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0228 - Ratten-Tanz

0228 - Ratten-Tanz

Titel: 0228 - Ratten-Tanz
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ratte…
    Und Zamorra bekam diese Veränderung aus erster Hand mit. Er begriff auch den Sinn dieser Aktion. Keine untote Wer-Ratte, sondern eine, die ein fast unglaubliches, schwarzmagisches Lebenspotential in sich barg! Die Rattenkönigin…
    Und abermals fragte er sich, welche Art von Kreatur die Riesenratten waren. Woher kamen sie, und was bezweckten sie mit ihrem Vorgehen? Er ahnte, daß er diese unheimlichen Wesen erst dann richtig bekämpfen konnte, wenn er diese Frage beantworten konnte. Aber wer konnte ihm die Antwort geben?
    Die Ratte in ihm!
    Er mußte ihrem Drängen nachgeben, wenn er die Antwort erhalten wollte. Aber er wußte, daß er dann verloren war. Wenn er sie abermals die Oberhand gewinnen ließ, jetzt und in dieser Situation, bezwang er sie nie mehr. Dann war er wie die anderen. Eine Wer-Ratte, die der Rattenkönigin zu gehorchen hatte…
    Es muß eine andere Lösung geben! schrien seine Gedanken. Ich muß sie nur finden!
    Er erreichte Nicole, stellte sich schützend über sie. Da sah er, wie die Rattenmenschen sich ihm näherten. Und in der Feme erhoben sich zwei, die erst seit kurzer Zeit zu ihnen gehörten. Ihre Köpfe verformten sich soeben…
    Zamorra fühlte sich unendlich einsam.
    Er sah, wie die Riesenratten vom Stem abließen. Noch loderten die sieben Feuer, aber die Ratten hatten ihr Ziel erreicht. Jetzt lösten sie ihre Formationen, wandten sich ihrem letzten Gegner zu - Zamorra!
    Von weit über hundert Augenpaaren fühlte er sich angestarrt. Eine Streitmacht, die so gut wie nicht zu besiegen war. Und inmitten des Feuerkreises im Stern tanzten nicht die Ratten, sondern die Rattenkönigin.
    Ihr schlanker Körper wiegte sich im gleichen Rhythmus wie das Flackern der violetten Flammen. Und die Wer-Ratten kamen immer näher, streckten ihre Hände nach ihm aus.
    Gib auf, Zamorra! pfiffen die Ratten.
    »Gib auf, Zamorra!« murmelten die Wer-Ratten monoton.
    »Gib auf, Zamorra«, sang die Rattenkönigin.
    Lähmende Schwere legte sich über sein Bewußtsein. Er verlor die Kontrolle über die Flammen. »Zurück«, keuchte er. »Geht zurück! Wer seid ihr? Wer hat euch in diese Welt gerufen?«
    Die Rattenmenschen hielten inne. Wurden sie unsicher? Löste seine Frage diese Unsicherheit aus?
    »Wer hat euch in diese Welt gerufen?« wiederholte er seine Frage.
    Da löste sich die Rattenkönigin aus dem magischen Stern und kam auf ihn zu!
    ***
    Sie war die Königin - und sonst nichts.
    Die Erinnerung an ihr früheres Leben als Claudine Piquet war verdrängt, schlummerte tief in ihrem Unterbewußtsein. Sie fürchtete sich nicht mehr. Alles war anders als zuvor. Sie war sich ihrer neuen Stellung bewußt und selbstsicher.
    Eine andere Erinnerung glühte in ihr. Sie wußte jetzt, wer sie war und warum sie war, warum sie sein mußte.
    Und sie hörte Zamorras Frage.
    Wer hat euch in diese Welt gerufen?
    Was wußte er? Mehr, als er als Mensch oder auch Diener wissen durfte?
    Die Rattenkönigin verließ den Kreis des magischen Feuers und näherte sich jenem Mann, der Zamorra hieß und auf verlorenem Posten kämpfte. Mit einer herrischen Handbewegung scheuchte sie die Diener zurück, die sich auf ihn stürzen wollten. Dicht vor Zamorra blieb sie stehen. Sie spürte den Regen nicht, der auf ihren Körper trommelte, und sie wußte, daß die Ratten ihr Handlungsfreiheit ließen.
    Sie war jetzt die Herrscherin.
    »Willst du wirklich wissen, wer uns in diese Welt holte?« fragte sie. »Willst du es wirklich wissen?«
    Zamorra fühlte, daß die Entscheidung nahte. Sie raste heran!
    »Ja«, nickte er. »Sprich!«
    Ihm wurde bewußt, daß es nicht Claudine Piquet war, die zu ihm sprach, sondern etwas anderes. Das andere, das sie beherrschte.
    Sie streckte die Hände aus, brachte sie aneinander und formte eine Halbkugel. In ihr entstand ein Bild.
    Zamorra starrte hinein.
    Und er sah… einen Menschen!
    Eine große, düstere Gestalt! Schockgrüne Augen leuchteten aus seinem kantigen Gesicht - Druidenaugen!
    »Ein Druide vom Silbermond?« ächzte er erschrocken.
    »Ja!« schrie die Rattenkönigin. »Ein Druide vom Silbermond… er brachte uns hierher! Und auch wir stammen von den Wunderwelten…«
    Zamorra glaubte in einen Abgrund zu stürzen. Der Silbermond und die Wunderwelten, jenes Zentrum weißer Druidenmagie irgendwo in Weltraumtiefen oder anderen Dimensionen… Aber alles existierte doch nicht mehr! Wie lange war es her, seit die Sonne entartete und das System der Wunderwelten und der Silbermond zusammenbrachen,
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