Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
Vom Netzwerk:
untersagt hatte. Man konnte es ihm nicht übelnehmen. Aber man konnte geteilter Meinung über diese Maßnahme sein.
    Im Bürowagen brannte Licht. An den Fenstern konnte man es nicht sehen, denn die waren von Rollos verdunkelt, »damit man die Direktion nicht beim Geldzählen beobachten konnte«, wie der Kunstschütze Jesse Jones erklärt hatte. Aber die vordere Wagentür stand halb offen, sodass ein breiter, senkrechter Streifen von Licht herausfiel. Als ich an den hinteren Fenstern vorbeiging, die zum Arbeitszimmer des Direktors gehörten, hörte ich Musik und eine Sprecherstimme aus einem Radio oder TV-Gerät.
    Phils Wohnwangen stand ganz am anderen Ende der Wagenkolonie. Seine Fenster waren zwar nicht verdunkelt, aber mit undurchsichtigen Plastikvorhängen undurchsichtbar gemacht. Ich klopfte an die Tür.
    »Yeah, come in«, rief Phils Stimme.
    Ich blickte mich noch einmal um. Aber der Platz lag wie ausgestorben. Die meisten Leute waren in die Stadt gegangen. Es kommt selten genug vor, dass die Artisten einen Abend frei haben und einmal ins Kino oder in ein nettes Lokal gehen können. Die meisten hatten es ausgenutzt.
    »Hallo, Phil«, sagte ich und zog die Tür hinter mir zu.
    »Hallo, Jerry«, erwiderte mein Freund und zeigte auf die schmale, aber bequeme Couch in seinem Leichtmetallwagen.
    »Wann wollte der Herr Generalstaatsanwalt denn kommen?«, erkundigte ich mich, während ich mir meine Zigarette anzündete.
    Er hätte längst hier sein müssen. Angeblich hat er heute Nachmittag hier irgendwo in der Nähe zu tun, da wollte er gegen acht hier sein. Jack steht am Tor und erwartet ihn. Ich muss sagen, ich bin keineswegs erbaut von diesem Besuch.
    Im selben Augenblick klopfte es wieder an die Tür. Phil forderte auf einzutreten. Earthy White kam herein, unrasiert wie immer. Er trug einen dunkelblauen, ölverschmierten Overall und sah eher wie ein Mechaniker als wie der technische Manager aus.
    Über sein junges, sympathisches Gesicht huschte ein verlegenes Grinsen. Er zuckte mit den Schultern und fragte: »Ich wollte nicht stören. Kann ich reinkommen?«
    »Natürlich«, sagte Phil. »Setzen Sie sich. Zigarette?«
    »Nein, danke, ich bleibe bei meiner Pfeife«, murmelte der Tec-Man, schob sich das kurze Ding zwischen die Zähne und nahm es während der folgenden zehn Minuten nicht ein einziges Mal aus dem Munde.
    Wir unterhielten uns eine Weile, dann stand White auf und ging zur Tür. Bevor er den Wohnwagen verlassen konnte, fragte ich schnell: »Mister White. Noch eine Frage.«
    Er drehte sich um.
    »Ja?«
    »Als Sie 1943 während Ihrer Semesterferien bei diesem Zirkus arbeiteten, Sie wissen, als The Johnson Brothers in Bloomington waren, wo die berühmte Orsini starb, wann reisten Sie da zurück zu Ihrer Universität zur Fortsetzung Ihres Studiums?«
    »Du lieber Gott. Wie soll ich denn das heute noch wissen? Das sind jetzt achtzehn Jahre.«
    »Können Sie sich erinnern, wie viel Tage Sie in Bloomington waren?«
    »Moment mal… Ich glaube, ich war nur einen Tag dort. Wir kamen morgens sehr früh an, und ich fuhr abends mit dem Zug weg. Ja ich glaube, so war es.«
    »An welcher Universität haben Sie denn damals studiert?«
    »An der Columbia, in New York.«
    »Vielen Dank. Das war alles.«
    Er brummte etwas vor sich hin, was keiner von uns verstand, verließ den Wagen und knallte die Tür nicht sehr höflich hinter sich zu. Wir sahen uns an.
    »Was wollte er eigentlich?«, fragte Phil nachdenklich.
    »Tja, was wollte er eigentlich?«, murmelte ich. »Vielleicht wollte er herausfinden, ob er den Mörder schon warnen muss…«
    ***
    Little Joe hatte den Kopf gesenkt. Seine runzligen Liliputanerhände lagen gefaltet in seinem Schoß. Er hockte in dem kleinen Sessel, der eigens für den kleinen Man hergestellt war.
    »Ich möchte dir noch einmal danken, Beppo«, sagte er. »Wenn du nicht gewesen wärst, säße ich heute noch in Syracuse in einer Zelle, und diese schrecklichen Polizeimenschen würden auf mir herumhacken wie auf einem Holzklotz.«
    Der alte Clown lag auf seinem Bett und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Du machst wieder einmal aus einer Mücke einen Elefanten, Little Joe. Zirkusleute müssen Zusammenhalten. Früher oder später hätte die Polizei sowieso herausgefunden, dass es lächerlich ist, dich zu beschuldigen. Ich wollte das nur ein bisschen beschleunigen. Da bin ich eben zum, Direktor gegangen und habe gesagt, ich hätte die Marsari erschossen.«
    »Trotzdem war es großartig von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher