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0237 - Mit Mörderblick und Todeslächeln

0237 - Mit Mörderblick und Todeslächeln

Titel: 0237 - Mit Mörderblick und Todeslächeln
Autoren: Jason Dark
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abgelenkt, denn er hörte ein seltsames Schleifen und Klappern.
    Sehr vorsichtig drehte Suko seinen Kopf nach rechts, schaute in die Richtung, aus der das Geräusch aufgeklungen war, und sah plötzlich die sechs Gerippe.
    Lebende Skelette!
    Wie am Todessee der alte Fährmann oder später Karen White, das Mädchen, das in die Klauen der Schwarzen Magie geraten war. Die Skelette schimmerten bläulich. Ihre Knochen waren von diesem Schein umgeben, der mehr an einen Hauch erinnerte, und Suko war klar, daß die Gerippe aus der Leichenstadt zurückgekehrt waren.
    Angeführt wurden sie von dem Ledermann mit der Säge, der Suko keinen Blick mehr gönnte, sondern die Skelette zu einem großen Holztisch führte, auf dem sie sich niederlegten.
    Das ging der Reihe nach, und der Tisch war groß genug, um Platz für alle zu bieten.
    Auf dem Rücken blieben sie liegen, während das bläuliche Licht über den knöchernen Körpern wie eine Aura lag.
    Der Ledermann hatte seine Säge nicht eingeschaltet. Er trat zur Seite und gesellte sich zu den Leuten, die Suko schon als Gäste oben in der Mühle gesehen hatte. Damit hatte er Platz für den geschaffen, der den schrecklichen Vorgang zu verantworten hatte.
    Jorge Shury!
    Er löste sich aus dem Hintergrund des Kellers. Fast hätte ihn Suko nicht wiedererkannt, denn Shury trug nicht mehr die Kleidung wie oben im Lokal, sondern hatte sich umgezogen.
    Er mußte sich vorkommen wie ein großer Magier, denn sein langes, kuttenähnliches Gewand reichte bis auf die Knöchel. Es hatte eine grüne Farbe, und Suko glaubte auch, ein Gesicht innerhalb des Stoffs schimmern zu sehen.
    Es war das der Teufelstochter Asmodina!
    Was hatte er mit ihr zu tun? Es war eine Frage, die Suko brennend interessierte. Er hoffte auch, daß ihm der andere eine Antwort geben würde. Noch tat Shury so, als wäre Suko nicht vorhanden. Auch sein Gesicht zeigte sich verändert. Die Haare hatte er nach vorn gekämmt, so daß sie eine Spitze bildeten, die in die Stirn stach. Irgendwie schimmerte die Haut darunter so bleich, als hätte er sie mit Kreide eingerieben. Aus diesem Grund kamen die dunklen Augen noch stärker zum Vorschein.
    Die Lippen waren aufeinandergepreßt, und die Mundwinkel zeigten einen scharfen Zug nach unten.
    Shury machte einen menschenverachtenden Eindruck. Er zeigte sein wahres Gesicht.
    Mit den Fingern strich er über die auf dem Holztisch liegenden Skelette und lächelte dünn. Dann beschleunigte er seine Schritte, wechselte die Richtung und blieb vor Suko stehen.
    Der Chinese gab nicht zu erkennen, daß er bereits aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht war, doch der andere wußte es auch so. Ihm konnte Suko kein Theater vorspielen.
    »Öffne die Augen!« forderte er.
    Als Suko nicht reagierte, schnickte er mit den Fingern. Das war ein Zeichen für den Mann mit der Säge.
    Der stellte sein Werkzeug ein!
    War es bisher ziemlich ruhig gewesen, so zerschnitt jetzt der hohe, singende Ton der Säge die Stille, aber dieses Geräusch wurde noch von der Stimme des Ungarn übertönt. »Willst du mir weiterhin etwas vorspielen?«
    »Nein!« Suko öffnete die Augen und schaute vom Boden liegend in die Höhe, wobei sein Blick das Gesicht des Mannes traf.
    Shury nickte zufrieden und gab dem Mörder einen Wink. Der zog sich zurück und schaltete die Säge aus.
    »Wir haben dir deine Waffen abgenommen«, erklärte Shury. »Du befindest dich voll in unserer Hand und stehst auch zu unserer Verfügung, denn du sollst erleben, wie Schwarze Magie und das Erbe der Teufelstochter miteinander harmonieren.«
    »Darf ich wissen, wie alles gekommen ist?« erkundigte sich der Inspektor.
    Shury stand da und dachte nach. Schließlich nickte er. »Auf einige Minuten kommt es nicht an. Ich will deinen Wissensdurst gern stillen. Außerdem gehörst du zu unseren großen Feinden. Dir steht vor deinem Tod eine solche Ehre zu.«
    »Wie nett!« höhnte Suko.
    Jorge Shury ging auf die Bemerkung des Chinesen nicht ein. Er griff zwischen die Stoffalten seines Gewands und holte einen Gegenstand hervor, der einer Rolle glich, wie sie auch die Herolde des Mittelalters besaßen, wenn sie eine Botschaft vorlasen. Vor Sukos Augen rollte er sie auseinander und drehte sie dann um.
    Die eine Seite der Rolle war mit einer blutroten Schrift beschrieben worden.
    »Das ist es!« flüsterte Shury, »das ist das Testament der Asmodina. Auf diesem aus Haut gefertigten Stück steht geschrieben, was Dr. Faustus wollte und von dem Goethe als Dichter träumte.
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