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023 - Die Vampir-Klinik

023 - Die Vampir-Klinik

Titel: 023 - Die Vampir-Klinik
Autoren: A.F.Morland
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anderes, als sie zu erlösen.
    Aber woher sollte er die Kraft dazu nehmen? Dodd blieb kurz stehen. Er lauschte mit angehaltenem Atem, konnte nichts außer dem Schlagen seines Herzens hören.
    Doch dann schimmerte etwas Weißes zwischen den Bäumen, und der Mann wußte, welche Richtung er einschlagen mußte. Er wohnte mit Melusine in einem Haus nur fünf Meilen vom Londoner Stadtrand in einer einsamen Gegend.
    Ihr Leben würde in anderen Bahnen verlaufen, wenn sie nicht hierhergezogen wären, das stand für Dodd nun fest, aber jetzt war es zu spät. Nichts konnte mehr rückgängig gemacht werden.
    Der Mann – mittelgroß, dunkelhaarig und kräftig – beeilte sich, um seine Frau nicht aus den Augen zu verlieren. Unwillkürlich kam ihm ein Name in den Sinn.
    Elias McCleary. Dodd kannte ihn nicht persönlich, hatte über ihn aber erfahren, daß er einen recht seltsamen Beruf ausübte: McCleary war ein… Vampirjäger.
    Angeblich bereiste er die ganze Welt und bekämpfte diese Schattenwesen überall. Er wohnte nicht weit von hier, und Dodd fragte sich, ob es nicht vernünftiger gewesen wäre, diesen erfahrenen Mann um Hilfe zu bitten.
    McCleary würde Melusine mit harter Entschlossenheit gegenübertreten und ihr ohne Mitleid den Garaus machen, kein Zweifel.
    Aber wollte Dodd das? War es nicht seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, seine Frau selbst zu erlösen? Durfte er sich davor drücken? Sollte Melusine durch die Hand eines Fremden sterben?
    Nein.
    Dodd schüttelte grimmig den Kopf und preßte entschlossen die Lippen zusammen. Wenn es schon sein mußte, dann wollte er es sein, der seiner Frau diesen letzten Dienst erwies.
    Der weibliche Blutsauger verharrte kurz. Hatte Melusine ihr Ziel erreicht? Dodds Kopfhaut zog sich mit einemmal schmerzhaft zusammen, und es rieselte ihm eiskalt über die Wirbelsäule.
    »Himmel, nein…!« stöhnte der leidgeprüfte Mann.
    Er sah zwischen den Bäumen die vagen Umrisse eines Hauses.
    Die Crockers wohnten darin. Angenehme, hilfsbereite Menschen.
    Junge Leute, deren ganzer Stolz ihr fünfjähriger Sohn Timmy war.
    Lechzte die Vampirin nach dem Blut dieses Kindes? Dodd hatte das Gefühl, eine Eishand würde sich um sein Herz legen und zudrücken. Er empfand tiefen Abscheu.
    Ein unschuldiges Kind als Opfer auszuwählen, war das Verwerflichste, was die Vampirin tun konnte. In Dodd zerriß etwas, und er wußte mit einemmal, daß er es fertigbringen würde, Melusine zu töten.
    Dieses Ereignis gab den Ausschlag. Lautlos näherte sich der weibliche Blutsauger dem finsteren Haus. Melusine war eine Schönheit mit lackschwarzem Haar und einer atemberaubenden Figur.
    Viele Männer beneideten Charlton Dodd um seine attraktive Frau. Sie hätten besser daran getan, ihn zu bemitleiden. In diesem Augenblick hob sich Melusines blutleere Oberlippe.
    Sie grinste boshaft und grausam. Gier schimmerte in ihren dunklen Augen, während sie auf eines der Fenster zuschlich. Lang und spitz waren ihre Eckzähne.
    Sobald sie das Fenster erreicht hatte, blickte sie sich um. Charlton Dodd stand hinter dem dicken Stamm einer Pappel, so daß Melusine sich unbeobachtet wähnte.
    Sie setzte ihre Fingernägel an das Glas und zog sie diagonal darüber. Das Geräusch, das dabei entstand, ging Dodd durch und durch. Er zog unwillkürlich die Schultern hoch und schüttelte sich.
    Melusine wollte sich auf diese Weise bemerkbar machen. Sie starrte in den dunklen Raum. Ihr Blick war auf die kleine Gestalt gerichtet, die dort im Bett lag und friedlich schlummerte.
    Als die Vampirin ihre Fingernägel ein zweitesmal über das Glas zog, erwachte Timmy Crocker. Der kleine Junge bewegte sich. Er drehte sich um und wollte weiterschlafen.
    Doch Melusine klopfte leise an das Fenster. »Timmy!«
    Der Junge setzte sich auf und sah zum Fenster. Sofort traf ihn der hypnotische Blick der Vampirin. Er kannte Melusine, deshalb hatte er keine Angst vor ihr.
    Sie winkte ihn zu sich. Er warf die Steppdecke zur Seite und verließ das Bett. Wie immer vergaß er seine kleinen Pantoffeln. Timmy Crocker war ein hübsches Kind mit dichtem blondem Lockenschopf und großen klaren Augen.
    Er war der Liebling aller Erwachsenen, die er mit seinen drolligen Späßen sehr oft erheiterte. Die Vampirin winkte noch einmal.
    Diesmal sehr ungeduldig.
    Timmy erreichte das Fenster und öffnete es. Melusines Blick schlug ihn so sehr in seinen Bann, daß der Kleine nicht mehr wußte, ob er wachte oder träumte.
    »Mrs. Dodd…«
    »Hallo, Timmy. Du bist
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