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025 - Die Treppe ins Jenseits

025 - Die Treppe ins Jenseits

Titel: 025 - Die Treppe ins Jenseits
Autoren: Larry Brent
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hellblauen Augen weiteten sich. Nein, es war nichts. Es war ruhig und
still wie immer in diesem großen, sterilen Haus, in dem sie seit drei Jahren
lebte.
    Waren es schon wieder drei Jahre? Sie konnte es selbst nicht fassen. Vor
drei Jahren war das Schreckliche geschehen – und heute griffen die Dinge aus
der Vergangenheit wieder nach ihr, wie spitze, hässliche Finger, die sich aus
nebliger Düsternis langsam auf sie zubewegten.
    Sie griff nach dem Buch. Sie versuchte zu lesen – aber sie konnte nicht.
    Eve Baynes' Blicke gingen hinüber zu dem gelben, duftigen Vorhang. Durch
das geöffnete Oberlicht drang kühle Nachtluft und bewegte den Vorhang lautlos
hin und her.
    Eve knipste das Licht aus, legte sich langsam und vorsichtig zurück und
atmete tief und ruhig. Aber ihre Gedanken drehten sich ständig im Kreis.
    Der unheimliche Traum ließ sie nicht in Ruhe.
    Sie dachte, die Dinge längst vergessen zu haben, die ihr Leben damals
schlagartig veränderten. Und nun kamen sie wieder zu ihr, über den Weg des
Unterbewusstseins.
    Ständig sah sie die vierzehnte Stufe und das große schwarze Kreuz vor sich.
Sie sah es bei geöffneten Augen. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn, das
Herz pochte in ihrer Brust.
    Irgendwo in diesem großen Haus klappte eine Tür, dann war wieder
Totenstille.
    Eve Baynes war ein klar und vernünftig denkender Mensch. Sie maß ihren
Träumen keine besondere Bedeutung bei. Doch diesmal war es anders. Sie hatte
das unbestimmte Gefühl, dass das schwarze Kreuz, das vor ihren Augen flimmerte,
kommendes Unheil ankündigte.
    Gab es so etwas überhaupt? Sie glaubte nicht daran, sie wollte nicht daran glauben.
    Eve warf einen raschen Blick auf das Leuchtzifferblatt der Uhr auf ihrem
Nachttisch. Es war noch nicht ganz Mitternacht, und sie hatte kaum mehr als
eine Stunde geschlafen. Eve lag auf dem Rücken und starrte mit aufgerissenen
Augen zur Decke. Sie schluckte und konnte die zunehmende Angst, die von ihr
Besitz ergriff, nicht beiseiteschieben. Es war etwas dran an den alten
Berichten, die der vierzehnten Stufe Tod und Unheil zuschrieben, und Lord
Callaghan, der ihrem Vater das einsame Anwesen am Meer verkauft hatte, schien
ebenfalls daran geglaubt zu haben. Sein kleiner Sohn war auf der Treppe tödlich
verunglückt.
    Eve Baynes fühlte ihr Herz heftig pochen. Alles in ihr, alles in diesem
Raum schien plötzlich unter einer unerklärlichen Spannung zu stehen.
     
     

1. Kapitel
 
 
     
    Er wohnte in einem vierstöckigen Mietshaus. Ein Durchschnittsbürger, der
seiner täglichen Arbeit nachging, den Daily
Mirror las, um sich schnell zu informieren, abends sein Fernsehgerät
einschaltete, und sich so ziemlich alles ansah, was das Programm brachte, und
der doch – seit einiger Zeit zumindest – besser lebte als die meisten Engländer
in der Stadt, die den gleichen Beruf hatten und die wie er Junggeselle waren.
    Sein Name war Eric Smith.
    Eric war neunundvierzig Jahre alt, groß und kräftig. Man sah ihm an, dass
er in jungen Jahren regelmäßig Sport getrieben hatte. Jetzt saß er öfter lieber
in einem Gasthaus und trank ein Bier oder einen Whisky und wettete bei
Pferderennen. Aber eingebracht hatte ihm seine Wettleidenschaft noch nichts.
    Eric Smith war kein großer Denker. Er nahm das Leben so, wie es war.
Probleme gab es für ihn keine, weil es ihm gelungen war, alle Schwierigkeiten
zu vereinfachen und auf einen einzigen Nenner zu bringen.
    Dass es ihm besser ging als den meisten in der Straße, in der er wohnte,
war nicht sein eigener Verdienst. Vor einigen Monaten – es mochten jetzt schon
zehn sein – hatte sich ihm unerwartet eine neue Geldquelle eröffnet.
    Angefangen hatte es mit der Begegnung in Jonnys Inn in der Baker Street.
    Ein etwa dreißigjähriger Mann, der sich Frank nannte, war mit ihm ins
Gespräch gekommen. Er war Assistent bei einem Professor, der an einem
ungewöhnlichen wissenschaftlichen Werk arbeitete.
    »Wir beobachten Menschen, wir analysieren sie – und versuchen über den
einzelnen auf das Verhalten von Gruppen zu schließen. Im Augenblick arbeiten
wir an einem besonderen Experiment. Wir suchen insgesamt sieben Männer. Keine
der Versuchspersonen darf in diesem Fall größer als 1,80 m sein, mehr als
achtzig Kilogramm wiegen und nicht am Blinddarm operiert sein.«
    Das hatte Frank ihm damals gesagt.
    »Dann bin ich eine ideale Versuchsperson«, hatte Eric Smith darauf
erwidert.
    Frank hatte ihn gemustert. Und sie waren ins Geschäft gekommen.
    Eric
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