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0229 - Der schwarze Druide

0229 - Der schwarze Druide

Titel: 0229 - Der schwarze Druide
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schlüsselbund aus der Tasche und öffnete die Vorhängeschlösser. Dann schob er die Riegel zurück. Sie knarrten und bewegten sich nur widerwillig.
    Raffael sog scharf die Luft ein. Er hatte plötzlich ein unangenehmes Gefühl, das seltsam kühl die Wirbelsäule emporkroch. Es war nicht das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, sondern vollkommen anders.
    Er konnte es sich nicht erklären.
    Knarrend schwang die massive Eichentür auf.
    Der Fackelschein reichte in die Kammer hinein und traf die große Truhe. Clement trat heran. »Das ist es«, sagte er.
    Raffael betrachtete die Truhe. »Eigenartiges Material«, sagte er und klopfte dagegen. Es gab einen nie gehörten, trockenen Ton.
    »Da drin liegen die unermeßlichen Werte«, sagte Clement und beugte sich über das Truhenschloß. Raffael konnte nicht sehen, was sein alter Freund tat. Es interessierte ihn auch nicht. Aber dann schwang der Deckel der Truhe wie von selbst in einem lautlosen Vorgang hoch.
    Die funkelnden Kostbarkeiten strahlten Licht aus und waren heller als der Fackelschein!
    Unwillkürlich stöhnte Raffael auf. Er glaubte in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen…
    ***
    Zamorra streckte blitzschnell die Hand aus, um das Amulett abzufangen, aber er war dennoch zu langsam. Es raste daran vorbei, direkt auf Nicole zu und war dabei schnell wie eine Pistolenkugel.
    Ein Angriff? Wandte sich die Zauberscheibe, einst von Merlin aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen, jetzt gegen jene, denen es dienen sollte?
    Nicole ließ sich einfach fallen, stürzte rücklings in den Sand. Aber das half ihr nicht. Das Amulett korrigierte blitzartig seinen Kurs und jagte auf ihr Gesicht zu.
    Zamorra griff nach, stürzte über Nicole bei dem Versuch, mit einem Faustschlag das größte Unheil noch abzuwenden. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was geschah, wenn die Kante der handtellergroßen Scheibe ihr Ziel traf…
    Aber sie traf nicht.
    Zehn Zentimeter vor Nicoles Gesicht verharrte sie abrupt! Und im gleichen Moment strahlte sie auch keine Hitze mehr aus. Sie leuchtete auch nicht mehr.
    Von einem Augenblick zum anderen verhielt sich das Amulett wieder normal, abgesehen von der Tatsache, daß es über Nicoles Gesicht schwebte.
    »Hallo, Nicole! Nett, dich zu sehen«, sagte eine Stimme. »Süß siehst du aus…«
    Unwillkürlich zuckte Zamorra zusammen. Die Stimme kannte er doch!
    »Gryf!« stöhnte Nicole unter ihm im gleichen Moment.
    Zamorra raffte sich empor. »Gryf! Wo steckt der Kerl?«
    »Na, hier doch«, sagte die Stimme vergnügt. »Komisches Telefon habt ihr, muß ich schon sagen. Aber der Anblick entschädigt mich für die Seltsamkeit voll. Grüß dich, Zamorra!«
    »Was für ein Anblick?« knurrte der Meister des Übersinnlichen.
    »Huch!« machte Nicole gespielt erschrocken und verschränkte die Arme vor ihren Brüsten. »Wüstling!«
    »Wo steckst du, Gryf?« wollte Zamorra unsicher wissen.
    »Na, hier doch! Bist du unter die Blinden gegangen?« Gryf lachte leise.
    Das Amulett schwebte etwas höher. Da sah Zamorra, wo sich der Druide vom Silbermond befand, Gryf ap Llandrysgryf, der alte Kampfgefährte. Seit mehr als achttausend Jahren lebte er schon, liebte schöne Mädchen und pfählte Vampire und sah immer noch aus wie ein zwanzigjähriger, unbekümmerter großer Junge, der gern lachte und dessen blonder Haarschopf nie Bekanntschaft mit çinem Kamm gemacht hatte.
    Eigentlich befand sich nicht Gryf, sondern nur sein Abbild hier. Jetzt ging Zamorra auch auf, wieso Gryf von einem »eigenartigen Telefon« gesprochen hatte.
    Im Zentrum des Amuletts, wo sich normalerweise ein Drudenfuß befand, umgeben von den zwölf Symbolen der Tierkreiszeichen und dem äußeren Band mit unentzifferbaren Hieroglyphen - genau dort befand sich jetzt Gryfs Porträt wie auf einem winzigen Fernsehschirm. Und es war offensichtlich, daß er seinerseits auch sehen konnte, was sich in unmittelbarer Umgebung des Amuletts befand: nämlich ein verärgerter Professor Zamorra und eine aufregend nackte Nicole Duval.
    Nicole ließ ihre Hände wieder sinken. »Du bist ganz schön unverfroren, Gryf. Schalte sofort den Bildschirm ab.«
    »Ich denke ja gar nicht daran«, lachte Gryf. »Warum auch? Oder bist du so häßlich, daß dich niemand sehen darf?«
    »Ich drehe dir Vogel gleich den Hals um«, verkündete Zamorra gelassen. »Warte, ich greife gleich durch das Amulett nach dir…«
    »Bringst du glatt fertig«, stellte Gryf fest. »Aber dich schaue ich ja auch gar nicht an, kannst also
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