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0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
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schlotterte um ihn wie Lumpen um das Gestänge einer Vogelscheuche. Mit dem Unterschied, dass Shandleys Anzug aus der Fünften Avenue stamme und sicher seine drei- oder gar vierhundert Dollar gekostet hatte.
    Wir hatten innerlich aufgeatmet, als sich schon nach wenigen Sätzen ergeben hatte, dass Shandley nicht zu der Sorte von Scharfmachern gehörte, die überall etwas zu bemäkeln haben und immer glauben, ohne ihre Antreiberei würde nichts getan.
    Shandley nagte an seiner dünnen Unterlippe. Er brauchte eine Weile, bis er sich entschlossen hatte.
    »Ich werde keineVerlängerung des-Vorstellungsverbotes erwirken«, murmelte er schließlich. »Wenn in einer Fabrik jemand ermordet wird, kann ich deswegen auch nicht gleich die ganze Fabrik schließen lassen.«
    »Völlig meiner Meinung«, sagte ich. »Außerdem sind unsere Chancen, den Mörder zu kriegen, meines Erachtens größer, wenn der normale Betrieb weiterläuft.«
    »Wie viele Personen stehen jetzt noch auf der Liste der möglichen-Täter?«, fragte Shandley und rückte seine gelbe Hornbrille zurecht.
    Phil zog eine Schublade auf und nahm einen Stapel von beschriebenen Blättern und Zetteln heraus. Er suchte eine Weile, bis er das richtige Blatt gefunden hatte.
    »Soll ich Ihnen die Namen vorlesen?«, fragte er.
    »Ja, bitte.«
    »Die Reihenfolge hat nichts mit dem Grade der Verdächtigung zu tun«, sandte Phil voraus und fing an: »1. Mitropolus, der Dompteur; 2. ›Schwarzer Adler‹ wie sich der Messerwerfer nennt; 3. Lido Marchese, seine Assistentin; 4. Nscho-Tete, die alte mexikanische Wahrsagerin; 5. Jesse Jones, der Kunstschütze; 6. Mindra, der Inder mit der Elefantengruppe; 7. Wellington Johnson, der Direktor; 8. Valencia Johnson, dessen Frau; 9. Eve Johnson, beider Tochter; 10. Beppo, der Clown; 11. Earthy White, der technische Manager. Dazu kommen vom Personal noch Ralley, der Stallmeister und seine Manegen-Arbeiter Jimmy Smith,Tino Levy, Horrace Martens, Jean Levoir, Mac Entire, Bob Riteberg und Ralph Morton. Außerdem hat merkwürdigerweise der Kantinenwirt Slim Prockson ebenfalls kein Alibi für die Mordzeit. Das sind zufällig genau zwanzig Personen.«
    Shandley nickte ein paarmal nachdenklich vor sich hin.
    »Das wird Ihnen noch allerlei Arbeit machen«, meinte er seufzend. »Könnte von meiner Seite aus irgendetwas getan werden, um Sie zu unterstützen? Soll ich eine Verstärkung Ihres Teams bei Ihrer Zentrale in Washington erwirken?«
    »Das dürfte wenig Sinn haben«, sagte Phil kopfschüttelnd. »Die Fragen, die geklärt werden müssen, um aus diesem zwanzig Personen umfassenden Kreis den wahren Mörder zu eliminieren, können nicht mit verstärktem Personalaufwand geklärt werden.«
    »Kann ich sonst irgendetwas anderes für Sie tun, um Sie zu unterstützen?«
    »Ja«, sagte ich. »Zwei Dinge, Mister Shandley. Halten Sie uns ab und zu die Daumen und schicken Sie uns einen Blanko-Haftbefehl.«
    Shandley schmunzelte. Ich dämpfte meine Stimme zu einem leisen Flüstern.
    »Sprecht weiter. Über irgendwas.«
    Phil und Jack waren solche Augenblicke gewöhnt und fassten sich sofort. Shandley starrte mich sprachlos an, als ich mich langsam und auf Geräuschlosigkeit bedacht von meinem Platz erhob.
    »Die Geschichte mit dem Gewehr ist doch recht mysteriös«, sagte Phil in der bisher gebräuchlichen Lautstärke. »Es handelte sich um eine Winchester, die dem Direktor gehörte…«
    Er redete weiter, und Jack ergänzte Phils Erzählung vom Diebstahl des Gewehrs, aus dem der tödliche Schuss gefallen war, ab und zu durch ein Detail. Unterdessen war ich auf Zehenspitzen zur Tür des Wohnwagens geschlichen. Ich legte die Hand auf die Klinke und presste mein Ohr an den dünnen Spalt zwischen Tür und Wand.
    Aber draußen war nichts zu hören.
    Ich zog den Kopf zurück, spannte meine Muskeln und riss die Tür auf. Mit einem Satz war ich die Stufen der kleinen Treppe hinab und an der Ecke des Wagens.
    Eine schemenhafte Gestalt verschwand zwischen den nächsten Wagen. Es war mehr ein huschender Schatten als eine richtige Gestalt. Ich lief ihm nach, aber schon nach wenigen Schritten wurde mir klar, dass es keinen Zweck hatte. In dem Gewirr der Wohnwagen gab es hundert Möglichkeiten, mir auszuweichen.
    Langsam ging ich zurück. Phil, Shandley und Jack standen am Fuß der Treppe. Shandleys linkes Auge zuckte nervös im Lichtschein, der zur Tür herausfiel.
    »Was war denn?«, fragte er gespannt.
    Ich deutete in die Finsternis hinein.
    »Wie Sie wissen,
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