0237 - Mit Mörderblick und Todeslächeln
daß er auf seinen Gegner nicht weiter geachtet hatte. Dem war es gelungen, sein Bein anzuziehen und das Knie gegen Sukos Leib zu drücken. Der Inspektor spürte den harten Druck, und er merkte auch, daß der Arm mit der verdammten Säge allmählich höher kam und seinen eigenen zurückdrängte.
Der andere hatte mehr Kräfte.
Für Suko wurde es gefährlich. Wenn es seinem Gegner gelang, die Hand noch höher zu drücken, dann geriet das Sägeblatt in unmittelbare Nähe seines Gesichts.
Suko keuchte. Er setzte seine ganze Kraft ein, doch es gelang ihm nicht, die Hand nach hinten zu drücken.
Und dann hörte er Schritte.
Die anderen kamen. Sie wollten dem Spiel, in dem es bisher noch keinen Kampf gegeben hatte, nicht länger zuschauen, sondern zusehen, daß ihr Mann es gewann.
Gegen die Meute und den Kerl mit der Säge kam der Inspektor natürlich nicht an. Zudem gefiel ihm seine Lage nicht, und er versuchte, dies zu ändern.
Nichts wies daraufhin, was er vorhatte. Mit einem Ruck wuchtete er sich in die Höhe, warf seinen Körper nach hinten und ließ auch gleichzeitig das Gelenk los.
Fast hätte es ihn noch erwischt, denn der hochschnellende Arm war ebenso rasch wie Sukos Rückwärtsbewegung.
Um Haaresbreite verfehlte ihn das Sägeblatt. Der Chinese aber geriet ins Stolpern, und er prallte gegen einen der fahrbaren Kleiderständer, die er mit seinem Gewicht zurückdrückte.
Erst an der Wand kam der Ständer zur Ruhe, und Suko wurde von den Kleidungsstücken umflattert.
Geschmeidig gelang es seinem Widersacher, über die Barriere zu springen. Der Chinese zögerte nicht eine Sekunde. Er packte den Rollständer und wuchtete ihn vor.
Kreischen erklang, als Metall gegen Metall rieb. Das Sägeblatt mußte die Querstange getroffen haben, und es zerschnitt auch die daran hängenden Mäntel.
Zu einem letzten Angriff sammelte Suko seine Kraft. Er hatte Glück, denn sein Gegner war nach vorn gefallen und hatte sich zudem in dem Mantelwirrwarr verfangen.
Beide Hände legte der Inspektor zusammen. Dann holte er weit aus und ließ die Fäuste nach unten sausen.
Er wuchtete seinen Gegner zu Boden, der die Arme ausstreckte und mit dem auf der Erde liegenden Sägeblatt das Parkett aufsiebte. Plötzlich stoben Holzteilchen hoch. Der Staub tanzte vor Sukos Augen, dann verkantete sich das Blatt, und Suko griff gedankenschnell zu, denn er hatte gesehen, daß der andere den Griff nicht mehr so festhielt wie zuvor.
Suko packte zu.
Es gelang ihm, einen Teil des roten Griffes zu umfassen, und plötzlich hielt er die Säge in der Hand.
Der Aufschrei der anderen bewies ihm, daß auch sie gesehen hatten, wie sehr sich das Blatt plötzlich wendete. Die seltsamen Gäste standen nicht mehr weit von der Barriere entfernt, auf die Suko jetzt mit einem Satz hinaufsprang.
Wie ein Sieger stand Suko dort. Jetzt hatte er die Säge, und er wuchs vor den Augen der Feinde als gefährlicher Gegner in die Höhe. Den rechten Arm hatte Suko vorgestreckt, den linken ein wenig angewinkelt und dabei zurückgedrängt.
Für die Länge von zwei Atemzügen prägte er sich das Bild ein. Da standen diese Kunstmenschen vor ihm, schauten ihn an, und in ihren Blicken erkannte Suko eine Erbarmungslosigkeit, die ihn erschreckte.
Auch er würde kein Pardon bei diesen Wesen kennen. Ein Schrei drang über seine Lippen, als er sich von der Barriere abstieß und mit eingeschalteter Säge den anderen entgegenflog.
Noch während er sich in der Luft befand, hörte er bereits die Schreie der »Menschen«. Es hielt sie nicht mehr auf der Stelle. Sie spritzten zur Seite, schufen eine Lücke, denn auch sie hatten Angst, von dem rasenden Sägeblatt getroffen zu werden.
Suko kam auf.
Kaum hatten seine Füße den Boden berührt, als er herumkreiselte und auch den Ledermann sah, der jetzt auf der Barriere stand, aber nicht sprang.
Noch hatten die anderen den Kreis um Suko nicht dichter gezogen, und dem Chinesen blieben ein, zwei Sekunden, um eine Entscheidung zu treffen. Den Ledermann oder die Tür?
Suko war kein Feigling, aber er kannte seine Grenzen. Die Übermacht war einfach zu groß. Aus diesem Grund entschied er sich gegen den Typ mit den kalten Augen und hetzte auf die nicht weit entfernte Ausgangstür zu.
Ehe die anderen sein Vorhaben begriffen, hatte der Inspektor schon zugeschlagen.
Vielmehr seine Säge, denn er zog das Blatt quer über die gläserne Tür.
Obwohl die Zeit wirklich drängte, kam ihm der Gedanke an eine Schutzbrille, die er leider nicht
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