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025 - Die Treppe ins Jenseits

025 - Die Treppe ins Jenseits

Titel: 025 - Die Treppe ins Jenseits
Autoren: Larry Brent
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dem
noch ausgiebig musiziert und getanzt wurde. Fröhliche Stimmen erklangen hinter
den Fenstern. Unter einem dunklen Torbogen stand ein Pärchen und küsste sich.
    Die kleine private Bühne befand sich im Untergeschoss eines modern
gestalteten Gebäudes. Die großen Schaufenster zeigten farbige Plakate,
Szenenfotos der letzten Stücke und Porträtaufnahmen der Schauspieler.
    Hellblaues Licht lag über dem gläsernen Eingang.
    Ein Parkplatz schloss sich unmittelbar neben dem Gebäude an. Vier Wagen,
davon ein amerikanischer, waren noch darauf abgestellt. Edward Baynes parkte
seinen schweren Rolls Royce weit vorn, ganz in der Nähe des Ausgangs. Dann
schaltete er die Scheinwerfer ab und wartete.
    Zehn Minuten, doch Nicole kam nicht.
    Ein junger Mann verließ das kleine Theater. In weiten Sätzen sprang er über
die menschenleere Straße und verschwand in einem Mietshaus, das sich dunkel
hinter zwei starken Pappeln erhob.
    Edward Baynes verließ seinen Rolls Royce. Durch den Haupteingang betrat er
das Gebäude. Er warf einen Blick in einen der Spiegel in der Vorhalle neben der
Garderobennische und ordnete das graumelierte, wellige Haar. Die Melone trug er
in der Rechten, den langen Schirm hatte er unter den linken Arm geklemmt.
    Neben dem Aufgang zur Bühne stand eine Gruppe von drei Personen: zwei
Männer und eine Frau.
    Die Frau trug ein schwarzes, enganliegendes Trikot, und ihre wohlgerundeten
Formen kamen gut zur Geltung. Einer der Männer war mit einer schwarzen Hose und
einem Rollkragenpulli bekleidet. Sein ovales, etwas blasses Gesicht wurde von
einem schmalen, gepflegten Backenbart geziert. Das war Rod, der Regisseur der
Gruppe. Den dritten Mann kannte Edward Baynes nicht.
    Als Rod den Millionär durch die Halle kommen sah, tippte er sich mit einer
theatralischen Geste an die Stirn, ließ seine beiden Gesprächspartner einfach
stehen und kam auf Edward Baynes zu.
    »Mister Baynes!« Seine volle, dunkle Stimme dröhnte durch die stille Halle.
»Jetzt habe ich das doch tatsächlich vergessen. Nicole hat mich beauftragt,
darauf zu achten, wenn Sie kommen. Sie musste ganz plötzlich weg, sie hat noch
versucht, Sie telefonisch zu erreichen, aber da hatten Sie das Haus bereits
verlassen.«
    Ein flüchtiger Schatten des Unwillens flog über Edward Baynes' Gesicht.
Solche Überraschungen liebte er nicht, und Nicole wusste das. Doch wenn sie
einen triftigen Grund dafür hatte, dann war ihre Reaktion verständlich.
    Rod hob beide Hände. Wenn er sprach, tat er das stets sehr gestenreich.
»Nicole wurde angerufen. Es muss da irgendeine dumme Sache mit ihrem Bruder
sein. Sie fuhr daraufhin sofort los. Sie bat mich noch, Ihnen mitzuteilen, dass
sie auf jeden Fall im The Rocks and the
Sea anzutreffen sei.«
    Edward Baynes kannte dieses gepflegte Felsenhotel am Meer. Es lag außerhalb
von Dover.
    »Vielen Dank«, entgegnete er und nickte auch den anderen grüßend zu. Wenig
später fuhr er aus Dover heraus. Das Lichtermeer der zurückliegenden Stadt
zeigte sich im Rückspiegel. Die Alleebäume zu beiden Seiten der einsamen
Straße, die er jetzt fuhr, waren gespenstische, vorüberhuschende Schemen. Links
hinter den Bäumen, unter dem wallenden, dichten Nebel, hörte er die
Brandungswellen, die gegen die Steilufer schlugen. Aber er sah das
tintenschwarze Meer nicht.
    Die Straße führte zunächst bergauf. Nach gut zwei Kilometern Fahrt war der
Höhepunkt erreicht, und es ging bergab.
    Vollkommene Stille und Einsamkeit hüllte ihn ein. Edward Baynes war allein
mit sich und seinen Gedanken. Seine grauen, traurigen Augen blickten noch
ernster als sonst. Die Sache mit Nicoles Bruder gefiel ihm nicht. Er wusste,
dass Nicole wegen Fernand litt. Fernand war ein Windhund, er machte den Namen
schlecht, den Nicole trug. Er war hochverschuldet und der Spielleidenschaft
verfallen.
    Edward Baynes trat fester auf das Gaspedal.
    Der Rolls Royce flog förmlich über die feuchte nächtliche Straße. Die
langen Bahnen der hellen Scheinwerfer stachen wie Geisterfinger in das
nebeldurchsetzte Dunkel. Kein Auto, kein Mensch begegnete ihm.
    Wenn sich Nicole entschlossen hatte, wegen ihres Bruders sofort in das The Rocks and the Sea -Restaurant zu
fahren, dann musste etwas Entscheidendes geschehen sein.
    Edward Baynes wurde schlagartig aus seinen Gedankengängen gerissen, als er
das schwache, rötliche Licht vor sich im Nebel erkannte. Edward reagierte
sofort und verringerte die Geschwindigkeit des Rolls Royce.
    Das rote Licht kam näher. Es war
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