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023 - Der Satan schickt die Höllenbrut

023 - Der Satan schickt die Höllenbrut

Titel: 023 - Der Satan schickt die Höllenbrut
Autoren: Larry Brent
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knöchellanges Nachthemd zu ziehen, sondern nahm sich
gerade noch soviel Zeit, um in seine ausgetretenen Pantoffel zu schlüpfen.
    Dann
schlurfte er die schmale Treppe hinunter und an den Wohnwagen, und ein leiser
Aufschrei kam über seine Lippen.
    Sultans Käfig
war leer!
    Tao Mang
zitterte wie Espenlaub. Er fror plötzlich, obwohl die Nacht lau und fast
windstill war.
    Wie in Trance
bewegte er sich auf die offenstehende Seitentür zu und starrte in den leeren
Käfigwagen. Der scharfe Geruch des Raubtieres lag noch in der Luft, es schien,
als ob Sultan direkt neben ihm stünde, bereit, ihn anzufallen.
    Tao Mang
wirbelte herum. Da war wieder das Geräusch. Taos Hände umklammerten die
Käfigstangen. Mit brennenden Augen starrte er in die Dunkelheit. Da war
niemand. Die Umrisse der Wagen und Buden, der Zelte und Stände zeichneten sich
in der Finsternis vor ihm ab. Alles lag leer und verlassen. Nirgends brannte
ein Licht.
    Durch die
Stille der Nacht pflanzte sich ein leises, dumpfes Geräusch fort. Es hörte sich
an, als ob irgendwo in den Budenstraßen die Tür eines Wohnwagens zuklappte.
    Tao Mang
hielt den Atem an.
    Für eine
Sekunde schloß er die Augen. Er war in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Gerade
heute hatte er mit dem Gedanken gespielt, die Tiere zu verkaufen, um seine
Schulden abzutragen und vom Rest der Summe noch einige Zeit leben zu können.
    Er wandte
sich plötzlich ab, klopfte und hämmerte gegen die verschlossenen Türen und
Fenster der umliegenden Wohnwagen. Diese wurden geöffnet. Verschlafene
Gestalten tauchten auf.
    »Was ist los,
Tao?« klang es von allen Seiten durch die Nacht. Der Rummelplatz füllte sich
mit einem gespenstischen Leben. Lichter flammten auf, Stimmen hallten durch die
Nacht.
    »Sultan ist
weg, er ist ausgebrochen. Wir müssen ihn suchen und die örtliche Polizei
benachrichtigen, ehe etwas Schreckliches passiert.«
    Niemand wußte
besser als er, was geschehen würde, wenn Sultan nicht bald in den Käfig
zurückgebracht wurde. Der wilde, unberechenbare Löwe würde zur Gefahr für die
Bevölkerung werden. Am meisten Angst hatte Tao Mang vor der Tatsache, daß
Sultan von Polizeistreifen erschossen werden könnte. Sie mußten ihn lebend
fangen, der Löwe war seine größte Kapitalanlage.
    Viele
Nachbarn handelten sofort. Sie bewaffneten sich mit langen Stangen und Geräten,
mit Latten und Schlingen. Die meisten nahmen es als heitere Abwechslung hin und
viele Scherzworte klangen auf.
    »Die
Schrebergärten«, rief Tao Mang. »Vielleicht ist er dort. Paßt auf, ihr wißt,
wie er ist!«
    Der Besitzer
des Abnormitäten-Kabinetts, Mister Edmund Harringson, ein Amerikaner, der mit
Liliputanern, Siamesischen Zwillingen und einem viereinhalb Zentner schweren
Riesenweib durch Asien zog, erklärte sich bereit, in die Stadt zu fahren und
die Polizei zu benachrichtigen. Fünfhundert Meter vom Festplatz entfernt stand
zwar eine Telefonzelle, aber der Apparat funktionierte nicht. In der
vergangenen Nacht hatten randalierende Jugendliche die Inneneinrichtung
zertrümmert. Die Schausteller zogen durch die Nacht. Sie teilten sich in
Gruppen auf. Die meisten waren mit Morgenmänteln unterwegs, nur die wenigsten
hatten eine Hose und eine Jacke übergezogen.
    Sie suchten
die nähere Umgebung ab, sahen in jedem Zelt nach, unter jedem Wagen, in jeder
Bude. Sie ließen auf dem Rummelplatz keinen Winkel unberücksichtigt.
    Eine Gruppe
zog auf den Bahndamm zu, die andere verteilte sich im Gebiet der
Schrebergärten.
    Noch während
die Suche durchgeführt wurde, trafen die ersten Streifenwagen ein. Englische
Beamte entstiegen den Autos und beteiligten sich an der Suche. Tao Mang wurde
vernommen.
    »Die Tür war
vorschriftsmäßig versperrt. Ich bin mir keiner Schuld bewußt.« Der greise
Chinese vermochte kaum zu sprechen.
    Der englische
Captain untersuchte den Gitterkäfig. Er betrachtete sich genau den
abgebrochenen Riegel. Kopfschüttelnd nahm er die beiden Hälften in die Hand.
    »Er muß mit
ungeheurer Wucht gegen die Tür angestürmt sein«, bemerkte Captain Henderson
leise. »Daß das niemand gehört hat, wundert mich.«
    »Ich habe
etwas im Halbschlaf gehört«, erwiderte Tao Mang. »Aber als ich begriff, was es
sein könnte, war es schon zu spät.«
    Henderson
schien mit der ganzen Sache, wie sie ihm sich darstellte, nicht zufrieden zu
sein.
    »Der Riegel
muß schon angebrochen gewesen sein, daran gibt es für mich keinen Zweifel.«
    Seine grauen
Augen musterten den alten Chinesen. »Sie haben
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