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0228 - Ratten-Tanz

0228 - Ratten-Tanz

Titel: 0228 - Ratten-Tanz
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gab die Vorderachse den Geist auf. Lichtkegel wischten über die sich anbahnende Katastrophe und bewiesen, daß auch der andere Wagen herumschleuderte.
    Philippe hielt sich krampfhaft am Lenkrad fest, als der Wagen endgültig kippte. Maidonnes flog aus dem Rücksitz. Nicole tat das Gegenteil und das einzig Richtige; immerhin war dies nicht der erste Unfall, den sie überlebte. Sie schnellte sich nach oben ab und sah den Wagen unter sich davondrehen. Wie eine Katze rollte sie sich zusammen, kam auf hartem Boden auf und glaubte, zerschmettert zu werden. Reifen kreischten infernalisch, ein Motor brüllte wie ein Ungeheuer der Urzeit, und krachend polterte der Renault in den Graben, in dem er mit den Rädern nach oben liegenblieb.
    Nicole sah den anderen Wagen auf sich zukommen. Sie konnte nicht mehr weg! Flach preßte sie sich auf die Straße. Im nächsten Moment war das hochbeinige Monstrum da. Räder quietschten, und schleudernd kam der große Geländewagen zum Stehen - direkt über Nicole, die zwischen den breiten, großen Reifen lag! Sie konnte gerade noch den Kopf heben. Über ihr war die Hitze des Motors und des Getriebeteils.
    Sie krümmte sich wieder zusammen und sah im Zwielicht Menschen aus dem Wagen springen. Rattenmenschen! Zur anderen Seite rollte sie sich unter dem Fahrzeug hervor und griff in die Tasche. Da war die Pistole! Nicole entsicherte sie, kam wie eine Raubkatze hinter dem Wagen hoch - und wurde von einer Riesenratte angesprungen!
    Aus dem Graben heraus krachten Schüsse. Nicole hörte Maidonnes brüllen und Toben. Sie selbst schlug nach der Ratte, erwischte sie im Sprung und vernahm das schrille Fiepen. Sofort wirbelte sie herum und drückte ab. Die Siiberkugel nagelte das kleine Ungeheuer auf dem Asphalt fest. Da spürte sie, wie sie rechts und links an den Schultern angesprungen wurde. Dann war da noch ein Mann. Nicole fuhr herum, sah den großen Rattenkopf auf seinen Schultern und die geballte Faust heranfliegen.
    Warum beißt er nicht? fragte sie sich noch, dann traf sie der Schlag und trieb sie in die undurchdringliche Finsternis davon.
    ***
    Zamorra verzog das Gesicht. Es wurde merklich kühler, und die ersten feinen Regentropfen fielen in sein Gesicht. Er unterdrückte eine Verwünschung. Er durfte sich nicht von dem sich anbahnenden Regen unsicher machen lassen. Er mußte das Wetter so nehmen, wie es kam.
    Vor ihm der Ausläufer der Baie de Morlaix, von dem zwei Bäche abzweigten. Links sollte die Brücke sein, bloß konnte er davon nichts sehen. Vorsichtshalber wollte er noch einmal nachfragen.
    Er rief durch.
    Aber der Funk blieb still. Nur das Hintergrundrauschen war zu hören.
    »Verflixt, haben die einfach abgeschaltet?« knurrte der Professor und drückte noch ein paarmal auf die Ruftaste. Aber er erhielt keine Antwort. Einmal war es ihm, als erklängen in weiter Ferne Schüsse, aber das konnte auch eine Täuschung sein, hervorgerufen durch seine eigene Überreiztheit.
    Er wandte sich nach links. Der Ruf zog ihn geradewegs auf das Wasser zu, und ohne die Brücke und unter stärkerer Beeinflussung wäre er einfach geschwommen. Aber warum sollte er nicht die sich ihm bietenden Annehmlichkeiten ausnutzen?
    Ein paarmal ließ er kurz die Taschenlampe aufblitzen, um den Weg besser sehen zu können. Er stapfte am Ufer entlang. Es wurde immer dunkler, je dichter die Wolken wurden, und der Regen fiel ebenfalls stärker. Zamorra ärgerte sich, daß er keine Regenjacke übergezogen oder wenigstens Nicoles breitrandigen Westemhut mitgenommen hatte. Der Regen lief ihm über die Stirn in die Augen.
    Vor ihm tauchte die Brücke auf; eine schmale Konstruktion, gerade breit genug, daß sich zwei Kleinwagen darauf begegnen konnten. Zamorra erklomm die Böschung, sah einmal über die schlecht asphaltierte Straße zurück und betrat dann die Brücke.
    Sie war ziemlich lang, aber er konnte sie zügig überschreiten. Das war etwas anderes, als über die unebenen Felder zu laufen. Immer noch zog ihn der Ruf.
    Er war jetzt vollkommen sicher, daß der Unterschlupf der Wer-Ratten sich an jener Stelle befand, an der sie vormittags überfallen wurden. Aber in welchem Verhältnis standen Riesenratten und Rattenmenschen zueinander? Waren die Ratten wirklich dämonische Wesen, oder irrten sich die Wissenschaftler im Labor nur? Vielleicht eine Mutation…
    Er schüttelte unwillkürlich den Kopf. Die wenigsten Mutationen waren als Rasse überlebensfähig. Es mußte schon ein gewaltiger Zufall sein.
    Im normalen
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