Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0238 - In der Voodoo-Hölle

0238 - In der Voodoo-Hölle

Titel: 0238 - In der Voodoo-Hölle
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
er die Situation überblickt.
    Aber er sah nur Nicole, die den ohnmächtigen Körper von Don Emilios Tochter in ihren Armen hielt. Und ihr gegenüber die alte Negerin, die mit ihren ausgestreckten Knochenfingem direkt auf Christiana wies.
    »… wird sterben… hihihi… zum Fest der dunklen Götter… hihihi… Jetzt kommt unsere Stunde… die Stunde der Rache… hüte dich, weißer Mann… denn unsere… ha… unsere Götter werden von denen, die Macht haben, gerufen… hihihi… und unsere Götter werden erwachen… mächtiger Ju-Ju…!«
    Hinter Zamorra drängte sich der Estanciero durch die Tür. »Christiana. Gott! Mein Kind! Was ist mit dir?« fragte er abgehackt. Zamorra hatte schon begonnen, das Mädchen zu untersuchen. Er fühlte den Puls, hob ein Augenlid empor und horchte das Herz ab. Dann schien er sichtlich entspannt.
    »Gottseidank! Nur eine Ohmacht«, stellte er erleichtert fest. Don Emilio atmete hörbar aus.
    »Erst Ohnmacht, dann Tod!« begann die alte Negerin zu schreien. »Heute Nacht… haha… heute Nacht sterben alle Weißen… die Kraft des Ju-Ju ist mächtig… !«
    »Schweig, du alter Rabe!« brüllte Don Emilio. Seine Hand fuhr durch die Luft und traf die Negerin mitten im Gesicht. Einen Moment, einen winzigen Moment, war mit dem Estanciero das Temperament durchgegangen. Kaum war der Schlag ausgeführt, tat es ihm schon leid. Doch er konnte ihn nicht zurücknehmen.
    Aber die Geschlagene, statt wimmernd zusammenzubrechen, stand fest wie ein Feld in der Brandung. Nur ihre Hände öffneten und schlossen sich wie die Klauen einer Raubkatze vor dem Sprung. Aus ihren Augen schien Feuer zu sprühen.
    »Du hast mich geschlagen, weißer Mann!« fauchte sie. »Du hast Dolores geschlagen, die zu dir schon in den Tagen deiner Kindheit wie eine Mutter war. Und du hast sie geschlagen. So nimm den Fluch der Mutter, der dich verfolgen soll bis in dein Grab. Denn du und deine ganze Sippe, ihr werdet sterben… heute Nacht noch… auf dem Altäre der dunklen Götter… Und Dolores wird tanzen… wird den Tanz der Sklavenkette tanzen, wenn ihr euch in Todeszuckungen wälzt und die Blutgötzen euere Herzen fressen… und ihr in die Verdammnis gerissen werdet… hihihi… die Verdammnis… bis zum Jüngsten Tag… hihihi… die ewige Verdammnis… ha… das ist mein Fluch… !«
    Und schlurfend wandte sie sich zum Gehen. Professor Zamorra wollte sie festhalten. Aber Don Emilio schob seinen Arm zurück.
    »Lassen Sie die Frau«, bat er. »Sie ist närrisch. Die Jahre haben sie irre gemacht. Die Eingeborenen erzählen, daß die Dämonen bereits ihren Geist entführt hätten und nur noch ihr seelenloser Leib auf der Erde wäre. Dolores ist verrückt… aber harmlos. Sie kann uns nicht schaden.«
    Professor Zamorra zuckte die Schultern.
    »Wie sie wollen«, sagte er. »Aber ich glaube, sie hätte uns noch einiges erzählen können.«
    »Nein, nein«, erwiderte der Estanciero, »ich habe sie geschlagen. Das war ein Unrecht. Und ich will das Unrecht nicht noch größer machen.«
    »Nun, dann empfehle ich, daß wir alle in das Wohnzimmer gehen und dort Kriegsrat halten!« sagte der Parapsychologe. »Wenn sie auch wirres Zeug geredet hat. Ich fürchte, es ist ein wahrer Kern dabei!« Mit starken Armen trug er Christiana die Treppe hinunter.
    In der großen Halle wurden sie von Stanton erwartet.
    »Ich bin ihr heimlich nachgegangen!« raunte er Professor Zamorra zu, als dieser das Mädchen sanft auf eine Liege bettete. »Sie ging in den Garten und begann plötzlich zu laufen. Ich sage dir, das ging nicht mit rechten Dingen zu. Du weißt, daß ich ein guter und schneller Läufer bin. Aber das Tempo, das die alte Dame vorlegte, ist mir unheimlich. Sie hat mich in wenigen Minuten abgehängt und ist jetzt verschwunden!«
    »Ich habe es geahnt!« knirschte Zamorra. »Es ist eine Voodoo-Hexe. Ich hätte sie unschädlich machen sollen!«
    »Dein Amulett? Warum hat es nichts angezeigt?« fragte Stanton, während Don Emilio seine Frau rief und Nicole ihre Frisur in Ordnung brachte.
    »Weil diese Hexe keinen direkten Kontakt mit den Dämonen hat«, belehrte Zamorra. »Sie ist nur so eine Art unterste Instanz, die das Tor zum schwarzen Reich bewacht. Meist sind es Weiber, die mit Kräutern heilen oder Liebestränke brauen. Solche Wesen, die der Seele des Menschen nicht direkt gefährlich werden können, zeigt das Amulett nicht an.«
    »Nicht… nicht töten!« stöhnend warf sich der Leib des Mädchens auf der Liege herum.
    »Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher