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0230 - Heroin für Gangsterarme

0230 - Heroin für Gangsterarme

Titel: 0230 - Heroin für Gangsterarme
Autoren: Heroin für Gangsterarme
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Hätte man Sie lediglich berauben wollen, hätte man sich dieser Mühe nicht zu unterziehen brauchen.«
    »Darin stimmen wir überein«, gab ich ungeduldig zu. Natürlich hatte ich mir selbst schon genug Gedanken über die Beweggründe der sechs großen Männer gemacht. Ich war nicht hierhergekommen, um mir meine Gedanken von ihm vorkauen zu lassen. »Ich bin mit einer ganz bestimmten Hoffnung zu Ihnen gekommen«, fuhr ich fort. »Das Haus am Hudson, von dem aus meine Flucht gelang, habe ich nur im Dunkeln und mehr als Schattenriß denn als richtiges Haus gesehen. Außerdem habe ich keine Ahnung, wo es ungefähr sein könnte. Vom nördlichen Broadway über die Bronx bis nach Yonkers oder gar noch weiter im Norden müßte ich den Küstenstreifen absuchen, und selbst dann wäre es fraglich, ob ich das Haus wiederfinden würde. Rasen und ein paar Büsche sind sicherlich kein Anhaltspunkt. Selbst wenn ich ein paar Häuser finden sollte, deren Örtlichkeit mir ähnlich erscheint, wird mir kein Richter auf derart magere Anhaltspunkte einen Haussuchungsbefehl ausstellen. Ich muß die Fährte also an einer anderen Stelle aufnehmen. Und diö einzige Stelle, die es dafür gibt, ist Ihr Restaurant, Tshuo, oder besser gesagt: der Gehsteig vor Ihrem Lökal.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen, Mr. Cotton, aber glauben Sie wirklich, dort Spuren zu finden?«
    »Natürlich nicht. Es geht darum: Die sechs Männer schlugen uns nieder. Das ging verhältnismäßig schnell. Sagen wir mal: höchstens eine Minute. Danach aber müssen sie mich und meinen Freund in zwei verschiedene Wagen geladen haben. Dazu brauchten sie, selbst wenn sie sehr schnell waren, mindestens eine weitere halbe Minute. Die Frage ist also: Hat innerhalb der nächsten zwei Minuten nach unserem Weggang ein Gast Ihr Restaurant verlassen, so daß die Möglichkeit besteht, er könne vielleicht wenigstens noch die abfahrenden Wagen der Gangster gesehen haben?«
    »Jetzt begreife ich endlich, wie Sie auf die Spur kommen wollen!« sagte Tshuo lebhaft. »Verzeihen Sie meinen schwachen Verstand, Mr. Cotton! Ich glaube, das kann ich für Sie feststellen. Wenn Sie sich ein paar Minuten gedulden wollen? Ich werde mit meinen Kellnern sprechen. Da alle Chinesen sind, ist es vielleicht besser, wenn ich sie selbst frage. Unsere Leute haben manchmal eine starke Scheu davor, einem Amerikaner Fragen zu beantworten. Sie fürchten, daß sie in unangenehme Dinge hineingezogen werden könnten, und tun dann immer so, als hätten sie nichts gesehen und nichts gehört. Wenn ich mich danach erkundige, werden sie eher bereit sein, die Wahrheit zu sagen.«
    Ich atmete erleichtert auf. »Genau das war es, worum ich Sie bitten wollte, Tshuo.«
    »Das ist doch selbstverständlich, Mr. Cotton. Es wird ein paar Minuten dauern. Entschuldigen Sie mich! Darf ich Ihnen etwas servieren lassen in der Zwischenzeit? Auf Rechnung des Hauses, versteht sich.«
    »Nein, danke, Tshuo. Höchstens einen Aschenbecher, damit ich eine Zigarette rauchen kann.«
    Er griff hinter sich und zauberte eine bronzene Schale hervor, die er vor mich hinstellte, während er sich noch einmal entschuldigte und den Raum verließ. Es war schon beinahe ein Uhr mittags, und bis kurz vor zwölf, als ich das Distriktgebäude verließ, hatte sich Phil noch immer nicht gemeldet. Meine Unruhe war gewachsen und hatte mich in einen Zustand versetzt, der es mir fast unmöglich machte, ruhig auf einem Platz sitzen zu bleiben. Am liebsten wäre ich ständig wie ein gefangener Tiger auf und ab gerannt.
    Ich steckte mir eine Zigarette an und rauchte in hastigen und nervösen Zügen. Daß man uns nicht hatte ermorden wollen, schien mir festzustehen. Erstens wäre in einem solchen Falle die Schlägerei vor dem Lokal nicht nötig gewesen. Sie hätten uns nur mit einer Salve aus einer Maschinenpistole zu empfangen brauchen, als wir ahnungslos das Restaurant verlassen hatten. Auf keinen Fall aber hätten sie uns erst umständlich in verschiedene Wagen zu verpacken brauchen.
    Unsere Ermordung schien also nicht das Ziel der Gangster zu sein. Was aber dann? Wofür entführt man zwei erwachsene Männer? Allenfalls um Lösegeld zu erpressen. Aber das war ja in unserem Fall ein glatter Irrsinn. Weder Phil noch ich hatten Angehörige, die imstande wären, für unser Leben einen größeren Betrag auf den Tisch zu blättern. Also mußte Geld ausscheiden.
    Was, zum Henker, blieb denn dann überhaupt noch übrig? Wenn sich Gangster an uns hätten rächen wollen,
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