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0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
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Sir«, erklärte ich ihm, »saß ich am rechten Fenster. Mir war, als hätte ich draußen ein leichtes Scharren gehört. Nun, es war kein Irrtum. Aber ich hatte Pech. Der Bursche war unglaublich schnell.«
    »Kann - hm - kann es der Mörder gewesen sein«, fragte Shandley gereizt.
    »Es lässt sich kein Grund denken, warum er es nicht gewesen sein sollte«, sagte ich.
    Shandley presste die Lippen aufeinander und kletterte wieder in den Wagen. Wir folgten ihm. Der Generalstaatsanwalt rieb sich nervös die Nasenspitze.
    »Das ist ja eine ekelhafte Vorstellung«, näselte er. »Zu denken, dass der Mörder nur durch die dünne Wand von uns getrennt da draußen stand, und wir zerbrechen uns den Kopf, wer es sein könnte…«
    »Nun, so ganz hoffnungslos sieht die Sache für uns nicht aus«, murmelte ich und schlug das Revers meines Jacketts um. »Phil hat Ihnen vorhin erzählt, dass der Mörder die Winchesterbüchse hinter einem Schrank im Wohnwagen versteckte, in dem Beppo und der Liliputaner zusammen leben. Captain Blaine, der Leiter der Mordkommission in Syracuse, fand das Gewehr dort. Er übersah eine Kleinigkeit, die ich zwei Minuten nach ihm entdeckte. Diese Anstecknadel. Es ist eine Ehrennadel der Amerikanischen Artistenliga. Vielleicht verlor sie der Mörder, als er das Gewehr dort versteckte. Können Sie für uns eine vollständige Liste aller Ehrenmitglieder der Amerikanischen Artistenliga besorgen?«
    Shandley hielt die Nadel mit dem vergoldeten Kreis um das Emblem mit spitzen Fingern hoch. Über seine dünnen Lippen kam ein langgezogener Pfiff.
    »Aber das ist doch eine äußerst verheißungsvolle Spur«, rief er. »Warum haben Sie mir das nicht gleich am Anfang gesagt?«
    »Sir, erst musste sichergestellt sein, dass es keine Lauscher gibt. Der Mörder darf unter keinen Umständen wissen, dass wir vielleicht schon eine entscheidende Spur.von ihm haben.«
    »Das leuchtet mir ein«, nickte Shandley. »Sehr gut. Man merkt doch immer wieder, wenn man es mit G-men zu tun hat. Ihr Burschen seid wirklich mit allen Wassern gewaschen.«
    Wir sagten nichts zu diesem Blumenstrauß. Wir wären auch kaum dazu gekommen. Denn zugleich mit dem letzten Wort des Staatsanwaltes ertönte ein schriller, ansteigender, Mark und Bein durchdringender Schrei, der irgendwo zwischen der Ansammlung der Wohnwagen heraus aufstieg und uns allen einen Schauer über den Rücken jagte. Ich hatte einen Schrei dieser Art schon einmal gehört; damals, als Snacky-Boy Riccers im Hafen von New-York aus vierzig Metern Höhe in das prasselnde Flammenmeer eines von ihm selbst angezündeten Speichers stürzte.
    ***
    Der Jeep ratterte über die ausgefahrene Straße, die nur auf den Landkarten eine Straße, in Wahrheit aber ein besserer Feldweg war. Rechts und links wogten die Ähren der schier unendlichen Weizenfelder im Glanz der untergehenden Sonne.
    George Elldon klammerte sich in dem Geholper mit einer komisch, verzweifelten Miene am Steuer des geliehenen Jeeps fest. Sein rundes, rotes Gesicht war übersät von kleinen Schweißperlen.
    Genau am Meilenstein 17 bog ein noch schlechterer Weg nach links ab, wie man ihm in der Stadt gesagt hatte. Elldon lenkte den Jeep mit einem lauten Seufzer in die Abzweigung, ging mit der Geschwindigkeit noch mehr herunter und stellte erleichtert fest, dass die Farm wenigstens nicht mehr weit sein konnte, denn unten, am Fuße des sehr flachen Hügels, erkannte er schon die beiden hochragenden Balken mit dem Querpfosten, die den Anfang des zur Ranch gehörenden Geländes bezeichneten.
    Da er zu faul war, auszusteigen, schob er den schwingbar angebrachten Querpfosten langsam mit der Kühlerhaube auf. Mit der linken Hand hielt er den Balken so weit vom Wagen ab, wie er es tun konnte, ohne sich vom Sitz zu erheben.
    Jenseits des nächsten Hügels erblickte er die Gebäude, die zur Farm gehörten. Ein flacher niedriger Ziegelbau stellte das Herrenhaus dar. Nach rechts schlossen sich zwei Scheunen an. Links gab es drei oder vier kleinere Schuppen. Ein paar Pferde lagen im Gras der eingezäunten Plätze. Aus dem Schornstein des Hauptgebäudes stieg eine gekräuselte Rauchfahne empor.
    Elldon brachte den Jeep direkt vor den Stufen der Veranda zum Stehen. Er wischte sich mit einem blütenweißen-Taschentuch umständlich den Schweiß aus dem Gesicht.
    Fünf Minuten später stand Elldon vor einem Mann, der in einem Lehnstuhl saß. Seine Beine waren bis herauf zum Gürtel von einer verblichenen, grünen Wolldecke umhüllt. Die
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