarissa

Titel: 0260 - Ein Totenopfer für Clarissa
Autoren: Jason Dark
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die Menschen waren, gab es die Wölfe. So oder so ähnlich hatte sie sich geäußert.
    Bekam ich hier den Beweis?
    Ich wußte es nicht. Vor allen Dingen war mir nicht bekannt, wie es mit meinem Kreuz zusammenhing. Ein Wolf und das Kreuz, das ging in meinen Kopf nicht rein.
    Ich holte tief Luft. Dabei bewegte ich mich ein wenig nach rechts und konnte nicht nur das gewaltige Maul des Wolfes sehen, sondern auch in diesen aufgeklappten Schlund hineinblicken.
    Obwohl das Tier nur mehr ein Schatten war, hatte ich das Gefühl, es würde leben, denn plötzlich sah ich den Schatten dreidimensional.
    Noch vor den Menschen waren die Wölfe!
    Wie eine gefährliche Warnung hatte es damals geklungen, und die Worte hallten doppelt so stark in meinem Gehirn wider.
    Sollte ich jetzt Aufklärung darüber erhalten?
    »John!« Kara sprach mich an. »Was fühlst du? Ich sehe den gewaltigen Wolf…«
    »Nichts fühle ich«, erwiderte ich und gab meiner Stimme einen ruhigen normalen Klang. »Höchstens Neugierde.« Ich räusperte mich. »Allerdings wüßte ich gern, was das alles zu bedeuten hat. Könnt ihr mir eine Erklärung geben?«
    »Nein.«
    »Auch nicht über den Zauber der Wölfe?«
    »Wir wissen nichts«, hörte ich Myxin sprechen. »Irgendwie müssen wir bei unseren Forschungen in Neuland vorgestoßen sein. Eine andere Erklärung habe ich nicht.«
    »Ein Werwolf ist es nicht. Und ich habe das Gefühl, auch kein normales Tier zu sehen. Das ist ein völlig anderer Wolf. Vielleicht doch der Urwolf, von dem Lupina gesprochen hat.«
    »Fenris?«
    »Nein, der sieht anders aus.«
    Bisher hatte ich nichts gespürt, doch nun änderte sich einiges für mich. Irgend etwas kristallisierte sich aus einer mir unbekannten Tiefe hervor. Was das genau war, konnte ich nicht sagen, jedenfalls nichts, das mich hätte fröhlicher werden lassen. Es waren ferne Schwingungen, die mich nicht nur ergriffen, sondern auch in meinen Körper eindrangen und im Gehirn den Widerhall fanden.
    »John!« hörte ich einen fernen Ruf. Kara hatte ihn ausgestoßen.
    Diese Kara, die ganz in der Nähe stand und doch so weit von mir entfernt war. Und sich immer weiter entfernte.
    Ich hörte sie rufen, konnte allerdings nichts mehr verstehen, denn zwischen ihr und mir befand sich plötzlich ein Tunnel.
    Auch fühlte ich mich anders. So leicht, so schwebend, wie in einem Segelflugzeug sitzend, das allmählich abhebt.
    Eigentlich hätte ich mich zurückwerfen sollen, um zu versuchen, den Kreis zu durchbrechen.
    Daran hätte ich vorher denken sollen, jetzt war es zu spät.
    Vor den Augen meiner Freunde und innerhalb der magischen Steine verschwand ich wie ein Spuk.
    Das Wolfsmaul hatte mich gefressen!
    ***
    Costa Taridis spürte das Zittern, das seinen gesamten Körper durchlief. Er hatte die ersten beiden Stufen bereits hinter sich gelassen und somit das Material dieser seltsamen Treppe getestet.
    Sie hielt.
    Die Bohlen bogen sich zwar ein wenig durch, dennoch brauchte er keine Angst zu haben, daß sie zerbrachen. Das Holz war elastisch und fest, zudem knarrte nichts, als er in die Tiefe stieg, und nur die leicht dumpfen Geräusche seiner Tritte waren in der Stille zu hören.
    Schritt für Schritt näherte er sich seinem Ziel und stellte erst jetzt fest, daß die Holztreppe einen Bogen schlug.
    Neben dem ersten Pfeiler verharrte er für einen Moment. Er schaute nach links und sah auf der Spitze des Pfeilers den Körper des ebenfalls aus Holz bestehenden Wolfes.
    Obwohl das Tier nicht lebte, machte es einen unheimlichen Eindruck. Der Grieche verspürte so etwas wie eine Beklemmung, als sein Blick an der Figur hochtastete.
    Und er stellte fest, daß doch nicht alles aus Holz war, was er da zu sehen bekam.
    Die Augen schimmerten anders, das konnte einfach kein Holz sein, es sei denn, man hätte es lackiert.
    Da er sowieso ein Feuerzeug anknipsen mußte, wenn er weiterschritt, holte er den kleinen Flammenwerfer aus der Tasche und schaltete ihn ein. Die Flamme wurde mit Sauerstoff versorgt, flackerte erst ein wenig und brannte dann weiter.
    Ein Spiel aus Licht und Schatten tanzte über die Treppe und schuf unheimlich anzusehende Figuren.
    Costa Taridis mußte seinen Arm anheben, wenn der Flammenschein auch über das Gesicht der Figur tanzen sollte.
    Jetzt konnte er genauer schauen.
    Seine erste Vermutung bekam der Grieche bestätigt. Es handelte sich in der Tat nicht um Holz, sondern um Perlen, die die Augen des Wolfes darstellten. Wie gefrorene, schwarze Tropfen sahen sie
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