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026 - Bote des Grauens

026 - Bote des Grauens

Titel: 026 - Bote des Grauens
Autoren: L. Ron Hubbard
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Abzug.
    Und wieder geschah nichts.
    Grimmig ließ er die Pistole sinken und zielte damit auf einen Ast. Schnappend brach er und fiel zu Boden.
    Und noch einmal presste Clay die Waffe an den Kopf.
    Und wieder klemmte der Abzug.
    Mit einem wilden Fluch warf er die Pistole in hohem Bogen in die Büsche. Dann überlegte er einen Moment und suchte sie. Diesmal zielte er auf einen Baumstumpf, und der Schuss grollte donnernd durch die Dämmerung.
    Clay zitterte am ganzen Körper und war schweißnass. Seine Hände waren so feucht, dass er die Waffe kaum noch zu halten vermochte. Mit einem inbrünstigen Gebet auf den Lippen versuchte er zum vierten Mal sich zu erschießen. Aber auch diesmal versagte die Waffe.
    Hoffnungslos und verzweifelt steckte Clay die Waffe in die Tasche zurück und zerriss den Abschiedsbrief. Als er jemand im Eilschritt, vermutlich als Antwort auf den Schuss, auf den Weg einbiegen hörte, machte er sich durch die Büsche davon.
    Eine Stunde später lehnte Clay sich gegen ein Brückengeländer und blickte niedergeschlagen auf den East River. Eine Anzahl von Schleppern durchzog langsam das Wasser, und er wartete geduldig, bis die Kähne hinter der Brücke verschwunden waren.
    Endlich schien das dunkle Wasser frei unter ihm. Dort unten lag Vergessen, die Freiheit von den unsichtbaren Ketten. In wenigen Minuten würden die Menschen, die seinetwegen in der Zukunft sterben müssten, wieder eine Chance haben. Nur so konnte er seine Schulden bezahlen für die Leben, die er unwissentlich dem Unheil bereits ausgeliefert hatte.
    Er schwang sich über das Geländer und sprang.
    Aber er fiel nicht. Etwas hielt ihn zurück. Er hing fest. Er blickte hoch und sah, dass sein Mantel irgendwie eingeklemmt war. Er zog und zerrte, versuchte auch sich aus dem Mantel zu befreien, aber es gelang ihm nicht. Schließlich kletterte er zurück. Er löste den Stoff, der sich um den unteren Rand des Geländers gewickelt hatte.
    Noch einmal sprang er.
    Und noch einmal verfing sich der Mantel und gab ihn nicht frei. Zähneknirschend versuchte Clay es an einer anderen Stelle. Aber das Ergebnis war dasselbe.
    Wahnsinnig vor Verzweiflung ballte er die Fäuste gegen den Himmel und brüllte: „Gibt es denn keine Erlösung?“
    Ein Wagen brauste über die Brücke, kam direkt auf ihn zu, und Clay fragte sich, ob der Fahrer ihn wohl bemerkt habe. In letzter Sekunde kurvte er zu Clays Enttäuschung wild an ihm vorbei, kam ins Schleudern, schoss gegen das Geländer, durchbrach es, flog ins Leere und sackte schließlich ab.
    Wasser sprudelte kurz auf und das Auto war verschwunden.
    Clay wollte ihm nachtauchen, aber ein herausragender Brückenträger vereitelte es und ein herbeieilender Polizist zerrte ihn zurück.
    Unter ihnen lag das Wasser glatt und still.
    Stundenlang wanderte Clay ziellos durch die Stadt, hielt sich in engen verlassenen Gassen und menschenleeren Sträßchen. Er blickte nicht links, nicht rechts, überquerte die Strassen bei Rot und tat absolut nichts, sich gegen den flutenden Verkehr zu schützen. Früher oder später würde in seiner Nähe etwas passieren, dessen war er sicher. War es da nicht vernünftiger, sich irgendwo in ein einsames Zimmer zurückzuziehen und die Wände anzustarren? So allein, ließen sich vielleicht weitere Unfälle vermeiden.
    Aber zweimal versuchte er in einem Hotel unterzukommen. Das erste Mal behauptete der Portier, es sei alles belegt, und beim zweiten Mal …
    Erzitterte.
    Über seinem Kopf hörte er das Donnern der Stadtbahn, die hoch über der Strasse dahinbrauste. Ein entschlossener Glanz schlich sich in seine Augen. Es durfte nicht so weitergehen, dass er Tod und Verderben um sich verbreitete. Es gab einen Ausweg!
    Er hastete die Stufen zur Station hinauf und kaufte sich eine Karte. Dann wartete er auf dem Bahnsteig. Die Bahn war eben erst abgefahren, und er war ganz allein.
    Lächelnd schritt Clay auf und ab und wartete auf den nächsten Zug. Diesmal konnte ihn nichts stoppen. Hier gab es kein Geländer, das ihn aufzuhalten vermöchte, keinen streikenden Mechanismus.
    Die Bahn ratterte heran. Es würde schnell und sicher sein, denn Clay befand sich am äußersten Ende oder in diesem Fall am Anfang des Bahnsteigs und der Zug hatte noch nicht begonnen, langsamer zu fahren.
    Er sprang auf die Geleise, direkt vor den Zug.
    Er schloss die Augen und wartete, dass die Räder ihn ergriffen.
    Plötzlich ein ohrenzerreißendes Reisten. Fast glaubte Clay, es habe ihn erwischt, aber als er seine Augen
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