Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0229 - Der schwarze Druide

0229 - Der schwarze Druide

Titel: 0229 - Der schwarze Druide
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
zurück. Der weiße Cadillac machte einen Satz nach vorn wie ein hungriges Raubiter. Über dreihundert PS aus über sieben Litern Hubraum wurden schlagartig entfesselt.
    »Bist du wahnsinnig?« schrie Zamorra entsetzt.
    Vergnügt betrachtete Nicole die Walze des Leitfarbentachos, deren Anzeige sich unaufhaltsam der Zweihundert näherte, und das auf einer französischen Landstraße! Aber trotz des schwammigen amerikanischen Fahrwerks verkrafteten die superbreiten, großen Reifen die Belastung.
    »Schau mal auf die Uhr! Wenn nachher Gryf und Teri bei uns auftauchen, bleibt nicht viel übrig, weil unsere Kühlschränke fast leer sind. Vielleicht können wir vorher bei Graf de Blaussec ein wenig nassauern, aber dazu müssen wir vor dem Abendessen vor der Tür stehen und hupen…«
    »Eines Tages«, murmelte Zamorra resignierend, »sterbe ich den Heldentod. Aber nicht durch die Hand eines Dämons, sondern durch eine Frau, die auf den reizenden Namen Nicole hört…«
    »Wie? Kennst du außer mir noch eine, die Nicole heißt?« fragte sie und schüttelte lachend den Kopf, daß das lange Haar flog.
    Mit pfeifenden Reifen nahm der Cadillac die nächste Kurve und hatte seine Höchstgeschwindigkeit immer noch nicht erreicht! Der Wagen war zu einer Zeit gebaut worden, da die Konstrukteure noch aus dem Vollen schöpfen durften.
    Zamorra sah dem Tod ins Auge…
    ***
    »Mein Graf!« stieß Clement erschrocken hervor. Sein Herz klopfte wie rasend, so als wolle es zerspringen. Doch gleichzeitig war Clement erleichtert. Einen Augenblick lang hatte er geglaubt, dem Leibhaftigen gegenüber zu stehen.
    Die gespenstische Dunkelheit in den Kellerräumen, Raffaels seltsames Verhalten und sein Unfall… Und so war Clement trotz seines Schreckens halbwegs erleichtert, daß es »nur« sein Herr war, der plötzlich in den Kellerräumen auftauchte und wie aus dem Boden gewachsen neben ihm stand.
    Der Fackelschein gab seinem schmalen Gesicht einen dämonischen Ausdruck. Seine Augen funkelten wie der Schmuck in der Truhe. Dabei war es das Fackellicht, das von den Augen gespiegelt wurde.
    »Was ist das für ein Spiel, das Sie hier spielen, Clement?« fragte er leise, aber unüberhörbar scharf. »Was geht hier vor? Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?«
    »Pardon, Monsieur le comte«, stammelte Clement. »Ich… ich wollte… ich dachte…«
    Victor de Blaussec machte eine rasche, knappe Handbewegung. »Später. Erst muß ich sehen, ob… nein, Clement. Gehen Sie! Warten Sie in der Bibliothek auf mich. Sofort. Und lassen Sie mir die Fackel hier.«
    »Aber Monsieur Bois…«
    »Ich kümmere mich um ihn. Gehen Sie nach oben«, herrschte Blaussec seinen Diener an und streckte die Hand aus.
    Clement überreichte ihm verwirrt die Fackel und eilte davon. Der Graf wartete, bis sein Diener in der Dunkelheit verschwunden war. Clement stolperte fast über Raffael, bückte sich, um ihm zu helfen, und richtete sich dann wieder auf. Auf de Blaussec war Verlaß. Wenn er versprach, sich um Raffael zu kümmern, tat er es auch. Und er war viel jünger und stärker als Clement. Er wurde mit der Last, die Raffael darstellte, leichter fertig. Clement bedauerte, daß er seinem Herrn solche Ungelegenheiten bereitet hatte. Er schalt sich einen hoffnungslosen Narren. Aber nun war alles zu spät.
    Victor de Blaussec dagegen hoffte, daß noch nicht alles zu spät war. Er wußte nicht, was die beiden in ihrer Unwissenheit alles angestellt hatten, aber er spürte, daß der Schutzzauber gebrochen war. Das ließ ihn das Schlimmste befürchten.
    Langsam schloß er die Truhe.
    Ich hätte diesen verfluchten Dämonenschatz niemals annehmen dürfen, dachte er bitter. Was habe ich davon, daß das verdammte Ding in meinem Keller steht? Wenn ich mich der Reichtümer bediene, breche ich den Bannfluch… Nicht einmal berühren darf ich eines der Schmuckstücke… nur bewachen und hoffen…
    Mit leisem Klicken rastete das Schloß ein. Der Graf steckte die Fackel in eine Halterung an der Wand und begann mit beiden Händen wieder den Schutzzauber zu weben. Er murmelte die beschwörenden Worte und versiegelte die Truhe sorgfältig.
    Hoffentlich nützt es noch etwas, dachte er. Dieser Narr Clement! Was hat er sich dabei gedacht? Aber ich mußte ihn damals einweihen… Einer mußte mir beim Transport der Kiste helfen… denn zur Telekinese reicht meine Magie nicht…
    Er preßte die Lippen zusammen und starrte auf die jetzt wieder verschlossene Kiste. Er wäre damals besser gefahren,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher