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023 - Die Vampir-Klinik

023 - Die Vampir-Klinik

Titel: 023 - Die Vampir-Klinik
Autoren: A.F.Morland
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angst und bange, und dennoch ging es über seine Kräfte, sich zu dem Unvermeidlichen aufzuraffen.
    Tu es! befahl ihm eine scharfe innere Stimme. Bring es hinter dich! Je eher, desto besser! Du darfst sie nicht verschonen! Das würde dir selbst zum Verhängnis werden!
    Er wankte ins Wohnzimmer zurück und schenkte sich einen Scotch ein. Während des ganzen Tages seine einzige Nahrung. Der wievielte war das eigentlich schon?
    Er wußte es nicht, kippte den Schnaps in seine Kehle und preßte das kühle Glas gegen seine heiße Wange. Jemand läutete an der Tür. Dodd zuckte wie unter einem Stromstoß zusammen.
    Er stellte das Glas auf den Tisch und verließ das Wohnzimmer.
    Als er die Haustür öffnete, sah er sich zwei großen, schlanken jungen Männern gegenüber, die ihn freundlich anlächelten.
    »Was wollen Sie?« fragte er barsch.
    Sie waren Mormonen – oder Zeugen Jehovas. So genau bekam er das nicht mit. Sie fragten ihn, ob sie ihn sprechen könnten, schienen ihn für ihre Anschauung bekehren zu wollen.
    »Kein Interesse!« sagte er schroff.
    Sie sprachen vom Weltuntergang, der bevorstehe, und jeder Mensch solle noch beizeiten mit sich und Gott ins reine kommen.
    Himmel, dachte Dodd verzweifelt. Die reden vom Weltuntergang – und ich habe meinen eigenen Weltuntergang in meinem Haus.
    Wenn die wüßten, was hier los ist…
    »Gehen Sie!« verlangte er ungehalten. »Belästigen Sie jemand anders. Ich bin nicht interessiert.«
    »Würden Sie sich selbst als Atheist bezeichnen?« fragte einer der beiden. »Lassen Sie uns über die Kraft des Lichts diskutieren.«
    Ich weiß, daß es diese Kraft gibt, dachte Dodd. Aber es gibt auch die andere. Jene, die mir Melusine genommen hat. Könnt ihr mir meine Frau wiedergeben? Könnt ihr das?
    Sie redeten auf ihn ein. Er hörte ihnen nicht zu, sondern trat zurück und warf die Tür zu. Mein Gott, dachte er völlig durcheinander. Ich habe einen Vampir unter meinem Dach, und die gehen mir mit ihren Weisheiten auf den Geist.
    Er begab sich hastig in den Keller. Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen Vampir zu erlösen. Eine davon war Dodd bekannt: man mußte dem Blutsauger einen Eichenpfahl durch das Herz schlagen.
    Im Keller standen alte Möbel, die ausgedient hatten. Möbel aus Eiche. Dodd wollte sie nach und nach verheizen. Doch nun konnte das Eichenholz auch noch einen anderen Zweck erfüllen.
    Dodd schaltete die Kellerbeleuchtung ein. Unter dem Abgang befand sich ein reich sortiertes Weinflaschenregal. Daneben stand ein alter Schrank, in dem Dodd sein Werkzeug aufbewahrte.
    Er öffnete die knarrenden Schranktüren und griff nach einem blanken scharfen Beil, holte einen Eichenstuhl und hieb diesem ein Bein ab. Das abgeschlagene Stuhlbein spitzte er sodann mit dem Beil an.
    Span um Span fiel. Bald war der Eichenpfahl so spitz, daß er mühelos Melusines Brustkorb durchdringen würde. Mit verstörtem Blick betrachtete Charlton Dodd die Spitze des Pfahls.
    Er kam sich wie ein Verbrecher vor, der sich auf einen grausamen Mord vorbereitete. Eiskalt rann ihm der Schweiß in den Hemdkragen. Er hätte viel dafür gegeben, wenn ihm das, was ihm nun bevorstand, erspart geblieben wäre.
    Doch dieser bittere Kelch würde nicht an ihm vorübergehen.
    Müde stieg er die Kellertreppe hinauf. Unbeschreiblich alt kam er sich vor. Das Beil nahm er mit.
    Er brauchte es zum Zuschlagen. Mit der stumpfen Seite wollte er auf den Pfahl hämmern und der Vampirin so die Eichenspitze durchs Herz treiben. Am oberen Ende der Kellertreppe blieb er stehen.
    Er seufzte geplagt, und er zweifelte wieder daran, daß er die Kraft aufbringen würde, das Furchtbare zu tun. Mit hängenden Schultern und schlurfenden Schritten setzte er seinen schweren Weg fort.
    Im fiel nicht auf, daß der Tag allmählich zur Neige ging. Größte Eile wäre geboten gewesen, doch Dodd konnte sich nicht überwinden, auch nur einen einzigen schnelleren Schritt zu machen.
    Das grausame Schicksal hatte ihn gezwungen, die schrecklichste Entscheidung seines Lebens zu treffen, und nun mußte er seine ganze Courage zusammenkratzen, um diesen schaurigen Weg bis ans Ende zu gehen.
    Vor der Schlafzimmertür blieb er erneut schwer atmend stehen.
    Er hätte den Pfahl und das Beil wegwerfen und das Haus verlassen können. Aber dann hätte alles, was Melusine danach tat, sein Gewissen furchtbar belastet.
    Wenn er jetzt weglief, macht er sich gewissermaßen zum Komplizen der Vampirin. Das konnte und wollte er nicht auf sich nehmen. Entschlossen
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