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023 - Die Vampir-Klinik

023 - Die Vampir-Klinik

Titel: 023 - Die Vampir-Klinik
Autoren: A.F.Morland
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griff er nach der Klinke und drückte sie nach unten.
    Melusine lag noch immer reglos im Bett. Ihre Blässe ließ sie wie eine kranke Frau aussehen, die ihrer Genesung entgegenschlummerte. Doch Melusine würde nie mehr genesen.
    Sie war vom Vampir-Bazillus verseucht, konnte den Menschen nur noch Grauen und Verderben bringen, wenn man ihr nicht Einhalt gebot, indem man sie erlöste.
    Dodd trat aufgeregt an das Bett heran. Draußen ging der Tag nahtlos in den Abend über. Dodd bekam es nicht mit, denn die schweren Übergardinen waren sorgfältig zugezogen worden, damit kein Lichtstrahl in den Raum fallen konnte.
    Unbeholfen bereitete sich Charlton Dodd auf sein grausiges Werk vor. Allein bei dem Gedanken, wie er vorgehen mußte, sträubten sich ihm schon die Haare.
    So etwas der eigenen Frau antun zu müssen, war die reinste Folter. Er hatte Melusine geliebt und liebte sie immer noch, obwohl er wußte, daß das gefährlich war.
    Wenn du sie wirklich aufrichtig liebst, erlöst du sie von ihrem furchtbaren Schattendasein, raunte ihm die Stimme der Vernunft zu. Zitternd hob er den Eichenpfahl.
    Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Verzeih mir, mein Herz!«
    flüsterte er gebrochen, während er die Pfahlspitze auf Melusines Brustkorb setzte. Das Beil, das er nun hochheben und mit dem er zuschlagen mußte, kam ihm zentnerschwer vor.
    Ein dicker Kloß steckte in seinem Hals. Er schluckte mehrmals, aber das Würgen blieb. Tief atmete er ein. Unendlich langsam hob er das Beil, und als er zuschlagen wollte, öffnete die Vampirin die Augen.
    Dodd stand wie vom Donner gerührt da. Melusines eiskalter Blick traf ihn. Er sah die Grausamkeit, die in ihr wohnte, die Blutgier und den Haß in ihren dunklen Augen, wußte, daß es unbedingt jetzt geschehen mußte, war jedoch nicht imstande, zuzuschlagen.
    Melusine grinste ihn herausfordernd und triumphierend an. Sie schien zu wissen, daß er die Kraft nicht aufbringen konnte, sie zu töten. Er sah ihre langen Vampirzähne blitzen und spürte, wie ihn der Blick der Blutsaugerin mehr und mehr in seinen Bann schlug.
    Da war dieser schrille Befehl in ihm, den er kaum noch hörte: Tu es! Schlag zu! Damit rettest du Melusine und dich!
    Und endlich brach die Sperre, die ihn daran hinderte, das einzig Richtige zu tun. Melusine wollte den Eichenpfahl zur Seite stoßen und sich erheben. Da schlug Dodd zu.
    Er schloß dabei die Augen, um nicht sehen zu müssen, wie die Pfahlspitze in den Brustkorb drang. Melusine drehte sich nach links. Als der Eichenpfahl in ihren Körper sackte, stieß sie einen grellen Schrei aus, der Dodd durch Mark und Bein ging.
    Dadurch, daß sie sich gedreht hatte, verfehlte die Pfahlspitze ihr Herz, und sie behielt ihr unseliges Leben. Dodd erhielt einen Stoß, der ihn gegen den Einbauschrank schleuderte.
    Aber wieso denn? Der Pfahl war Melusine doch in die Brust gedrungen… Entsetzt riß er die Augen auf und sah, wie seine Frau aus dem Bett schnellte.
    Wankend stand sie vor Dodd und starrte ihn haßerfüllt an. Er hob das Beil, für den Fall, daß sie sich auf ihn stürzte. Doch sie ließ ihn unbehelligt, wandte sich um und eilte aus dem Raum.
    Sie stieß einen Stuhl um, fegte im Vorbeilaufen irgend etwas vom Haken der Garderobe – es landete klappernd auf dem Dielenboden.
    Augenblicke später fiel die Haustür mit einem dumpfen Knall ins Schloß.
    Totenstille herrschte im Haus. Dodd ließ erschüttert das Beil sinken. Er schluchzte, sank auf die Knie, schüttelte verzweifelt den Kopf und flüsterte immer wieder: »Du hast es nicht geschafft! Du bist ein Versager! Sie lebt! Melusine, die Vampirin, lebt!«
    ***
    Torkelnd wie eine Betrunkene lief die Vampirin durch die Dunkelheit, scheinbar ohne jede Orientierung. Sie suchte den Schutz von Büschen und Bäumen.
    Mehrmals blieb sie stehen. Ihr bleiches Gesicht war qualvoll verzerrt. Der Eichenpfahl hatte ihr Herz zwar nicht getroffen, das Holz machte ihr aber dennoch zu schaffen.
    Zornig krampfte sie ihre Hände um den Pfahl und strengte sich an, das Holz aus ihrer Brust zu reißen. Der erste Versuch schlug fehl. Melusine taumelte weiter.
    Sie überquerte einen düsteren Weg und fiel hinter einem Hibiskusstrauch auf die Knie. Ein wütendes, gequältes Knurren entrang sich ihrer Kehle. Sie nahm all ihre Kräfte zusammen, um den Eichenpfahl loszuwerden.
    Ein wilder, wütender Ruck. Melusines Finger rutschten vom glatten Eichenholz ab, aber die Vampirin spürte, daß das Holz nicht mehr so tief in ihrer Brust
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