0237 - Mit Mörderblick und Todeslächeln
anzuleuchten.
Sie standen nicht still. Der laue Nachtwind bewegte sie, und als ich meinen Bentley verließ, da hörte ich das Knarren des Holzes. Ich bekam Ehrfurcht vor diesem gewaltigen Bau, der seine Energie aus der Natur, dem Wind, nahm.
Für einen Moment nur waren meine Gedanken abgeschweift. Im nächsten Augenblick wurde ich wieder glashart an den vor mir liegenden Fall erinnert, denn ich entdeckte einen Wagen auf dem Parkplatz, der bei unserem ersten Besuch hier nicht gestanden hatte.
Es war ein verschlossener Lieferwagen mit hohem Kastenaufbau. Und ich glaubte, das Fahrzeug zu erkennen. Ja, das mußte es sein. Und zwar das, das mich fast gerammt hatte, als ich mich bei dem Postmann nach dem Weg zu Maria Kettos Haus erkundigte.
War damit auch der Mann gekommen, der Stella Benson entführt hatte?
Daran glaubte ich.
Lebewesen entdeckte ich nicht. Weder einen Menschen, noch einen Schwarzblütler. Alles war ruhig, und nur das Knarren der alten Balken konnte ich hören.
Ohne noch lange zu überlegen, machte ich mich auf den Weg zum Eingang.
Ich wollte die Tür aufstoßen und hatte schon den quadratischen Griff berührt, als ich feststellte, daß sie abgeschlossen war.
Wieso das?
Angeblich sollte das Lokal so gut laufen. Da konnte man doch nicht zur besten Dinnerzeit die Eingangstür verschließen.
Eine Sekunde danach entdeckte ich in Augenhöhe die Beschädigung.
Von der anderen Seite der Tür hatte jemand einen langen, tiefen Kratzer in das Glas geschnitten, und sofort fiel mir wieder der Unheimliche mit seiner Säge ein.
Er mußte hiergewesen sein!
Aber weshalb hatte er von innen die Tür angesägt? War er vielleicht zu einem Gefangenen geworden, oder hatte man ihn nicht mehr aus dem Lokal lassen wollen?
Fragen, auf die ich zwar gern eine Antwort gehabt hätte, die ich im Augenblick jedoch vor mir herschob. Viel wichtiger für mich war die Frage, wie ich in die Mühle hineinkam.
Einen Dietrich besaß ich zwar, führte ihn jedoch nicht mit. Der lag wohl verwahrt in meiner Wohnung. Das Türschloß konnte ich anders nicht knacken. Aus diesem Grund blieb mir nur der Weg der Gewalt. Wobei hier wirklich ein Notfall vorlag, denn es ging um Menschenleben, und da mußte ich mich einfach über einige Dinge hinwegsetzen.
Ich lief weg von der Eingangstür und ging um die Mühle herum, damit ich an die Rückseite gelangte.
Dort lagen die Fenster!
Sie waren zwar nicht sehr groß, aber immerhin so breit, daß ich mir zutraute hindurchzuklettern.
Außen brannte die Beleuchtung, im Innern der Mühle war es fast dunkel.
Als ich mein Gesicht dicht an eine Scheibe brachte, sah ich nur im Hintergrund einen helleren Schein, wahrscheinlich die brennende Notbeleuchtung. Das war auch alles.
Wenn eine Scheibe zersplittert, gibt es Geräusche. Die wollte ich nach Möglichkeit so gering, halten, wie möglich und wickelte mein Taschentuch um den Pistolenkolben, bevor ich ihn kurz und hart gegen die Scheibe hämmerte.
Es waren keine Doppelscheiben. Deshalb hielt sich das Geräusch auch in Grenzen, das entstand, als ich die Scheibe einschlug.
Ein dumpfes Klirren, das war alles. Die nach innen fallenden Scherben landeten auf der Fensterbank oder dem kleinen Lampenschirm. In der Stille klangen die Aufprallgeräusche unangenehm hell und laut. Ich zuckte erst einmal zurück und wartete ab, ob sich jemand in der Nähe des Fensters blicken ließ.
Das war nicht der Fall. Anscheinend hatte man diesen kleinen Einbruch nicht gehört.
Um so besser.
Mit der Hand griff ich tief durch das Loch und sah zu, daß ich den innen befindlichen Griff zu fassen bekam. Ihn drehte ich herum.
Es war eine Kleinigkeit, das Fenster zu öffnen. Schwieriger allerdings gestaltete sich der Einstieg. Ich mußte mich verdammt anstrengen, hing einmal sogar fest und hoffte nur, daß man mich in dieser Lage nicht überraschte.
Alles ging glatt. Nachdem ich mich durch das Fenster gezwängt hatte, atmete ich auf, als ich im Innern des Lokals stand. Wie Watte umgab mich die Dunkelheit.
Ich entfernte mich trotzdem von dem eingeschlagenen Fenster und bewegte mich leicht geduckt weiter. Sehr vorsichtig ging ich. Schritt für Schritt maß ich erst ab, bevor ich die Beine nach vorn bewegte. Ich mußte zusätzlich achtgeben, daß ich nicht gegen Stühle stieß, die mit Gepolter umfielen.
Es wurde ein wenig heller, denn ich näherte mich dem schwachen Schein der Notbeleuchtung.
Schließlich erkannte ich die Umrisse einer kleinen, halbrunden Bar.
Dahinter
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