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0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen

0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen

Titel: 0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen
Autoren: Der Boß kennt kein Erbarmen
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Hausflur lauschte er einen Augenblick. Nichts war zu hören. Auf Zehenspitzen tappte er zur Haustür. Er schob sie auf und trat hinaus.
    Die beiden blauen Uniformen in der Morgendämmerung erkannte er eine Sekunde zu spät. Mit geübtem Griff hatten ihm die beiden Polizisten die Arme auf den Rücken gedreht und schleppten ihn mit sich zu dem Chevrolet, der wartend am Bordstein stand.
    ***
    Als Gilbert Mackinson gegen Mitternacht nach Hause kam, wirbelte er alles durcheinander. Seine Tochter Joan hatte gerade zu Bett gehen wollen.
    »Kommt nicht in Frage!«, knurrte der Alte. »Setz dich in mein Arbeitszimmer und warte auf mich. Ich brauche dich noch!«
    Joan Mackinson, 32 Jahre alt und von unscheinbarem Äußeren, nickte gehorsam.
    »Ja, Da. Aber lass mich bitte nicht zu lange warten. Ich bin müde.«
    »Lass dir in der Küche Kaffee machen! Diese Nacht werden wir wohl kaum dazu kommen, früh ins Bett zu gehen.«
    Seufzend verließ Joan Mackinson das Vorzimmer. Der Alte tippte seine Privatsekretärin mit dem Zeigefinger an.
    »Jenny«, sagte er, und seine Augen strahlten wie die eines Jünglings, »Jenny, wie war meine Stimmung in den letzten Wochen?«
    Jenny Lindgren lächelte schwach. Sie war 44 Jahre alt, sah aber bedeutend jünger aus und war eine sehr attraktive Frau
    »Danke für Ihr Mitgefühl«, erwiderte sie schnippisch. »Ehrlich gesagt, hatte ich in den letzten paar Wochen ein paar Mal den starken Vorsatz, bei Ihnen zu kündigen.«
    »Unterstehen Sie sich!«, rief Mackinson erschrocken. »Was sollte ich denn ohne Sie anfangen? Jenny, ich will Ihnen sagen, woran es lag! Ich habe den Leuten in Washington gesagt, warum sie mit ihrer Asienpolitik keinen Erfolg haben. Ich habe aufgezeigt, warum der Präsident härtere Anstrengungen verlangen muss - alles gut und schön. Aber war in all diesen Artikeln ein wirkliches Element des Kampfes darin? Nein! Und warum nicht? Weil ich keine Gegner hatte. Das ist nicht gut für mich. Ich muss Gegner haben. Ich muss kämpfen können mit meiner Feder. Und jetzt habe ich einen Gegner! Jenny, kapieren Sie, was das für mich bedeutet? Ich fühle mich wieder jung. Ich habe einen Gegner, einen harten Gegner, und ich werds ihm eintränken! Verlassen Sie sich darauf!«
    »Um Gottes willen!«, rief Jenny Lindgreen. »John, was ist mit ihm los? Will er sich mit dem Außenminister anlegen?«
    John Cohag grinste breit.
    »Wenns das nur wäre«, sagte er.
    Jenny Lindgreen stutzte. Sie sah neugierig von einem zum anderen.
    »Was soll das heißen?«, fragte sie. »Noch schlimmer? Meine Güte, was kann denn noch schlimmer sein?«
    Mackinson, der alte, siebzigjährige Mackinson, stand breitbeinig in seinem Vorzimmer auf dem dicken Teppich und wippte auf den Zehenspitzen auf und ab wie ein übermütiger Schüler Seine Augen glänzten, sein Stock hieb in scharfen Gesten durch die Luft.
    »John!«, rief er, »sag du ihr’s!«
    »Ausgerechnet ich«, brummte der stupsnasige Leibwächter.
    »Na, schön. Also, Jenny, setzen Sie sich schön fest hin. Kann nichts schaden, wenn Sie sich an der Lehne festhalten.«
    »Ihr macht mich verrückt!«, erwiderte die Sekretärin. »Jetzt aber endlich raus mit der Sprache, sonst schnappe ich über!«
    John holte tief Luft. Dann sagte er gedehnt:
    »Unser alter Herr will sich mit Calhoone anlegen.«
    Totenstille kehrte nach diesem Satz ein Mackinson sah triumphierend in die Runde. Jenny Lindgreen hatte die Augenbrauen zusammengezogen und die Stirn gerunzelt. Sie brauchte eine Weile, bis sie diese Nachricht verdaut hatte.
    »Nein«, sagte sie dann tonlos. »Nein, das ist doch wohl nicht Ihr Emst?«
    Gilbert Mackinson beugte sich vor. Seine weiße Löwenmähne umgab das faltige Gesicht wie mit einem silbrigen Glanz.
    »Und ob das mein Emst ist!«, krähte er beinahe vergnügt.
    »Sie sind ja verrückt!«, erwiderte Jenny Lindgreen trocken. »Calhoone ist der kaltblütigste Gangster, der zur Zeit in New York herumläuft. Alle wissen das. Der Staatsanwalt weiß das, die Richter wissen das, der FBI weiß das, und die Stadtpolizei weiß es auch. Jeder möchte ihn gern hinter Gittern sehen, aber keiner bringt es fertig. Wieso sollen ausgerechnet wir das tun?«
    »Weil ich Gilbert Mackinson bin«, sagte der Alte. Seine Stimme war selbstbewusst, klang aber nicht eingebildet. »Ich habe ein Leben lang gegen das gekämpft, was unrecht, falsch, verlogen oder wenigstens verbesserungswürdig war. Will jemand bestreiten, dass dieser Calhoone ein Schandfleck in unserer Stadt,
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