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0255 - Dynamit für Bohrturm 3

0255 - Dynamit für Bohrturm 3

Titel: 0255 - Dynamit für Bohrturm 3
Autoren: Dynamit für Bohrturm 3
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schwerer Schädel ruckte herum. Er hatte kleine blutunterlaufene Augen. Sein Gesicht war schwarz vom dreitägigen Stoppelbart.
    »Die Prämien werden geteilt«, schrie er, »ehrlich geteilt!«
    Ein Dollar Prämie hatte die South ausgesetzt für jedes Gestänge, das von einer Mannschaft pro Tag mehr als die festgesetzte Norm von dreißig pro Schicht verbohrt wurde. Seitdem hatte Hawkins uns zu vierzig, fünfundvierzig Gestängen getrieben, ungeachtet dessen, dass sich drei Mexikaner aus dem Staub gemacht hatten. Die Jungs hatten es für richtiger gehalten, arm in ihren Dörfern zu leben, als mit einer Tasche voll Dollar hier in die Luft zu fliegen.
    »Einen Dreck!«, schrie Cool. »Fünfzig für dich und fünfzig für uns fünf. Zur Hölle mit deiner ehrlichen Teilung!«
    »Senken!«, brüllte Wool. Dieses Mal klappte es. Der Farbige und der Mexikaner zogen die Verschraubung an. Dann enterten sie im Turm hoch und befestigten die Transmissionsbacken am oberen Ende des neuen Gestänges.
    Hawkins startete den Motor und legte den Getriebehebel auf volle Last ohne Rücksicht darauf, dass er damit die Gefahr vergrößerte, dass der Bohrer sich schon bei der ersten Umdrehung festfraß.
    »Mehr Wasser!«, schrie er. »Cotton, dreh das Pumpenrad weiter auf.« Ich lief zur Pumpe, die das Kühlwasser aus dem Tankwagen in das Bohrloch pumpte. Es gab kein Wasser in der Wüste. Jeder Tropfen musste per Tankwagen herangeschafft werden, und wenn das Wasser nicht da war, stand die Bohrung.
    Zweitausend Fuß unter dem Erdboden fraß sich der Bohrkopf mit jeder Drehung tiefer und tiefer. Das Wasser spülte die ausgebohrte Erde als Schlamm in die Abflussrinnen rings um den Turm.
    »Schließt die Leitung an den zweiten Tankwagen an!«, befahl Hawkins, der das sich drehende Gestänge nicht aus den Augen ließ.
    »Und dann bereitet das nächste Gestänge vor.«
    Rag Cool knirschte mit den Zähnen. »Eines Tages schlage ich ihm den Schädel ein«, zischte er mir zu, während wir gemeinsam die Schlauchleitung zum Stutzen des zweiten Tankwagens zogen.
    »Halt deine Klappe«, knurrte ich. »Hawkins hat ’ne Menge Tricks auf Lager, wenn er dir eins auswischen will. Wenn er dir nicht passt, kannst du den Job hinwerfen. Auf dem Büro geben sie dir innerhalb von vierundzwanzig Stunden deine Papiere.«
    Er funkelte mich an.
    »Denkst du, ich mache das hier zum Spaß? Sie zahlen vier Dollar die Stunde. Bei der Obsternte in Kalifornien kam ich noch nicht einmal auf zwei.«
    Nach dem Willen des Vormanns bereiteten wir das nächste Gestänge vor. Und dann gab es endlich für uns eine Pause von ein paar Minuten.
    Phil schob sich an meine Seite. Er grinste mich an, dass seine Zähne in dem schmutzigen Gesicht blitzten.
    »Ein süßer Job«, sagte er leise.
    »Ich habe schlimmere Sachen mitgemacht«, antwortete ich.
    »Ja, aber nicht so lange.«
    Ziemlich genau auf den Tag war es zwei Monate her, dass wir uns von der South Oil als Oil-Worker hatten anheuern lassen. Auf unseren Papieren standen unsere wirklichen Namen, aber unsere Lebensläufe erwähnten nicht, dass wir für das FBI arbeiteten. Wer unsere Arbeitspapiere sah, der musste uns für eine Mischung aus Tramp und Gelegenheitsarbeiter halten. Wir hatten angeblich Schwellen für eine Eisenbahn in Kanada geschleppt, hatten einen Tunnel in Colorado gebohrt und für einen Staudamm in Iowa den Beton gemischt. Kurz und gut, wir waren Jungs mit Fäusten, wie sie trotz aller Maschinen auf allen Baustellen der Welt gebraucht werden. Erstaunlich, dass uns dennoch in den ersten drei Wochen die Haut in Fetzen von den Händen ging, dass wir am Morgen vom Muskelkater so steif waren, dass wir nicht aus den Betten zu steigen wussten, und dass wir bei jeder Bewegung stöhnten und ächzten. Die echten Oil-Worker nahmen uns hoch, sie nannten uns »Lackaffen« und »Samtjungen«, und sie hörten erst damit auf, als Phil und ich uns an einem schönen Wochenende in einer der Kneipen von Sonoita je einen der ärgsten Lästermäuler kauften und innerhalb von Minuten auf die Bretter legten.
    Inzwischen hatten sich unsere Hände und unsere Muskeln an die harte Arbeit gewöhnt. Wir hatten uns an Sam Hawkins’ ewige Antreiberei gewöhnt, aber für eines gab es keine Gewöhnung. Keiner der Nordamerikaner konnte sich an die ewige sengende, unerbittliche Sonne gewöhnen. Sie dörrte uns aus. Sie entzog uns den letzten Schweißtropfen, den Hawkins’ Tempo uns noch ließ, sie verwandelte die Schutzhelme aus Aluminium in
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