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025 - Die Treppe ins Jenseits

025 - Die Treppe ins Jenseits

Titel: 025 - Die Treppe ins Jenseits
Autoren: Larry Brent
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herauszulesen war. Sie zeigten
einen Hauch von Traurigkeit und Leid. Es war, als ob dieser Mann, der bei
seinen zahllosen Geschäften eine so glückliche Hand bewiesen hatte, dennoch vom
Leben enttäuscht worden war.
    Das Schicksal hatte ihm arg mitgespielt.
    Seine Frau hatte ihm zwei Kinder geboren, zwei Mädchen. Die Erstgeborene,
Janett, war schwachsinnig auf die Welt gekommen. Sie lebte in einem Heim. Schon
zwei Jahre nach Janetts Geburt schenkte seine Frau einem weiteren Mädchen das
Leben und überlebte diese Geburt nicht. Mit besonderer Liebe hing Edward Baynes
seither an seiner jüngsten Tochter Eve. Er setzte all seine Hoffnungen auf sie.
Eve war als normales Kind auf die Welt gekommen. Doch vor drei Jahren zerstörte
ein rätselhafter Unfall ihre Karriere. Sie hatte bis dahin zu den besten
Studentinnen in den Fächern Psychologie, Archäologie und Sprachen gehört. Eve
machte all das wett, was ihre schwachsinnige Schwester von der Natur nicht
mitbekommen hatte.
    Bis zu dem Unfall in den Kreidefelsen am Meer! Das geheimnisumwitterte
Haus, das Edward Baynes von Lord Callaghan zu einem günstigen Preis erstanden
hatte, lag auf einem majestätischen Felsen in einer romantisch-wilden
Gebirgswelt, die von Meeresbrandung umspült wurde. Er hatte niemals an das
Gerede glauben wollen, das über dieses einsame Landhaus im Umlauf war.
    Der Schleier eines Geheimnisses lag über den grauen Gemäuern, doch seine
Kinder hatten dort viele schöne Stunden verlebt. Als junges Mädchen im Alter
von neunzehn Jahren aber schien sich der Fluch, der über dem einsamen Anwesen
lastete, erneut zu erfüllen. Eve rutschte auf der mit einem schwarzen Kreuz
markierten vierzehnten Stufe der schmalen, steilen Terrassentreppe, die zum
Meer hinabführte, aus. Sie stürzte schwer. Nur durch einen besonders
glücklichen Zufall zerschmetterte sie nicht auf den Felsen am Ende der Treppe.
Sie blieb auf der vorletzten Stufe neben einem Felsvorsprung liegen und zog
sich eine schwere, lebensgefährliche Wirbelsäulenverletzung zu. Aber sie kam
mit dem Leben davon. Doch seit dieser Zeit war sie gelähmt.
    Von diesem Tag an war Edward Baynes nicht mehr in dem einsamen Haus auf dem
Kreidefelsen gewesen, obwohl es von Dover noch keine zwanzig Kilometer entfernt
lag. Er wusste nicht, wie es dort aussah, und es interessierte ihn auch nicht.
    Sein Gärtner, Allan Carter, lebte dort. Edward Baynes hatte schon mehr als
einmal mit dem Gedanken gespielt, das Haus zu verkaufen, einmal hatte er es
sogar offiziell über einen Makler angeboten. Aber niemand wollte es haben. Die
Geschichte von Lord Callaghan und seinem Sohn und der verhexten vierzehnten
Stufe waren in der Gesellschaft nur allzu gut bekannt. Und es war ihm
eigentlich auch ganz recht, dass sich kein Käufer für das Grundstück
interessierte. Irgendwie widerstrebte es ihm, das Haus zu verkaufen, auch wenn
er einen gewissen Horror davor hatte, dort noch einmal hinzugehen. Alles
erinnerte ihn an das furchtbare Erlebnis.
    Edward Baynes war reich, er kannte keine materiellen Sorgen – doch sonst
hatte das Leben ihn benachteiligt. Und er musste sich im Stillen eingestehen,
dass er eine gewisse Furcht vor der Zukunft hatte.
    Nicole war ein Sonnenstrahl für ihn. Er liebte sie. Sie war nur fünf Jahre
älter als seine älteste Tochter Janett und hätte selbst seine Tochter sein
können.
    Würde mit Nicole alles gut werden? Bisher war er einer Heirat aus dem Weg
gegangen. Es schien, als solle jeder, der näher mit ihm in verwandtschaftliche
Beziehung kam und seinen Namen trug, in Berührung mit dem Unglück geraten, das
ihm anzuhaften schien. Konnte es sein, dass ein Mensch das Unheil anzog? Er
vertrieb die düsteren Gedanken, die sich wie schwarze Wolken auf sein
Bewusstsein legten.
    »Sorge dafür, dass das Haus gut abgesichert ist. Überprüfe sämtliche
Eingänge«, fuhr er fort, ehe er sein villenähnliches Haus am Stadtrand von
Dover verließ.
    Der silbergraue Rolls Royce stand fahrbereit am Straßenrand.
    Edward Baynes fuhr seinen Wagen oft allein, und er tat es gern. Überhaupt,
wenn er Nicole vom Theater abholte, liebte er es, mit ihr durch die nächtlichen
Straßen zu fahren, in einem verschwiegenen Lokal bei einer guten Flasche Wein
zu plaudern und Pläne für die Zukunft zu schmieden.
    Mit ernstem, verschlossenem Gesicht steuerte er den Rolls Royce durch Dover
und erreichte das Theater pünktlich. Das Light-Stage ,
wie es genannt wurde, lag unmittelbar neben einem hellerleuchteten Café, in
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