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026 - Ich jagte das rote Skelett

026 - Ich jagte das rote Skelett

Titel: 026 - Ich jagte das rote Skelett
Autoren: A.F.Morland
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Totenreich existierte«, erklärte Pakka-dee. »Es war nicht leicht, ihn der Dunkelheit zu entreißen.«
    »Das kann ich mir denken«, sagte ich. »Die Mühe hat sich auf jeden Fall gelohnt.«
    »Der Ansicht bin ich auch«, sagte Daryl Crenna.
    Wenn mich seine erste Überraschung schon so umgehauen hatte, wie würde mir dann erst Überraschung Nummer zwei zusetzen?
    »Was hast du noch in petto?« fragte ich den Mann aus der Welt des Guten.
    »Hast du schon mal von Yuum gehört?« erkundigte sich Pakka-dee.
    »Nein, ist das eine neue Kaugummimarke?«
    »Yuum ist der Weise aus der Unendlichkeit«, klärte mich Daryl Crenna auf.
    »Klingt ziemlich bombastisch, aber ich kann trotzdem nichts damit anfangen.«
    »Yuum sieht mehr als wir alle zusammen. Vieles, was uns verborgen bleibt, sieht er.«
    »Hast du etwa auch ihn für deinen ›Weißen Kreis‹ gewonnen?«
    fragte ich. »Befindet er sich gleichfalls in deinem Haus?«
    Daryl schüttelte den Kopf. »Nein, Yuum herzuholen ist mir unmöglich, Tony. Man nennt den Weisen aus der Unendlichkeit auch den Dreiäugigen.«
    Pakka-dee erklärte mir, daß sich Yuums drittes Auge auf seiner Stirn befand, und dieses Auge war es, das ihn mehr sehen ließ als alle anderen Wesen, die Daryl kannte.
    »Willst du das Auge sehen?« fragte er mich.
    Ich schaute ihn überrascht an. »Hast du es ihm geklaut?«
    »Man kann es nachzeichnen. Komm.«
    Pakka-dee führte mich in den Keller.
    Wir betraten einen Raum mit schwarzen Wänden, in dem es nicht dunkel war, obwohl Daryl kein Licht aufgedreht hatte. Der schwarze, schmucklose Raum wurde von einem riesigen Auge, das silbriges Licht abstrahlte, erhellt. Daryl schien es mit Phosphorfarben gemalt zu haben. Ich sagte ihm, er wäre ein Künstler, denn das Auge war so perfekt gemalt, daß man es für echt halten konnte.
    Das Auge eines Riesen schien mich anzusehen.
    »Ist Yuum so groß?« fragte ich den Mann aus der Welt des Guten.
    »Nein«, antwortete Pakka-dee. »Ich habe Yuums Auge vergrö- ßert. Es stimmt in jedem Detail. Wenn das nicht der Fall wäre, hätte es keine Wirkung.«
    »Es scheint zu leben«, sagte ich.
    »Es lebt tatsächlich«, erwiderte Daryl Crenna.
    »Ein gemaltes Auge?«
    »Die Voraussetzung war, daß es haargenau so aussieht wie Yuums Auge. Als ich das erreicht hatte, setzte ich mich telepathisch mit dem Weisen aus der Unendlichkeit in Verbindung und bat ihn, ›sein‹ Auge zu beleben, und das hat Yuum getan.«
    Was es nicht alles gibt! dachte ich, während ich unentwegt auf Yuums Auge starrte.
    In diesem Augenblick schloß es sich. Tatsächlich, ich träumte nicht, hatte keine Halluzination. Das Auge ging wirklich zu. Ein schweres, fleischiges Lid senkte sich.
    Ich war mächtig beeindruckt, und ich war davon überzeugt, daß dieses geheimnisvolle Spielzeug nicht nur dazu da war, um die Wand zu verzieren und den Betrachter in großes Staunen zu versetzen. So gut kannte ich Daryl Crenna schon, um zu wissen, daß er sich die viele Mühe nicht ohne Grund gemacht hatte.
    Deshalb wies ich auf Yuums schlafendes Auge und fragte: »Was kann es?«
    »Es sieht«, sagte Daryl. »Auch dann, wenn es geschlossen ist. Und mit Hilfe dieses Auges sehen auch wir, was vorgeht. Yuums Auge wacht von nun an über alle. Wenn Gefahr droht, wird das Auge des Weisen aus der Unendlichkeit sie uns zeigen.«
    »Auf welches Gebiet beschränkt sich Yuums Auge? London? England? Sieht es weiter?«
    »Eigentlich sieht Yuums Auge alles, aber es kann uns nicht alles gleichzeitig übermitteln«, erklärte mir Pakka-dee.
    »Dann trifft es wohl selbst eine Auswahl.«
    »So ungefähr.«
    »Es teilt die Ereignisse in Dringlichkeitsstufen ein?«
    Daryl nickte. »Und es wählt jene aus, die an Orten passieren, die von uns am schnellsten zu erreichen sind.«
    »Das heißt, wenn in London und in Paris etwas geschieht, was von Yuums Auge als gleichrangig eingestuft wird, dann zeigt es euch die Londoner Ereignisse«, sagte ich.
    »Richtig. Wiegt aber das schwerer, was sich in Paris zuträgt, bekommen wir vom Auge des Weisen aus der Unendlichkeit das übermittelt.«
    »Habt ihr’s schon mal ausprobiert?« wollte ich wissen.
    Daryl lächelte. »Es funktioniert nicht auf Knopfdruck, Tony. Man kann sich nicht in den schwarzen Raum begeben und verlangen: ›Zeig mir, was läuft!‹ Yuums Auge ist kein Fernsehapparat.«
    »Verstehe. Es reagiert auf Wahrnehmungen, ohne sich von dir oder sonst jemandem beeinflussen zu lassen.«
    »Exakt«, sagte Daryl. »Yuums Auge hilft
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