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0259a - Der Tod im Poker-Club

0259a - Der Tod im Poker-Club

Titel: 0259a - Der Tod im Poker-Club
Autoren: Der Tod im Poker-Club
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verließest.«
    »Nichts ist leichter, als einen Augenzeugen aus der Welt zu schaffen«, zischte der Knochige.
    Ich studierte sein Gesicht und verglich es mit dem Foto aus seiner Blütezeit. Mund und Augenpartien verrieten ihn.
    Es war Carnelan.
    Die beiden Gorillas setzten sich in Marsch. Sie kamen direkt auf uns zu.
    »Wenn ihr eine falsche Bewegung macht, knallen die anderen euch ab wie Ratten«, zischte Carnelan im freundlichen Plauderton.
    »Wir können dich und deine Leute nur warnen, Carnelan«, sagte ich. Der Mann zuckte zusammen.
    »Shut up, G-man«, knurrte er wie eine gereizte Bulldogge und zog sich am Tisch hoch. Seine dürren Hände tasteten nach den Stöcken, die unter dem Tisch lehnten. Er krallte seine Spinnenfinger um die Krücken und humpelte auf uns zu.
    »Nimm die Pfoten hoch«, sagte der Gangsterboß.
    Wardman hatte uns an die Boys verkauft. Er hoffte, dafür seine Freiheit einzutauschen. Und Carnelan beging den Fehler, leichtsinnig zu sein.
    Ohne Pistole in einer Spielhölle ist ein G-man sehr gefährdet. Aber uns blieb im Augenblick keine andere Wahl, wenn wir zum Ziel kommen wollten.
    Ich zögerte eine Sekunde, um die Reaktion auszuprobieren. Carnelan streifte seine beiden Gorillas am Tisch mit einem Seitenblick. Die Finger am Abzug krümmten sich bis zum Druckpunkt. Die Burschen waren also von Wardman über unsere Gefährlichkeit ausreichend informiert worden, sonst hätten sie nicht eingehende Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
    Die beiden Gorillas bauten sich vor uns auf. Sie bliesen uns ihren Atem ins Gesicht.
    Ihre dicken Finger tauchten in unseren Jackenausschnitt. Mit einem Griff rissen sie die Pistole aus der Halfter.
    Wardman griff nach meiner Waffe. Carnelan hob blitzschnell seinen Spazierstock und schlug Wardman auf die Finger.
    »Du hast genug Gelegenheit gehabt, mit dem G-man abzurechnen. Mach uns jetzt keine Scherereien«, knurrte der Gangsterboß.
    Wardman murrte und rieb seine Hand.
    Carnelan kassierte die Waffen und ließ sie in der rechten Rocktasche verschwinden. Der Stoff beulte sich aus.
    »Es war von Wardman keine gute Idee, euch hierherzuschleppen, G-men. Das wißt ihr selbst. Ich habe ihm schon meine Meinung gesagt«, knurrte der Totenkopf.
    »Aber da ihr gern mit uns ein Spielchen machen wollt, bitte schön. Wir werden pokern!«
    Ich war auf den Gag gespannt, der dabei herauskam.
    »Du weißt, daß Glücksspiele verboten sind«, belehrte ich ihn sanft.
    »Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du hereinkamst«, zischte der Gangster.
    »Aber wir sind hier aufgekreuzt, um dich zu verhaften, Carnelan«, sagte Phil, »nicht um deine Bank zu bereichern.«
    »Aber ihr werdet spielen, Polypen. Sperrt die Ohren auf«, keuchte der Gangster. »Der Einsatz ist euer Leben. Gewinnt ihr es, okay — dann laß ich euch laufen. Verliert ihr — well, dann bleibt mir keine andere Wahl, als den Einsatz zu kassieren. Ist das kein faires Geschäft?«
    Ich starrte in das eingefallene Gesicht. Der Mann war vom Tode gezeichnet. War Carnelan geistig umnachtet? In seinen Augen glühte der kalte Haß.
    »Na, G-man, was hältst du von meinem Vorschlag?«
    »Ein FBI-Agent wird um sein Leben kämpfen und nicht wetten«, konterte ich.
    »Und du?« wandte er sich an Phil.
    »Ich spiele nicht«, erklärte mein Freund.
    »Das Spiel ist sehr einfach«, begann Carnelan und überhörte unseren Einwand. Tatsächlich erklärte er in Seelenruhe die Regeln des Pokerspiels. Zu diesem Spiel gehört Konzentration und Ruhe. Diese Ruhe in einer solchen Situation konnte nur ein Irrer haben oder ein Gangster, der seiner Sache ganz sicher war. Außerdem ist es ja ein Glücksspiel.
    Carnelan erklärte die Spielregeln auch noch ein zweites Mal.
    Die Gorillas schoben uns Stühle in die Kniekehlen. Wir sackten auf die Sitzfläche. Ich ließ meine Hände sinken. Ein Gangster brachte uns einen kleinen Tisch.
    »Well, niemand soll sagen, der Carnelan ist ein herzloser Bursche«, wisperte der Gangsterboß. »Jetzt bekommt ihr fünfzig Jetons. Geld habt ihr Burschen ja doch nicht. Ihr könnt setzen, was ihr wollt. Aber — denkt daran, es geht um euren Kopf!«
    Dabei machte er eine Kunstpause und deutete mit seinem Revolver an die Schläfe. Hinter uns standen die Gorillas und drückten uns ihre Revolver in den Rücken.
    Jetzt war ich überzeugt, daß Carnelan tatsächlich verrückt war. Meine Hoffnung war nur, daß das Spiel lange genug dauerte, damit in der Zwischenzeit unsere Kollegen kommen konnten. Durch unseren
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