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0241 - Der Pesthügel von Shanghai

0241 - Der Pesthügel von Shanghai

Titel: 0241 - Der Pesthügel von Shanghai
Autoren: Jason Dark
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Dann brüllte er es an.
    »Lauf weg, Kleine! Verdammt, lauf weg!«
    Das Kind hörte nicht. Sein Gesicht war tränennaß.
    »Weg!«
    In dem Augenblick stürmten zwei Männer heran!
    ***
    Wir brauchten wirklich nicht viel Zeit, um erkennen zu können, welches Drama sich vor unseren Augen abspielte.
    Es war die Hölle.
    Quen hatte ein Kind retten können, er selbst jedoch befand sich in einer prekären Lage. Seinen rechten Fuß hielt der verdammte Sumpf fest umklammert, und er selbst klammerte sich voller Verzweiflung an der Hauswand fest.
    Wir konnten auch an ihm vorbeischauen. Das widerliche Sumpfmonstrum war einfach nicht zu übersehen.
    Suko warf mir die Dämonenpeitsche zu, damit er die Hände frei hatte, denn die brauchte er jetzt.
    Suko machte es wie ein Ringer. Von hinten schob er seine Arme unter die Achseln des Mannes und faltete die Hände vor der Brust des Agenten zusammen.
    Dann zog er.
    Suko hatte Kraft. Hinzu kam, daß Quen nur mit einem Bein im Morast steckte, also noch nicht voll erfaßt worden war und die Befreiungschancen deshalb besser standen.
    Mein Freund schaffte es tatsächlich, den chinesischen Agenten dem Sumpf zu entreißen. Als sein Fuß mit einem seltsam schmatzenden Geräusch den Morast verließ, bekamen Suko und Quen das Übergewicht. Sie kippten beide nach hinten und fielen zu Boden, noch bevor sie von mir aufgefangen werden konnten.
    Ich hatte nun freie Bahn.
    Das Monstrum hielt seine Arme schon griffbereit ausgestreckt. Es hatte sein Opfer packen wollen, statt dessen bekam es nun die Dämonenpeitsche zu spüren.
    Und das gleich zweimal.
    Ich hieb mir meine Wut aus dem Leib, als ich die Riemen auf Schädel und Körper klatschte. Beides wurde zerstört, und aus den offenen Stellen drang mir ein bestialischer Gestank entgegen.
    Die Teile klatschten zurück in den Sumpf, wo sie allmählich zu Staub wurden und noch weiter auseinanderbrachen.
    Für mich wurde es Zeit, den Platz auf der Türschwelle zu verlassen, denn der schwankende Boden rüttelte wieder an den Mauern des Hauses. Sie bewegten sich bereits, sogar die ersten Risse entstanden, ich sprang hastig zurück, blieb neben Suko, Quen und dem Kind stehen und sah, wie das Haus zerfiel.
    Dach und Mauern schienen für einen Moment zu tanzen, bevor sie endgültig zusammenbrachen.
    Wieder war etwas zerstört worden. Wie lange wollten diese unheiligen Kräfte denn noch toben?
    »Danke!« keuchte Quen, »vielen Dank…«
    Er stand da, hatte den Kopf gesenkt und atmete schwer. Diese Vorfälle hatten auch den eisenharten Mann schwer erschüttert. Zwei Polizeibeamte hatte er aus London entführt, dies war ihm excellent gelungen, doch den Vorfällen in seiner Heimat stand er fassungslos gegenüber.
    »Sie bedanken sich bei dem Mann, den Sie entführt haben. Das ist auch neu.« Ich konnte mir diese Bemerkung einfach nicht verkneifen, während ich Suko die Dämonenpeitsche mit einem Kopfnicken zurückgab.
    »Manchmal geht das Leben seltsame Wege«, erwiderte Quen.
    »Hätte ich Sie nicht entführt, wäre ich jetzt vielleicht nicht mehr am Leben. Daran muß ich auch denken.«
    »Aus ihrer Lage gesehen, haben Sie recht«, stimmte ich ihm zu.
    Das kleine Mädchen weinte. Zum Glück hatten wir es retten können. Quasi im letzten Augenblick, und bedanken konnte es sich bei Quen, der wirklich alles eingesetzt hatte. Sogar sein eigenes Leben. Das rechnete ich ihm verdammt hoch an.
    »Ich bin noch übrig«, flüsterte er und schüttelte den Kopf. »Verdammt, wenn ich das vorher gewußt hätte…«
    »Es ist nicht mehr zu ändern«, sagte ich. »Hier können wir auch nicht mehr bleiben, denn der Pestsumpf beginnt damit, allmählich auch die Straße zu erfassen. Er muß den Untergrund inzwischen aufgewühlt haben.«
    »Wo sollen wir hin?« fragte Quen. »Auch zu den anderen auf den Terrassenfeldern?«
    »Es wird uns nichts anderes übrigbleiben«, erklärte ich.
    »Damit haben wir nichts gewonnen. Die Moorleichen werden nicht gestoppt.« Quen schaute mich fragend an.
    »Das stimmt allerdings.«
    »Und wie sollen wir sie vernichten?«
    Ich hob die Schultern. »Sie sehen uns ratlos, Quen. Vielleicht sollte man noch einmal mit Ai-Fu-Tschi reden. Der weise Mann scheint mir einiges mehr zu wissen.«
    »John!« Sukos Stimme klang warnend, und ich drehte mich zu meinem Partner um.
    Der Inspektor hatte das kleine Mädchen an seine Hand genommen. Die andere, freie, hielt er ausgestreckt und deutete dorthin, wo das Dorf zu Ende war und der Knüppeldamm begann.
    Das
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