Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0238 - In der Voodoo-Hölle

0238 - In der Voodoo-Hölle

Titel: 0238 - In der Voodoo-Hölle
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
Luft lag.
    Der Klang der Trommeln kam aus dem Irgendwo. Nicole hätte nicht sagen können, ob sich die schwarzen Rufer des Voodoo derzeit an den Hängen der angrenzenden Berge oder in einer Bayoo, einem versumpften Seitenarm des Orinoco, aufhielten.
    Tap-tap! Tap-tap-tap! Tap-tap!
    Irgendeine Botschaft, eine unheilige Verkündigung, trugen die Trommeln durch die Lüfte.
    »Nein, Señora Duval«, sagte Christiana noch einmal. »Ich kann wirklich nicht sagen, was diese Trommeln bedeuten, aber…«
    »Deinen Tod bedeuten sie, mein Täubchen«, kicherte es aus einer Ecke. »Deinen Tod und den aller Weißen hier… Denn einer ist erschienen, der Macht hat… !«
    ***
    Ollam-onga hatte seinen Gesang beendet. Eine beklemmende Stille herrschte in der Hütte. Eine Stille, die zu leben schien.
    Gonzales Morena kroch eine Gänsehaut über den Rücken. Wer weiß, was für Teufel der uralte Hungan beschworen hatte? Wer würde begreifen, auf welche Art er die Dämonen gerufen hatte.
    Aber die Wesen aus der Geisterwelt waren da. Sie waren um ihn und in ihm. Sie wogten auf und nieder. Und doch konnte sie keines Menschen Auge erblicken und keines Menschen Hände greifen.
    Morena atmete nur flach. Grauen und Tod umgaben ihn. Mächte, die er weder einschätzen noch kontrollieren konnte. Das waren keine Wesen, die mit einem gutgezielten Revolverschuß oder einem blitzschnell geschleuderten Messer unschädlich gemacht werden konnten. Und sie konnten auch nicht mit einem Bündel Geld gefügig gemacht werden.
    Die Kräfte des Unsichtbaren hatten ihre eigenen Gesetze, nach denen sie herrschten und beherrscht wurden. Gonzales Morena sah ein, daß er neben Amun-Re oder Ollam-onga ein Nichts war. Ein Schatten, den diese mit einer verächtlichen Handbewegung in die Gewalt der Wesen aus dem Schattenreich geben konnten.
    Wer auch immer mit der Hölle Geschäfte machen wollte, - er mußte Luzifers Zahlungsmittel anbieten. Und das war… das Blut und die Seele des Menschen.
    So oder so… wenn der Sand aus der Uhr gelaufen ist, die von Knochenfingern emporgestreckt wird und der Tod grinsend die Sense hebt; dann ist der Teufel da, um die Zahlung einzutreiben. Und dieser Gläubiger läßt sich weder vertrösten noch beschwichtigen.
    Den dicken Waffenhändler überkam ein Gefühl namenloser Angst, als er merkte, daß er sich etwas anderem, gewiß Schlimmerem als die Hölle verschrieben hatte.
    Hätte er das Bündnis von Lucifuge Rofocales Unterhändler angekommen, wäre ihm nach seinem Tode der brennende Schwefelpfuhl sicher gewesen.
    Aber welche Strafe würden die ewigen Mächte ihm für diese seine Sünde bereiten?
    Seine fieberhaften Gedanken versuchten ein Gebet zu formulieren, das ihm vielleicht die Hilfe des Himmels zuteil werden ließ. Aber es fiel ihm, der sich seit Jahren von Gott abgewandt hatte, nichts mehr ein. Schreckensstarr verfolgte er die Szene. Denn er hatte die Pfade des Bösen betreten. Er konnte nicht zurück. Und am Ende dieser Straßen wartete die ewige Verdammnis.
    »Geister sagen, Nacht ist gut für unser Vorhaben!« brach Ollam-onga das Schweigen.
    Amun-Res Gesicht glich einer Maske. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht. Die stechenden Augen schienen auf einen einzigen Punkt in weiter Feme gerichtet zu sein.
    »Geister sagen, in dieser Nacht sie uns helfen«, nuschelte der Hungan weiter. »Geben all die Toten frei, die wir brauchen. Geben frei für… für ein Leben! Wollen Opfer… schönes Opfer… reines Opfer… Opfer einer jungen Frau…«
    »Das… das ist unmöglich«, keuchte Morena. »Ein Menschenopfer? Niemals! Wie…?«
    »Schweigen Sie!« herrschte Amun-Re.
    »Wenn nicht Opfer, dann Geister nicht helfen«, erklärte der Hungan. »Ich gesprochen mit allen… mit Geistern, deren Namen ihr nicht kennt. Sie viel größer und gewaltiger als die Götter des Voodoo…fürchterlicher als Papa Legba, der Hüter des Tores, gefährlicher wie Dambella, der Gott im Schlangenkörper, und grausamer als Agassa, die Göttin mit dem Leopardenleib. Diese Götter kann man mit dem Opfer eines Schweines oder eines Hahnes beschwören… die Götter des Ju-Ju sind stärker… aber auch unerbittlich in ihren Forderungen. Ihr müßt beschaffen Frau… müßt beschaffen eine Jungfrau…«
    Gonzales Morena wollte etwas erwidern. Aber eine kurze, abrupte Bewegung Amun-Res hieß ihn schweigen.
    »Bereite alles vor, Bruder in der schwarzen Kunst!« sagte er dann. »Und sorge dich nicht um das Opfer. Wir werden es beschaffen. Eine weiße Frau…
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher