Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
023 - Die Vampir-Klinik

023 - Die Vampir-Klinik

Titel: 023 - Die Vampir-Klinik
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
konnte mich darauf verlassen, daß er da war. Schränke, Betten und alles übrige war mit großen weißen Laken zugedeckt. Die Szene mutete irgendwie geisterhaft an.
    Es war dunkel in dem Saal mit den weißen Wänden, aber nicht so finster, daß ich die Hand nicht vor den Augen sehen konnte.
    Ich griff über die Schulter zurück nach den Pfeilen, holte einen aus dem Köcher und legte ihn auf die Sehne.
    Torack ließ sich nicht blicken. Wußte er, daß ich hier war? Beobachtete er mich in diesem Augenblick?
    Wartete er auf die beste Möglichkeit, mich mit meiner eigenen Waffe zu erledigen?
    Unter Umständen war der Blutsauger mir gegenüber im Vorteil, denn ich mußte ihn suchen, während er nichts weiter zu tun brauchte, als auf »seine« Gelegenheit zu warten.
    Ich pirschte mich an einen Schrank heran, versuchte so leise wie möglich zu sein, doch das hätte ich mir sparen können, denn der Vampir wußte über jeden meiner Schritte Bescheid.
    Und er schoß. Aus den Augenwinkeln sah ich die schwarze Gestalt zwischen zwei weißen Betten. Gleichzeitig donnerte der Diamondback, und die Kugel zischte sengend heiß an meiner Wange vorbei.
    Teufel, das war knapp gewesen. Beinahe hätte mich Torack erwischt. Ich federte mit einem wilden Satz hinter den Schrank, stoppte kurz, sprang weiter und jagte einen Pfeil in Toracks Richtung.
    Mein Geschoß erwischte den Vampir nicht direkt, sondern bohrte sich nur in seinen hochflatternden Umhang, als er in Deckung ging.
    Eine Kugel hat er noch! hämmerte es in meinem Kopf. Eine Kugel! Du muß erreichen, daß er sie verschießt! Provoziere ihn!
    Mir war klar, daß das verdammt riskant war, aber nur wer bereit ist, viel aufs Spiel zu setzen, kann im Kampf gegen solche Höllenwesen bestehen. Man darf den Bogen des Wagemuts nur nicht überspannen.
    Ich gebe es zu, es ist nicht immer leicht, hierbei das richtige Maß zu finden, denn wenn man sich verschätzt, kann die Geschichte verdammt ins Auge gehen.
    Torack kam in diesem Moment aus der Versenkung hoch. Die Distanz war für mich günstig.
    Pfeil aus dem Köcher! Auf die Sehne! Schon zischte der Eichenpfeil ab, und diesmal reagierte der Vampir nicht schnell genug.
    Ich hatte mir nicht die Zeit genommen, zu zielen, schoß einfach so, um ihn zu überraschen, und war nun selbst überrascht, als der Pfeil sein Ziel traf.
    Der Vampir brüllte auf und versuchte hinter einem Schrank in Deckung zu gehen, doch mir blieb Zeit, noch einen Pfeil abzuschießen.
    Und wieder traf ich. Mein Herz machte einen Freudensprung.
    Torack verschwand hinter dem Schrank.
    Ich folgte ihm nicht, denn er hatte immer noch eine Kugel in der Trommel, und auf die war ich nicht scharf.
    Ich hörte den Blutsauger röcheln. Drei Pfeile steckten nun schon in seinem Körper, doch von keinem war er tödlich getroffen.
    Aber Torack befand sich auf dem Weg zur Niederlage. Ein unbeschreibliches Triumphgefühl breitete sich in mir aus, doch ich achtete darauf, daß es mich nicht unvorsichtig machte.
    Wo sich Torack befand, war für mich kein Geheimnis mehr. Ich hörte ihn. Es war nun ungeheuer wichtig, ihm die letzte Silberkugel herauszulocken.
    Ich griff nach einem Laken und schlug es zurück. Vor mir stand ein Holzstuhl. Würde der Trick funktionieren?
    Probieren geht über Studieren! Ein Versuch lohnte sich auf jeden Fall. Es mußte sehr schnell gehen, deshalb konzentrierte ich mich voll auf den Ablauf der bevorstehenden Aktion.
    Dann griff ich nach der Stuhllehne, hob die Sitzgelegenheit hoch, schwang mit dem Arm weit aus und schleuderte den Stuhl dann in Toracks Richtung. Der Vampir reagierte so, wie ich es haben wollte.
    Er feuerte und wechselte die Position. Zwischen zwei Schränken war er für einen kurzen Moment ungedeckt.
    Das war mein Moment. Den Pfeil hatte ich bereits aus dem Köcher gerissen. Jetzt schickte ich ihn zu Torack hinüber.
    Erneut getroffen, blieb das Schattenwesen stehen, wankte. Wir standen einander auf einer Entfernung von fünf Metern gegenüber, starrten uns an, und ich erkannte, daß Torack wußte, daß er verloren hatte.
    Haßerfüllt richtete er den Colt auf mich, während ich den nächsten Pfeil auf die Sehne legte. Plötzlich fuhr mir ein Eissplitter ins Herz. Himmel, wie konnte ich so sicher sein, daß ihm keine Kugel mehr zur Verfügung stand? Was war, wenn Vladek Rodensky sich verzählt hatte?
    Ich mußte auf jeden Fall schneller sein, als Torack noch einmal abdrücken konnten – und ich war schneller. Der Pfeil erwischte ihn.
    Der Vampir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher