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0228 - Ratten-Tanz

0228 - Ratten-Tanz

Titel: 0228 - Ratten-Tanz
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fußgängertempo schritt er weiter. Wieder versuchte er den Polizeiwagen anzufunken. Aber niemand antwortete.
    Da hörte er einen dumpfen Knall aus der Feme.
    Erschrocken fuhr er herum und sah weit drüben, an der Bucht entlang, eine Feuersäule gen Himmel steigen. Dort war etwas explodiert.
    Dann waren die Schüsse, die er hörte, doch keine Täuschung…?
    Etwas begann sich um sein Herz zu legen und es zusammenzupressen. Er bekam plötzlich kaum noch Luft.
    Der Geländewagen! War er es, der explodiert war und jetzt ausbrannte?
    Was war mit Nicole?
    Das Funkgerät konnte ihm darauf keine Antwort geben. Es schwieg sich weiterhin aus.
    Angst um Nicole nagte in Zamorra, verwirrte ihn sekundenlang. Er wußte nicht, was er tun sollte. Zurücklaufen, nachsehen, was da verglühte? Oder den Weg fortsetzen, weiter nach Plan handeln?
    Als er unsicher wurde, entschied die Ratte in ihm!
    ***
    »Philippe«, murmelte Kommissar Maidonnes und rieb sich die Schläfen. Dahinter pochte es. Ein heftiger Schlag hatte den Kommissar für kurze Zeit ins Reich der Träume geschickt. »Philippe, wo stecken Sie? Faulenzen gibt’s nicht…«
    Er richtete sich halb auf.
    Die Nacht war nicht mehr dunkel. Im Gegenteil. Wilder, flackernder Feuerschein erhellte sie. Brüllende Hitze prasselte über Maidonnes hinweg. Der Renault im Graben brannte.
    »Philippe! Duval!« stöhnte Maidonnes und erhob sich endgültig. Funken flogen bis zu ihm herüber, und er wich zurück. Der Feuerschein ließ die Umgebung gut erkennen.
    Da lag ein dunkler Körper im Graben. Philippe! Neben ihm seine Pistole, und ein paar Meter weiter Maidonnes’ Waffe. Der Kommissar hob sie auf überprüfte die Ladung und steckte die fast leergeschossene Waffe ein. Dann kümmerte er sich um Philippe.
    Der Polizist war bewußtlos. Maidonnes zerrte ihn aus dem Graben, brachte ihn in die Seitenlage und begriff erst in diesem Moment, unter Umständen an seinem Assistenten zum Mörder geworden zu sein, falls der sich innere Verletzungen zugezogen hatte.
    Aber jetzt ließ sich nichts mehr ändern.
    Wo war Nicole?
    Da lag noch ein Körper am Straßenrand. Aber das war nicht Nicole Duval. Hier lag ein Mann. Maidonnes rollte ihn auf den Rücken und sah einen Rattenkopf.
    »Also wirken die Silberkugeln«, brummte er halb zufrieden. Denn daß dieser Rattenmensch tot war, daran gab es keinen Zweifel.
    Im Lichtschein des langsam ausbrennenden Wagens untersuchte Maidonnes ihn, fand aber keinerlei Ausweise. »Hm«, brummte er und richtete sich wieder auf. Das Fahrzeug konnte er abschreiben. Explosionsgefahr bestand allerdings nicht mehr, der große Knall war bereits vorüber. Überall herumliegende Trümmerstücke bewiesen es.
    Philippe erwachte stöhnend. Er brauchte einige Minuten, um wieder halbwegs klar denken zu können.
    »Können Sie sich an unseren Kampf auch nicht mehr in den Einzelheiten erinnern, Chef?« brummte er und begann, seine Waffe nachzuladen.
    »Es ging alles so unheimlich schnell. Da waren Ratten und Rattenmenschen… sie sind weg. Sie haben uns den Wagen zerstört, und Mademoiselle Duval ist auch verschwunden.«
    »Entführt«, murmelte Philippe und ließ das Magazin wieder einrasten. Auch Maidonnes nahm sich jetzt die Zeit, nachzuladen. Nur noch wenige Silberkugeln blieben übrig.
    »Entführt wie Claudine Piquet. Wenn ich wüßte, weshalb… und warum haben sie uns nicht gebissen?«
    »Vielleicht hielten sie uns für tot. Aber wir haben doch bis zuletzt geschossen… ich habe mindestens drei Ratten erwischt, und…«
    »Und einen Rattenmann. Drüben liegt er«, sagte Maidonnes.
    Philippe erhob sich. »Wir sollten trotzdem weiter nach Plan vorgehen. Sie haben zwar jetzt die Duval als Faustpfand, aber vorher hatten sie ja schon die Piqeut. Und Zamorra rechnet damit, daß wir auftauchen.«
    Maidonnes nickte.
    »Also machen wir uns zu Fuß auf den Weg«, knurrte er. »Schade, daß mit dem Wagen auch der Funk beim Teufel ist. Wir haben keine Verbindung mehr mit Zamorra.«
    »Egal. Ich denke, wir werden die Stelle auch so finden. Wenn die Ratten etwas Vorhaben, geht das nicht ohne Spuren und Geräusche ab. Von der Brücke an benutzen wir auch nicht mehr die Straße, gehen auch nicht querfeldein, sondern folgen im Laufschritt dem Ufer. Dann werden wir über kurz oder lang auch mit einem kleinen Umweg auf die Stelle treffen.«
    »Die Idee ist gut«, gestand Maidonnes. »Dann los!«
    Die beiden Männer verfielen in einen lockeren Trab, den sie einige Zeit mühelos durchhalten
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