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023 - Reise ohne Wiederkehr

023 - Reise ohne Wiederkehr

Titel: 023 - Reise ohne Wiederkehr
Autoren: Ronald M. Hahn
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weiteres Rätsel um die Vorgänge nach dem
    »Kristofluu«, wie die Menschen die Katastrophe genannt hatten.
    »Urgh!« Matts Gedankengänge wurden jäh von einem weiteren Aufwallen seines Magens unterbrochen. Am liebsten hätte er sich in die tiefsten Tiefen des Schiffsbauches verkrochen, um der Welt vorrangig jedoch dem Meer für alle Zeit zu entsagen. Wie sonderbar, blitzte es in seinem von Übelkeit geschüttelten Hirn auf, dass man bei einer simplen Seekrankheit so schnell bereit ist, sein Leben wegzuwerfen…
    »Ach ja«, seufzte Kuki in der vielsagenden Art der Philosophen. »Ach ja…«
    Matt musterte ihn aus feuchten verquollenen Augen. Wenn er nicht die Klappe hält, bekommt er die nächste Ladung ab.
    Kukis nicht eben makellosen Zähne verbissen sich in seine Kiffette. »So was ist auch dem erfahrensten Seebär schon passiert…« Er schenkte Matt einen tröstenden Blick und zupfte an seiner Knollennase. »Dabei fällt mir meine zweite Fahrt ein. Mein Kapitaan war die Schwarze Natter…«
    Matt stöhnte innerlich auf. Nicht schon wieder die »Schwarze Natter«! Kuki wurde nicht müde, immer wieder von diesen legendären Piraten zu berichten, den außer ihm noch niemand an Bord je zu Gesicht bekommen hatte.
    Falls Kuki nicht aufschnitt, was man bei ihm nie genau wusste, hatte er mit seinen über sechzig Jahren alle Meere befahren, die die zivilisierte Welt kannte.
    Sein Haar war angegraut und an der Stirn gelichtet, sein Kinn wurde von einem schmutziggrauen Stoppelbart verziert.
    An dem breiten Gurt aus Gerulleder, der seinen kleinen Wanst umspannte, hingen sechs lange spitze Messer, die Matt vermuten ließen, dass er nicht immer als Koch tätig gewesen war.
    »Die Schwarze Natter«, fuhr Kuki in seinem heldenhaften Versuch fort, Commander Drax von seinem Elend abzulenken, »war wirklich ein übler Patron…«
    Matthew fügte sich in sein Schicksal.
    »An einem Tag, der wie geschaffen war zum Entern…«
    »Ey, Maddrax, du grüngesichtiger Nichtsnutz!«, brüllte plötzlich eine heisere Stimme. Sie ging Matt durch Mark und Bein und richtete sogar seine Nackenhaare auf. Er bemühte sich angestrengt den Kopf zu heben, doch es wollte ihm nur schwer gelingen. Eine Woge der Übelkeit überrollte ihn. Trotz seines wässrigen Blicks nahm er die hochgewachsene Gestalt Tumans wahr.
    Der Mann aus Baacelonna war gerade aus einer Tür im Heckaufbau der Santanna getreten, vermutlich aus der Kabine des Kapitaans. Sein Blick nagelte die jämmerliche Gestalt des Commanders an der Reling fest und ein ironisches Grinsen legte sich auf seine schmalen Lippen.
    »Lytnant?«, krächzte Matt schwach.
    »Kapitaan Colomb verlangt für morgen früh ein frisches Fässchen Wein«, sagte Tuman, dem der Seegang natürlich nicht das Geringste anhaben konnte.
    »Hol es aus dem Laderaum.«
    »Aye, Lytnant«, sagte Matt und schüttelte sich.
    Colombs getreuer Diener musterte den unfreiwilligen Seemann aus dunklen Augen. Tuman war ein drahtiger südländischer Bursche mit einer schwarzen Haarmähne und einem ebensolchen Vollbart. Matt schätzte ihn auf Mitte dreißig. Mit einem Stilett zwischen den Zähnen wäre er der perfekte Sizilianer gewesen.
    Doch seinem wilden Äußeren zum Trotz war Tuman ein Mensch, mit dem man vernünftig reden konnte, wenn er auch nicht so freundlich war wie der Smutje.
    »Ist dir etwa nicht gut?« Tuman bleckte die Zähne. Sie waren besser erhalten als Kukis Gebiss.
    Warum müssen sich diese Seeleute immer an dem Elend der Landratten weiden?, dachte Matt. Dabei konnte er Tuman nicht einmal einen Vorwurf machen. Emroc, der Sklavenmeister hatte ihn, als erfahrenen Seemann verkauft, und als Matt mitbekommen hatte, dass die Fahrt nach Amerika gehen sollte, hatte er dem nicht widersprochen.
    Auf offener See war allerdings recht schnell zutage getreten, dass er alles andere als ein Matrose war. Dass man ihn trotzdem an Bord behalten hatte, lag daran, dass Kapitaan Colomb jeden Mann brauchte und eine weitere Verzögerung nicht in Kauf nehmen wollte.
    Durch die Intrigen seiner Hauptfrau Nuela war die wagemutige Expedition eh schon zu lange aufgehalten worden.
    Matt tröstete sich mit dem Gedanken, dass Tuman auch keine gute Figur machen würde, wenn man ihn bei Mach 3 in eine Kiste pferchte, die über den Wolken dahin raste. Ihm machte ihm nichts aus, in 25.000 Metern Höhe über die Erde zu jagen, solange er einen Sitz unter dem Hintern hatte. Aber seit er sich in fünfundzwanzig Metern Höhe in die Wanten des
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