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0229 - Der schwarze Druide

0229 - Der schwarze Druide

Titel: 0229 - Der schwarze Druide
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zurück müssen zum Schloß und zur Arbeit.«
    »Wenn dich einer hören könnte, müßte er meinen, du wärst der Sonnenkönig«, lächelte Nicole.
    »In der Tat«, brummte Zamorra. »Ich wollte, ich wär’s.« Er deutete zur Sonne empor, dann beugte er sich über Nicole und küßte ihre Lippen. »Château Montagne ist zwar nicht so prachtvoll wie Versailles, aber es läßt sich dort leben…«
    »Raffaels Urlaub wird dann ja auch sein Ende finden«, stellte Nicole fest. »Eigentlich schade, er sollte ruhig einmal etwas länger ausspannen. Aber da wir ihn auf dem Rückweg wieder mitnehmen wollten…«
    Zamorra lächelte. Gedankenverloren streichelte er Nicoles Haar und ließ die Hand weiter über ihre weiche Haut gleiten. Raffael Bois, der alte Diener und gute Geist des Hauses, ohne den man sich Château Montagne überhaupt nicht vorstellen konnte. Raffael war zuverlässig, pflichtbewußt und ständig dienstbereit, sogar wenn mitten in der Nacht etwas anfiel. Er lebte für seine Arbeit, und wahrscheinlich hätte er sich zu Tode gegrämt, wenn Zamorra ihn zwangspensionierte.
    Ausnahmsweise machte auch Raffael einmal Urlaub. Die Zeit, während der Zamorra und Nicole die Bretagneküste unsicher machten und der Nase nach Landschaft und Sehenswürdigkeiten und die Sonne genossen, von dem Zwischenspiel mit den Ratten einmal abgesehen, verbrachte Raffael die Zeit bei einem alten Freund, der in einem gar nicht so weit abliegenden Schloß ebenfalls die Pflichten eines Dieners versah. Über zehn Jahre war es bestimmt her, seit sich die alten Schulfreunde zum letzten Mal sahen. Um so lieber hatte Zamorra dem Wunsch seines alten Dieners zugestimmt und auch noch für die Besorgung der Reise gesorgt.
    »Schau doch mal auf die Uhr«, bat Nicole. »Vielleicht sollten wir ins Dorf fahren und zusehen, daß wir eine Unterkunft für die Nacht oder zumindest ein Abendessen bekommen…«
    Ächzend erhob sich Zamorra. »Ansprüche stellst du«, sagte er. »Übernachten werden wir, denke ich, in St. Brieuc. Und wie spät es ist… Schau doch nach dem Stand der Sonne.«
    »Du bist nur zu faul«, stellte Nicole fest und rollte sich wieder auf den Rücken. Zamorra mußte sich förmlich gewaltsam von dem aufregenden Anblick losreißen, beugte sich über den offenen Wagen und spähte dorthin, wo im Armaturenbrett die Uhr tickte.
    »Halb vier«, stellte er fest.
    Auf dem Beifahrersitz lag sein Amulett. Es funkelte hell im Sonnenlicht.
    »Aber nein!« stieß Zamorra verblüfft hervor. Was er sah, war doch unmöglich. Das Sonnenlicht traf das Amulett gar nicht! Es lag doch im Schatten!
    Trotzdem glühte es, strahlte gar in heller Weißglut!
    Unwillkürlich streckte Zamorra die Hand danach aus, zog sie sofort wieder zurück. »Au, verflixt… das ist ja heiß!«
    »Man sollte auch nicht unbedingt aufgeheiztes Wagenblech berühren«, meinte Nicole. »Da kannst du jetzt Spiegeleier drauf braten…«
    »Nicht der Wagen«, stieß Zamorra hervor. »Das Amulett!«
    Mit einem Satz war Nicole wieder auf den Beinen, stand neben ihm und starrte die silberne Scheibe an. Ihre Hand krallte sich in Zamorras nackte Schulter.
    »Das - das ist unmöglich!« stieß sie hervor. »So hat es nicht einmal geglüht, als wir es mit Asmodis persönlich zu tun hatten!« Unwillkürlich sah sie in die Runde. Dämonen in der Nähe?
    Da begann das Amulett zu schweben, hob sich einen halben Meter über die Sitzfläche, um dabei weiterhin grelles Licht zu verstrahlen - und schoß direkt auf Nicole Duval zu!
    ***
    Raffael Bois konnte nicht aus seiner Haut. So hatte Graf Victor de Blaussec für ein paar Tage das Vergnügen, statt einem Diener deren zwei zu besitzen.
    Denn Raffael zuckte es immer wieder in den Fingern, wenn er seinen alten Freund Clement beobachten mußte, wie er seinen Chef bediente.
    Raffael ließ es sich nicht nehmen, ihm zu helfen. Und Clement, der weniger rüstig war als Raffael, nahm diese Hilfe gern an und bedauerte, daß der Tag der Abreise immer näher rückte.
    Der Graf lebte wie Zamorra ebenfalls im Loire-Tal, aber weiter nördlich. Und er bewohnte keines der hübschen Schlösser, sondern ein Herrenhaus, das immerhin auch noch groß und gediegen eingerichtet war.
    Unter dem Siegel der Verschwiegenheit lüftete Clement Ferrac das Geheimnis dieses Herrenhauses. »Vor ein paar Jahren hat sich der Graf mit Grundstücken sehr böse verspekuliert und mußte Château Blaussecsur-Loire verkaufen wie auch die beiden anderen Schlösser, die er in der Gascogne
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