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023 - Reise ohne Wiederkehr

023 - Reise ohne Wiederkehr

Titel: 023 - Reise ohne Wiederkehr
Autoren: Ronald M. Hahn
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ist eindeutig der gefährlichste Mann an Bord. Nur gut, dass Raspun zurück geblieben ist, um Colombs Besitz zu verwalten. Er wäre ein noch härterer Brocken gewesen…«
    Es folgte Gemurmel. Dann: »Wir müssen davon ausgehen, dass Tuman sich für Colomb lieber beide Hände abhacken lässt, als ihn im Stich zu lassen. Er schuldet ihm schließlich sein Leben.«
    Ein kehliges Lachen ertönte und ging über in ein trockenes Husten.
    »Mit dem werd ich schon fertig, glaub mir. Wenn Delleray erst mal mit der Krahac hier anrauscht…«
    Matt sträubten sich die Haare. Krahac? Das Wort war ihm nicht unbekannt. Der Krahac war der Totenvogel, eine Legende der Wandernden Völker. Er kam angeblich aus dem Totenreich, um Sterbende zu holen. Sein Gefieder war tiefschwarz, und er war so groß, dass die Sonne sich verfinstert, wenn er im Anflug war. Zwar glaubte Matt nicht an die Existenz dieser mythischen Bestie, aber dass jemand seinem Schiff einen solchen Namen gab, bedeutete bestimmt nichts Gutes. Gehörte es diesem Delleray? Wer war der Mann? Und was waren seine Pläne?
    Matt lugte durch den Türspalt. In den Raum dahinter gab es ein Bullauge, durch das etwas Licht einfiel.
    Etwa fünf Meter von der Tür entfernt stand ein hagerer rothaariger Matrose namens Clegg. Sein tückischer Blick und seine Muskelpakete waren Matt ebenso unangenehm aufgefallen wie sein ungepflegtes Äußeres und sein großes Maul. Er konnte Clegg schon deswegen nicht leiden, weil dieser die unangenehme Art hatte, jedem ihm körperlich Unterlegenen zu zeigen, dass er stark war. Außerdem hatte er bei Matts fehlgeschlagenem Versuch, die Wanten zu erklettern, die Schar der Spötter lautstark angeführt. Er hatte also noch ein persönliches Hühnchen mit ihm zu rupfen.
    Dass Clegg jetzt Reden schwang, die ihn Kopf und Kragen kosten konnten, kam Matt sehr gelegen.
    Ja! dachte er freudig. Immer frisch von der Leber weg, du Lump! Pack aus und schaufle dir dein eigenes Grab!
    Schade nur, dass die Gestalt, mit der Clegg sprach, völlig im Dunkeln stand und nicht zu erkennen war. Dass die beiden Finsteres im Schilde führten, war freilich sonnenklar.
    »Delleray wird Colomb fertig machen«, sagte Clegg in einem so hämischen Tonfall, dass Matt sich einbildete, ihn dabei die Hände reiben zu sehen. »Dass er fest entschlossen ist, Meeraka als erster zu erreichen, beweist schon sein genialer Schachzug, uns an Bord zu schmuggeln.« Clegg unterbrach sich für einen längeren Hustenanfall. Er war Kettenraucher und das Husten klang alles andere als gesund.
    »Wäre er nicht so spät dran gewesen, hätte Colomb ohnehin nur noch seine Segel in der Ferne gesehen. Die Krahac hat drei Masten und ist schneller als die Santanna.«
    »Vorausgesetzt der Wind steht günstig«, sagte sein unsichtbarer Komplize mit gedämpfter Stimme, die es schwer machte, sie zu bestimmen. »Ansonsten ist Colomb mit seiner Kraftmaschine im Vorteil. Glaubst du, die Krahac ist wirklich nur einen Tag nach uns ausgelaufen?«
    »Selbst wenn Delleray noch zwei Tage gebraucht hat… Sobald wir seinen Plan ausgeführt haben, kommt die Santanna nicht mehr so schnell voran und dann hat er uns bald eingeholt…«
    Matt verstand nun, woher der Wind wehte.
    Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass sogar seine Übelkeit verflogen war. Clegg und sein Komplize standen im Sold eines gewissen Delleray, der ein eigenes Schiff kommandierte und darauf aus war, vor Colomb in Amerika zu sein. Warum er darauf erpicht war, war klar: Er wollte den Ruhm und den Reichtum ernten, die die »Neue Welt« bereit hielt. Also hatte er Kapitaan Colomb zwei Saboteure untergeschoben, um dessen Expedition zu behindern.
    Aber wie? Wollte Clegg eine Meuterei anzetteln? Wen hatte er gemeint, als er sagte:
    »Den machen wir als Ersten kalt.« Plante er ein Attentat auf Kapitaan Colomb, um der Besatzung einen Grund zu liefern, die Fahrt abzubrechen?
    Matt kratzte sich an der Nase. Was sollte er tun? Konnte er einfach hingehen und dem Schiffseigner erzählen, was er gehört hatte, damit dieser seine eigenen Schlüsse ziehen konnte?
    Aber dann stand sein Wort das eines Nichtsnutz! gegen das zweier Vollmatrosen, von denen er den einen nicht einmal benennen konnte. Colomb würde ihn wahrscheinlich nicht mal zu sich vorlassen. Glauben würde er ihm wahrscheinlich auch nicht: Bei einer Gegenüberstellung brauchte Clegg nur zu behaupten, der Nichtsnutz wolle sich aus niederen Beweggründen an ihm rächen.
    Es war wohl am Besten, wenn er
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